Jemand anderem Zeit schenken: Das klingt etwas banal, ist es aber nicht. Dem elf Jahre alten Lennard bedeutet es sehr viel, wenn Marion Wendland, 62, aus Harburg jede Woche zu ihm nach Sinstorf kommt, mit ihm auf den Spielplatz geht oder Ausflüge macht - wenn sie ihm also ihre Zeit schenkt. Und seine Eltern können währenddessen etwas Kraft tanken oder schlicht arbeiten gehen.
Lennard ist als Frühchen mit einer lebensbedrohlichen Speiseröhrenfehlbildung und Behinderungen auf die Welt gekommen. Bis heute kann seine Mutter, Angela Kohl, den Elfjährigen nicht allein lassen. Er ist sehr oft krank, und ihn rund um die Uhr zu betreuen, kann die 47 Jahre alte Diplomkauffrau nicht leisten. Ihr Mann Jens Prager, 51, ist zudem als Allgemeinmediziner bis spät abends beschäftigt.
Da geraten die Eltern schnell an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Deshalb sind sie froh über die Unterstützung von Marion Wendland, die sich seit mittlerweile fünf Jahren regelmäßig um Lennard kümmert. Der Verein Nestwärme hat die Harburgerin vermittelt. Angela Kohl möchte Marion Wendland nicht mehr missen. "Sie hat ein tolles Wesen und die Gabe, Lennard zur Ruhe zu bringen, wenn er sehr zappelig ist", sagt sie.
Die Freude, die er dabei empfindet, mit ihr etwas zu unternehmen, ist für Marion Wendland ein echtes Geschenk. Als sie einmal fünf Wochen lang wegen Krankheit ausfiel, war Lennards Wiedersehensfreude unbändig. "Ich habe noch nie erlebt, dass sich ein Mensch so gefreut hat, mich zu sehen. Ich bekomme so viel zurück", sagt Marion Wendland.