Der chinesische Pianist Haiou Zhang kommt zum dritten Mal am 14. Juli mit dem International Music Festival in die Estestadt Buxtehude.
So langsam macht das International Music Festival Buxtehude seinem Namen alle Ehre. Zum dritten Mal bringen das Kulturforum am Hafen und der chinesische Pianist Haiou Zhang das Klassik-Festival diesen Sommer auf die Bühne.
Und Haiou Zhang rührt mittlerweile auch im Ausland kräftig die Werbetrommel. "Ich bin wie eine mobile Litfasssäule weltweit für Buxtehude unterwegs", sagt der 28-Jährige. "Als ich Anfang Mai in Toronto gespielt habe, habe ich in einem Interview ausführlich von dem Festival erzählt und auch in Hongkong haben schon alle wichtigen Zeitungen darüber berichtet." Freunde aus der Schweiz und England hätten sich für dieses Jahr angekündigt, und sogar Zhangs Eltern sowie Freunde aus Peking werden bei dem Festival sein.
Das Programm hat schließlich auch in diesem Jahr internationales Format. Das Eröffnungskonzert am 6. Juli auf der Halepaghen-Bühne bestreitet Zhang allein. "Bei diesem Klavierabend spiele ich Mozart, Debussy und Chopin", sagt er. Für das Matinée-Konzert am 8. Juli im Kulturforum hat er zwei chinesische Musiker, Yihua Jin an der Violine und Shengzi Guo am Violoncello, eingeladen. Beide kennt Zhang seit 15 Jahren, ging mit ihnen in China zur Schule. Gemeinsam spielen sie Stücke aus allen Epochen, und als Zugabe verspricht Zhang etwas Chinesisches. "2012 ist ja chinesisches Kulturjahr", sagt er. "Aufgrund meiner chinesischen Wurzeln wollte ich dieses Jahr unbedingt ein China-Konzert inszenieren."
+++ Wohnzimmerkonzert und Schulbesuch +++
Herzstück des Festivals ist wie schon im vergangenen Jahr das große Open-Air auf dem Firmengelände der NSB Reederei. 1000 Besucher finden dort Platz, wenn Zhang am 14. Juli gemeinsam mit der 45-köpfigen Klassik-Philharmonie Hamburg auftritt. Dass das Open-Air dieses Jahr so große Dimensionen annimmt, ist auch der finanziellen Unterstützung der Niedersächsischen Sparkassenstiftung zu verdanken. Kompositionen von Rossini, Tschaikowsky, Smetana, Massenet, Delibes und Elgar stehen für diesen Abend auf dem Programm. "Wir haben Stücke ausgewählt, die sehr fröhlich und gleichzeitig sehr populär sind", sagt Zhang. "Tschaikowskys B-Moll-Konzert, ein sehr anspruchsvolles, sinfonisches Werk, kennt praktisch jeder."
Das mag sein, vor allem in Europa. Aber wie kommt man, so wie eben Zhang, in China zu europäischer Klassik? "Als ich sechs Jahre alt war, schenkte mir ein Verwandter eine Mozart-Kassette", erinnert er sich. "Ich hatte zwar damals keine Ahnung, was das ist, aber ich habe sofort gemerkt, dass diese Musik auf unglaubliche Art und Weise mit mir synchronisiert. Ich war immer ein sehr ruhiges Kind, musikalisch ausgedrückt sehr pianissimo, vielleicht hat mir Mozart deshalb so gut gefallen. Klassik ist einfach meine Sprache."
Und damit ist Zhang ganz offenbar nicht allein. "Mehr als 50 Millionen Chinesen haben ein Klavier zu Hause", sagt er. Als Zhang mit 18 Jahren nach Deutschland kam, um an der Hochschule für Musik und Theater Hannover zu studieren, hatte er erwartet, dass alle Menschen hier klassische Musik hören. "Das stimmt natürlich nicht", weiß er heute. "Dabei finde ich, dass klassische Musik einfach hierher passt. Zu New York passt Michael Jackson oder Popmusik. Aber wenn ich in so schöne deutsche Altstädte wie Heidelberg komme, passt einfach Klassik am besten."
Liszt und Mozart gehören zu Zhangs Lieblingskomponisten. Seine erste CD, die vergangenes Jahr erschienen ist und sogar im Boardprogramm der Lufthansa zu hören war, enthielt Liszt-Kompositionen. Auf Zhangs zweitem Album, das bereits im Kasten ist und kommendes Jahr erscheinen soll, gibt es Klavierkonzerte von Mozart.
Doch Zhang mag auch russische oder französische Komponisten. "Das kommt immer drauf an. Wenn ich nach Hamburg oder Buxtehude komme, höre ich am liebsten Brahms. Das ist einfach hanseatische Musik, pure Romantik. Zu Buxtehude passt aber auch Chopin sehr gut, deswegen haben wir den dieses Jahr auch im Programm."
Seine Zukunft sieht Zhang auf jeden Fall in Deutschland. "Ich habe viele Freunde hier und bin kulturell sehr integriert. Und ich habe ein tolles Festival in Buxtehude, das ist auch ein Grund." Zwar ist das Festival zunächst auf fünf Jahre ausgelegt, doch Zhang sieht es als Lebenswerk und hat schon jetzt etliche Zunkunftspläne. Die renommierte NDR Radiophilharmonie Hannover steht genauso auf seiner Wunschliste wie die für einen Grammy nominierten Heidelberger Symphoniker.
Um auch ein junges Publikum anzusprechen, möchte er in Zukunft Jazz und Pop ins Programm integrieren. Und dank interessierter Sponsoren aus China darf Zhang sogar davon träumen, eines Tages chinesische Orchester nach Buxtehude holen zu können. "Natürlich bleiben wir mit den Beinen auf dem Boden", sagt er, "aber wir schauen schon nach internationalen Dimensionen." Zu Recht, bei dem Festival-Namen.