Eine Radtour entlang von Krückau und Elbe - von Elmshorn zum Sandstrand
Wer mit seinem Rad per Bahn nach Elmshorn anreist, um die idyllische Fahrradtour entlang von Krückau und Elbe zu erleben, den erwartet ein zusätzliches Schmankerl, gleich am Bahnhof: Das Industriemuseum lädt ein zum Besuch, sollte vor der Rückfahrt mit dem Zug noch Wartezeit sein.
Doch das ist Zukunftsmusik. Zunächst geht es vom Bahnhof vorbei am Hafen bis zum Startpunkt der Tour an der Reit- und Fahrschule in der Westerstraße. Nur wenige Meter hinter der Stadtgrenze wandelt sich dort das Bild, über Kilometer wird die Radtour entlang von Krückau und Elbe bis zum weißen Elbstrand von Bielenberg führen und wieder zurück nach Elmshorn. Auenlandschaften und weite Felder säumen den unteren Lauf der Krückau, und mit etwas Glück begegnet man sogar dem seltenen Eisvogel.
Doch zunächst rückt ein anderes Tier in den Fokus: Zu Füßen - genauer gesagt zu Hufen - eines Holsteiner-Pferdes namens Landgraf I beginnt die Tour. Die lebensgroße Statue des legendären Springpferdes steht auf dem Hof der Reit- und Fahrschule. Sie ist das Zentrum der Holsteiner-Zucht. Der Zuchthengst Landgraf I hat über 1600 Nachkommen, darunter einige der besten Springpferde der Welt.
Aber egal, ob nun auf einem stolzen Holsteiner oder einem genügsamen Drahtesel - von hier aus gelangt man über die Straße Wisch zum Auendeich der Krückau. Auf dem Nordküsten- und Elberadweg fahren wir in Richtung Krückau-Mündung. Die Stadt im Rücken, werden Elmshorner Wasserturm und das Köllnflocken-Werk immer kleiner, und der Wind konkurriert mit dem Zirpen der Grillen im Wettbewerb um das lauteste Geräusch. Noch verdeckt der Deich die Sicht auf den Fluss, doch lenkt er den Blick auf die endlos weiten Felder des Marschlandes.
Reetdächer und Blumengärten schmiegen sich hier an den Deich
Links der Krückau radelt man ohne nennenswertes Gefälle gemütlich in Richtung des Dorfes Seester. Es ist der Ortskern der gleichnamigen Gemeinde mit nur 1000 Seelen. Reetdächer und Blumengärten schmiegen sich hier an den Deich. Die pittoresken Häuschen scheinen - unaufhörlich aufgereiht - dem Lauf des Deiches zu folgen.
Wer spät gestartet ist oder noch nicht gefrühstückt hat, findet in der Fischerkate Seester etwas gegen den Radlerhunger. An Wochenenden hat die Küche von 11 bis 21 Uhr geöffnet und verwöhnt ihre Gäste mit einem "Bauernfrühstück mit Gewürzgurke" oder der "Scholle Finkenwerder Art".
Ähnlich beeindruckend wie die Häuser am Deich, dabei aber wesentlich größer, ist die einsame Eiche am Straßenrand, von der ein Schild verrät, dass eine Bürgerin diesen Baum hier 1911 pflanzte. Die Eiche macht mit ihrem hoch hinaus ragenden Wipfel vor, was dem Radfahrer erst wenig später gelingt: Einen Blick über den Deich auf die Krückau zu werfen.
An der historischen Personenfähre Kronsnest ist es endlich soweit. Über den Deich gelangt man entlang eines mit kleinen Apfelbäumen gesäumten Weges an den Anleger. Das andere Ufer ist nur einen Steinwurf weit entfernt. Stabsprungtalente könnten hier ihr Glück versuchen. Alle anderen können für einen Euro mit einem kleinen Kahn übersetzen. Die Fährleute nutzen dafür noch ihre Muskelkraft, weshalb in den Beförderungsbedingungen darauf hingewiesen wird, dass sie gelegentlich eine Pause machen müssen. Deshalb könne es "zu Verzögerungen kommen".
