Weil Famila auf dem Festhallen-Areal bauen wird, müssen Schießstand und Jugendhaus bald umziehen. Doch wohin mit den Schützen?
Jesteburg. Ein Schmuckstück ist die Jesteburger Festhalle wahrlich nicht. Wer von Asendorf in den Ort hinein fährt, sieht rechterhand einen großen, öden Parkplatz und eine Halle, deren Fenster mit vergilbten Gardinen und Alufolien verhängt sind. Ihre besten Tage hat die von 1969 bis 1971 errichtete Halle längst hinter sich, und bald wird sie auch ganz aus dem Ortsbild verschwunden sein. Nachdem die Jesteburger Bürger in einem Bürgerentscheid im vergangenen Jahr entschieden haben, dass sich ein Famila-Verbrauchermarkt auf dem Grundstück ansiedeln soll, herrscht endlich Klarheit in der Diskussion um das Areal, die sich weit mehr als zehn Jahre hingezogen hatte.
Famila will nun voraussichtlich im Laufe des Jahres 2013 seinen Markt mit einer Verkaufsfläche von rund 3000 Quadratmetern eröffnen. Dazu kommen noch Nutzflächen und Parkplätze. "Wir werden uns fast nur auf Lebensmittel beschränken, um die Geschäftsleute vor Ort nicht zu beeinträchtigen", sagt Bärbel Hammer, Leiterin Marketing und Unternehmenskommunikation bei Famila.
Für die Gemeinde ist die Sache damit aber nicht erledigt, denn der Abriss der Festhalle zieht einen ganzen Rattenschwanz an weiteren Entscheidungen nach sich, denen sich die Politiker nun stellen müssen. "Wir sind noch in einer sehr frühen Phase", bringt es Udo Heitmann, SPD-Ratsmitglied und ehrenamtlicher Gemeindebürgermeister, auf den Punkt. Am kommenden Dienstag spricht der Verwaltungsausschuss nicht öffentlich über die Inhalte des Kaufvertrags, danach gehen die Beratungen weiter.
Denn was passiert mit den Schützen? Sie haben ein eingetragenes Nutzungsrecht für die Festhalle, die auf gemeindeeigenem Grund und Boden steht. Für einen Teil des Grundstücks, auf dem der Schießstand steht, sind sie erbbauberechtigt, Eigentümerin ist ebenfalls die Gemeinde. Den restlichen Teil, knappe 1000 Quadratmeter, besitzen sie selbst. Demzufolge müssen sie zustimmen, dass die Gemeinde das gesamte 13 000-Quadratmeter-Grundstück mit Festhalle und Schießstand verkaufen darf. Der Großteil der Mitglieder sei auch dafür, erklärt Torsten Lange, Präsident des Jesteburger Schützenvereins von 1864. Aber eine offizielle Abstimmung steht noch aus.
Im Gespräch ist bisher, den Schützen einen neuen Schießstand auf dem gemeindeeigenen Areal zwischen der Gaststätte Hacienda und den Sportanlagen zur Verfügung zu stellen. Bezahlt werden soll er aus dem Anteil des Verkaufserlöses für das Festhallen-Grundstück, der den Schützen zusteht. Eine neue Festhalle brauche der Verein nicht, sagt Lange. Für Veranstaltungen könne man beispielsweise ein Zelt oder den Schießstand nutzen, der eine Art Multifunktionsraum werden soll.
Doch das dafür auserkorene Grundstück hat einen kleinen Haken, es ist nämlich mit dem ebenfalls sehr in die Jahre gekommenen Jugendhaus belegt. Da sich eine Sanierung sowieso nicht lohne, stünde einem Abriss nichts entgegen, erklärt Jesteburgs Samtgemeindebürgermeister Hans-Heinrich Höper, der ebenfalls Gemeindedirektor von Jesteburg ist. Bleibt nur die Frage: Wo soll ein neues Jugendhaus gebaut werden?
"Das wiederum hängt von der Oberschule ab", sagt Höper und geht damit auf den letzten Aspekt in dem munteren Jesteburger Grundstücks-Reigen ein. Fakt sei, dass das Jugendhaus in der Nähe der Oberschule entstehen soll. Doch ob der Betrieb im kommenden Schuljahr tatsächlich starten kann, hängt von den Anmeldungen im Frühjahr ab. Beginnen soll die Oberschule erst einmal am Sandbarg, doch da die Räume dort nur begrenzt sind, gibt es laut Georg Krümpelmann, Sprecher des für die Oberschule zuständigen Landkreises Harburg, zwei Möglichkeiten: Die Grundschule am Moorweg wird erweitert oder es gibt einen Neubau auf dem Areal zwischen Freibad, Kindergarten und Grundschule. Darüber wird der Kreistag noch beraten müssen.