Neuregelungen beim TÜV sollen für mehr Sicherheit sorgen. Kleine Mängel wurden bislang oft nicht behoben, das soll sich jetzt ändern.
Stade/Buxtehude. Jeder Autobesitzer muss alle zwei Jahre mit seinem Fahrzeug zur Hauptuntersuchung (HU). Voraussichtlich vom 1. Juli dieses Jahres an gibt es neue Regeln. Die Kontrollen werden strenger als bisher. "Ich gehe davon aus, dass mehr Autos durchfallen werden", sagt Hans-Hermann Vollmers, Leiter der TÜV-Station Stade. Wer seine Frist verpasst, muss zudem tiefer in die Tasche greifen, sobald die neue Regelung greift.
Der Bundesrat hat den Weg bereits geebnet und einer Verordnung zur Änderung straßenverkehrsrechtlicher Vorschriften zugestimmt. Derzeit ist geplant, dass die neuen Regeln für die Hauptuntersuchungen von der Jahresmitte an gelten sollen. Doch was bedeuten die Änderungen für die Autofahrer?
Eine der wichtigsten Neuerungen ist der Verzicht auf die Rückdatierung der Plakettengültigkeit. Bislang galt folgende Regelung: Wenn die Plakette zum Beispiel im Januar dieses Jahres abgelaufen ist, der Autofahrer aber erst im März zur HU kam, dann war die neue Plakette nur bis zum Januar 2014 gültig. TÜV-Stationsleiter Vollmers spitzt dieses Beispiel noch zu: "Wer erst 23 Monate nach Ablauf der alten Plakette zur HU kommt, bekommt die Neue eben nur für einen Monat."
Wer künftig die Frist um bis zu zwei Monate verstreichen lässt, kommt glimpflich davon. Die neue Plakette gilt dann von der Untersuchung an zwei Jahre. Wer sich länger als zwei Monate Zeit lässt, zahlt drauf. Die Gebühr erhöht sich um 20 Prozent. Derzeit kostet die HU ohne Aufschlag etwa 60 Euro. Die Preiserhöhung wird mit einer statistisch nachgewiesenen höheren Mängelhäufigkeit begründet. Deshalb wird nach Angaben des TÜV eine intensivere Untersuchung erforderlich.
Einige Fahrer dürften ab Juli zudem noch mehr zittern, wenn ihr Fahrzeug zum obligatorischen Sicherheitscheck muss. Die Kontrollen werden strenger. "Der Mängelkatalog wird gestrafft", sagt Vollmers. So reicht beispielsweise bei den Sicherheitsgurten künftig keine Sichtprüfung mehr. Der Prüfer muss sich auch von der Funktionsfähigkeit überzeugen.
Ein weiteres Beispiel ist die Kennzeichenbeleuchtung. Wenn eine der beiden Lampen nicht mehr funktioniert, notieren die Prüfer dies als einen geringen Mangel, sind beide Lampen kaputt, ist es ein erheblicher Mangel - das Auto fällt durch. Grund für die neue Richtlinie ist der bisherige Umgang der Fahrzeughalter mit den sogenannten geringen Mängeln. "Es wird immer häufiger festgestellt, dass diese Mängel nach zwei Jahren wieder auftauchen, also nicht behoben wurden", sagt Vollmers.
Beim TÜV in Stade werden im Jahr etwa 5000 Fahrzeuge untersucht. Etwa 18 bis 20 Prozent fallen durch, sie haben erhebliche Mängel und werden als nicht straßentauglich eingestuft. Mit der Änderung wird es mehr Mängel geben, die sofort behoben werden müssen. Deshalb geht Vollmers, der seit 2007 Leiter der Station in der Hansestadt ist, davon aus, dass sich die Durchfallquote erhöhen wird.
Ebenfalls ändern werden sich die Regeln für die Besitzer von neuen Autos. Für alle Fahrzeuge, die ab dem 1. Juli 2012 neu zugelassen sind, wird eine umfassende Elektronikprüfung eingeführt. Dabei wird von 2013 an ein von den Prüforganisationen speziell entwickelter HU-Adapter zum Einsatz kommen. Dafür machen die Prüfer eine kurze Probefahrt, um die elektronischen Systeme aussagekräftig prüfen zu können. Der HU-Adapter wird an eine spezielle Diagnosestelle angeschlossen. So können die Prüfer sämtliche Fehlermeldungen auslesen. Bislang mussten sie sich auf die manuelle Prüfung der Hersteller verlassen.
So konnten die Kontrolleure zum Beispiel nicht sagen, ob der Airbag im Notfall wirklich funktioniert. In den modernen Autos gibt es immer mehr Elektronik. Und das bringt Schwierigkeiten bei der Untersuchung der Fahrzeuge mit sich. "Da kann ich nicht reingucken", sagt TÜV-Leiter Vollmers. Zudem gebe es eine Menge Tricks, um die Elektronik zu manipulieren. Solche Manipulationen können die Prüfer künftig feststellen. Ebenfalls feststellen können sie mit dem neuen Adapter eventuell am Fahrzeug durchgeführte, aber nicht zugelassene Tuning-Maßnahmen.
Einige der fünf Stader TÜV-Mitarbeiter wurden mit Blick auf die Veränderungen bereits intensiv geschult. Die Hauptuntersuchungen werden in Zukunft wegen der neuen Untersuchungsmöglichkeiten länger dauern. Ob sie auch teurer werden, ist bislang noch unklar. "Zurzeit ist nicht im Gespräch, dass es teurer wird", sagt Vollmers. Allerdings ist die Gebührenordnung politisch beschlossen. An diese Entscheidung müssen sich alle zur Prüfung berechtigten Organisationen halten.