Jedoch hat es am mit Schilfgras gesäumten Ufer der ruhig dahin fließenden Krückau niemand eilig. Die Fähre ist von Mai bis September in Betrieb.
Wir heben uns dieses kleine maritime Vergnügen jedoch für den Rückweg auf, da es links der Krückau noch vieles zu entdecken gibt, bis der kleine Fluss hinter dem Krückau-Sperrwerk in die Elbe mündet. Es lohnt sich beispielsweise, einen kleinen Bogen über Seestermühe zu fahren.
An einer unscheinbaren Stelle vor der Gutsverwaltung, kann man rechts in eine 700 Meter lange, doppelte Lindenallee abbiegen. Die durch die Lindenblätter fallenden Sonnenstrahlen bieten ein einzigartiges Lichtspiel. Am Ende der Allee erreicht man das Teehaus des Gutshofes der Familie von Kielmannsegg. Auf dem weitläufigen Grundstück zeugt nur noch ein Burggraben vom einstigen Schloss, das hier ab 1700 erbaut wurde. Der Rohbau des Schlosses brannte bereits 13 Jahre nach Baubeginn bis auf die Grundmauern nieder.
Inmitten weiter Ackerflächen liegt das Krückau-Sperrwerk
Weiter geht es in Richtung Krückau-Sperrwerk. Auch auf diesem Teil der Strecke muss man die Zivilisationsspuren am Boden suchen - es sei denn, das Getreide steht gerade im vollen Korn. Inmitten weiter Ackerflächen liegt das Krückau-Sperrwerk. Bei Sturmfluten wird es geschlossen, um das Hinterland zu schützen.
Hier, kurz vor der Krückaumündung, beginnt das Naturschutzgebiet "Eschschallen im Seestermüher Vorland". Beim Radeln ist hier Stillarbeit angesagt, denn das Naturschutzgebiet ist Brutstätte der Löffelente - und die braucht Ruhe. Ohnehin lohnt es sich aber, vom Fahrrad zu steigen, um zu Fuß bis zur Mündung zu gehen und den wunderschönen Ausblick auf den großen Strom zu genießen. Die Elbe ist an dieser Stelle sehr breit und mündet knapp 80 Kilometer hinter dem Horizont ins Meer.
Bevor es nach Kollmar weiter geht, muss der Drahtesel noch einmal geschoben werden, denn der Überweg des Sperrwerks ist mit Toren gesichert. Die sollen nächtliche Spaziergänge der auf den Deichen grasenden Schafherden verhindern. Uns jedoch können die Tore auf dem Weg nach Kollmar nur kurze Zeit aufhalten, und wenig später führt der Radweg elbabwärts. Uns kommen schon die großen "Pötte" entgegen. Aus der Nordsee kommend, steuern die Containerschiffe den Hamburger Hafen an und lassen von der weiten Welt träumen.
Bielenberg glänzt mit einem breiten weißen Elbstrand
Im Kollmarer Hafen liegen ihre kleinen Pendants. Davor lockt eine Fischbude mit maritimen Köstlichkeiten. Wer sich lieber selbst verpflegt, findet hier einen Picknickplatz mit gemauertem Grill, direkt am Deich. Bielenberg, das Ziel der Tour, glänzt mit einem mehrere Meter breiten weißen Elbsandstrand.
Baden ist hier jedoch verboten, weil die vorbei fahrenden Schiffe einen unberechenbaren Sog erzeugen können. Bevor es zurück nach Elmshorn geht, ist es uns aber auch recht, auf dem vereinzelt mit feinem Dünengras bewachsenen Sand zu liegen und die schöne Fluss-Tour im Geiste Revue passieren zu lassen.
Auf dem Rückweg fahren wir durchs Marschland zurück bis zur Personenfähre Kronsnest, lassen uns vom netten Fährmann übersetzen und kommen mit den vielen schönen Bildern dieses gefühlten Kurzurlaubs wieder in Elmshorn an.