15 Meditationszentren im Norden, unter anderem in der Este-Stadt und in Lüneburg, öffnen am kommenden Wochenende ihre Türen.
Mitten im Herzen der Buxtehuder Altstadt, direkt neben der historischen Fleth-Mühle, weist ein kleines Schild an der Klingel von Haus Nummer 2 den "Weg zur Erleuchtung". Seit 20 Jahren treffen sich bekennende Buddhisten zu Vorträgen, Gesprächsrunden und Meditationen in ihrem Gruppenraum am Ostfleth. Doch wer hinter der weißen Eingangstür im ersten Stockwerk einen Tempel in roten und orangefarbenen Tönen, jede Menge Räucherstäbchen, Blüten, Kerzen und einen lebensgroßen, goldenen Buddha vermutet, irrt. In den hellen und freundlich gestalteten Räumen gibt es nur vier kleinere Buddhastatuen, und das Einzige, was im buddhistischen Zentrum eine kräftige Farbe besitzt, sind die Gardinen in der Küche.
Die Atmosphäre im Haus der Sangha (buddhistische Freunde) ist gelöst. Es wird viel geredet, gelacht, einander geherzt. Wer hier Mitglied ist, unterscheidet nicht zwischen Kasten und Rassen, dick und dünn, arm und reich. Jeder Mensch, jedes Lebewesen ist gleich viel wert. Auch die Gruppe selbst ist sehr heterogen. 60 Männer und Frauen jeglicher Couleur sind hier vertreten, alle stehen mitten im Leben "Und wir kommen bestens miteinander aus", betont Nils Doerenbruch als Sprecher für das buddhistische Zentrum.
Einige von ihnen sind übrigens vom Katholizismus zum Buddhismus konvertiert. "Wir hatten durch unseren geübten Umgang mit Glöckchen, Weihrauch und dem ganzen anderen Brimborium wohl einen einfacheren Zugang zum Buddhismus", vermutet Anne Stevens, die seit 20 Jahren dabei ist. Heute sei die in Buxtehude praktizierte Form der tibetischen Erfahrungsreligion jedoch den Normen und Vorlieben der Westeuropäer sehr angepasst. "Unser Lama Ole Nydahl geht einen unkonventionellen Weg und wagt es auch, die der tibetischen Kultur geschuldeten Zöpfe abzuschneiden. Seine Belehrungen sind zwar weiterhin traditionell, aber nicht sein Stil, seine Metaphern in der Lehre sind modern und provokant", sagt die Buxtehuderin.
Nydahl wurde in Kopenhagen geboren und wuchs in Dänemark auf. Während seiner Hochzeitsreise begegneten er und seine Frau Hannah im Jahr 1968 dem 16. Gyalwa Karmapa, dem Oberhaupt der Karma-Kagyü-Schule des tibetischen Buddhismus. Dieser beauftragte das Ehepaar, im Westen den Diamantweg-Buddhismus zu lehren und buddhistische Zentren zu gründen. Mittlerweile hat Nydahl mehr als 600 Studienzentren der Karma-Kagyü-Linie aufgebaut. Als Linie der direkten mündlichen Überlieferung legt sie besonderen Wert auf die Meditation. "Das grenzt unseren Weg von den anderen Schulen des Buddhismus ab. So betont die Schule des Dalai Lama traditionell stärker das Studium buddhistischer Texte", sagt Nils Doerenbruch.
Das Angebot der Diamantweg-Buddhisten beruhe auf Freundschaft und Idealismus: Die meist berufstätigen Mitglieder organisierten die Zentren ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Mönche und Nonnen gibt es nicht, denn Liebe und Partnerschaft würden im Diamantweg seit jeher als Rohstoff für schnelle Entwicklung angesehen.
Wer weitere Informationen über die Arbeit der Vereine sucht, wird auf der Homepage des buddhistischen Zentrums unter www.buddhismus-nord.de fündig. Zu lesen ist dort beispielsweise, dass in Buxtehude jeden Donnerstag die "Meditation auf den 16. Karmapa" ist. Außerdem steht an jedem ersten, zweiten und vierten Donnerstag im Monat ein Kurzvortrag auf dem Programm.
Längere Belehrungen erwarten die Besucher in regelmäßig angebotenen Vorträgen von sogenannten Reiselehrern. Lama Ole Nydahl sucht diese erfahrenen Buddhisten unter seinen Schülern aus und bittet sie, in seinen Zentren einführende Erklärungen zum Buddhismus zu geben. Dabei gehen sie auf Themen wie buddhistische Zuflucht, Liebe und Partnerschaft, Umgang mit Störgefühlen und Karma ein. Nach den und manchmal auch während der Belehrungen gibt es stets die Möglichkeit, Fragen zu stellen, um im Anschluss an einer gemeinsamen geleiteten Meditation teilzunehmen. "Um den buddhistischen Lehrer Lama Ole Nydahl selbst kennenzulernen, muss man manchmal einige Monate warten, aber ein bis zweimal im Jahr ist er auf jeden Fall im Norden, oft in Hamburg und Kiel, zu Besuch", sagt Doerenbruch.
Für Besucher, die am kommenden Sonntag zum Tag der offenen Tür das buddhistische Zentrum in Buxtehude besuchen, seien ebenfalls einführende Erläuterungen zum Buddhismus geplant. "Wir möchten unseren Gästen die Idee des Buddhismus und die Grundbegriffe erklären. Auf keinen Fall wird missioniert, das ist uns ganz wichtig. Zum Buddhisten wird man nur aus eigenem Interesse und Antrieb", sagt Anne Stevens.
Ein weiteres Ziel sei es, bei den Menschen im Norden nach und nach ein genaueres Bild über die Erfahrungsreligion entstehen zu lassen. Neben einführenden Vorträgen und kurzen, auf Deutsch angeleiteten Meditationen stehe darüber hinaus genügend Zeit für entspannte Gespräche zur Verfügung.
15 buddhistische Zentren der Karma-Kagyü-Linie in Norddeutschland öffnen am Sonntag, 25. März, von 11 bis 17 Uhr ihre Türen für die Öffentlichkeit. Mit verschiedenen Kurzeinführungen, Vorträgen, Meditationen und Gesprächen wollen auch die Zentren in Buxtehude (Ostfleth 2) und Lüneburg (Stadtkoppel 9) zeigen, wie die lebensnahe, westliche Form des Buddhismus in der Region aussieht. Weitere Informationen vorab unter der Telefonnummer 04161/502378.