Eine Buxtehuder Firma macht mit Strandkörben die prominente Kundschaft glücklich. Der HSV, Dieter Bohlen und Beckenbauer sind Kunden.

Buxtehude. Für Dieter Bohlen musste es schon Kampen sein. Morsum, nein, das wäre wirklich nicht gegangen, schließlich sollte ja auch Freundin Carina im schicken Strandkorb Platz finden. Und im Modell Morsum wäre es einfach zu eng geworden für die zwei. Also orderte der ehemalige Modern-Talking-Sänger das Zweieinhalbsitzer-Modell Kampen, ließ Carina das Stoffmuster aussuchen, stellte sich den Korb auf sein Grundstück in Tötensen und war nach einiger Zeit so begeistert von dem Produkt, dass er gleich einen zweiten Strandkorb für seine Wohnung auf Mallorca bestellte.

Ob das Wahrzeichen stürmischer norddeutscher Sommerstrände in die mediterranen Gefilde passt oder nicht, sei mal dahingestellt. Immerhin war Bohlen ein weiterer prominenter Kunde für Nils Gosebeck, den Geschäftsführer der Buxtehuder Manufaktur "Die Strandkorbprofis", die die Mahagoni-Modelle seit sieben Jahren in Handarbeit herstellt. Franz Beckenbauer, Hans Meiser, Thomas Helmer und fast der gesamte HSV dürfen ebenfalls einen Strandkorb made in Buxtehude ihr Eigen nennen.

Dabei liegt es nicht zwangsläufig auf der Hand, dass in dem beschaulichen Städtchen an der Este die Inbegriffe deutscher Urlaubsseligkeit an Nord- und Ostsee produziert werden. "Es war die alte Liebe zu Sylt", erklärt Nils Gosebeck. Die traditionellen, windgeschützten Sitzgelegenheiten seien einfach faszinierend.

Hochwertig sollten die Strandkörbe aber sein, entschied Gosebeck. Ihre Qualität sollte sich deutlich von der in China hergestellten Massenware unterscheiden, die an vielen Stränden Norddeutschlands Schutz vor der steifen Brise bietet. Gosebeck setzt auf wetterfesten Dralonstoff, zertifiziertes Mahagoniholz aus der eigenen Firma in Indonesien und Fachkräfte mit fundierter Ausbildung. Liane Magunia, Nicole Koch und Elena Meisner sind solche Fachkräfte. Die drei Frauen haben den Beruf der Schneiderin gelernt und sorgen in der Näherei dafür, dass die mit Städtenamen versehenen Korbbezüge an den richtigen Stellen zusammengenäht werden.

"Kariert ist zurzeit sehr gefragt", sagt Gosebeck. Das grün-rot-blau-weiße Muster heißt "München" und ist auch von Franz Beckenbauer ausgewählt worden, nachdem Gattin Heidi per Telefon einen Termin mit der Buxtehuder Firma ausgemacht hatte. Sie hätte ja gerne so einen schönen Strandkorb, habe sie gesagt. Mittlerweile steht je ein Exemplar auf den Grundstücken der Beckenbauerschen Anwesen in Kitzbühel und Salzburg.

Seit einiger Zeit habe das "München"-Muster ganz klar "Hamburg" den Rang abgelaufen, erzählt Gosebeck. Die klassischen weiß-blauen Blockstreifen würden kaum noch nachgefragt werden. Vermutlich sei das Weiß für viele Leute zu pflegeaufwendig oder sie haben sich an den Farben einfach satt gesehen. Ebenfalls gut läuft auch "Hannover", ein dunkles Rot mit dünnen weißen Streifen, und das zweifarbig karierte "Nürnberg".

Aus 15 Einzelteilen setzt sich der Bezug eines Strandkorbs zusammen. Bevor die Näherinnen sie verarbeiten und an die Polsterer weitergeben, werden sie von Thomas Stamminger und dem Zuschnitt-Team vorbereitet. Dazu klettert Stamminger auch mal gerne auf den riesigen Schneidetisch und wandert auf Knien über den Stoff, denn anders lassen sich die großen Stoffstücke oft nicht zuschneiden. In der Polsterei werden die Bezüge dann auf die Schaumstoffsitze getackert und mit dem Holz und Geflecht des Korbes verbunden.

Das untere Gestell und der Schirm der Strandkörbe werden nicht in Buxtehude, sondern in Indonesien hergestellt. Per Containerschiff werden sie von dort aus in einer 42-tägigen Fahrt nach Buxtehude gebracht, wo täglich 50 Körbe eintreffen, die nur noch zusammengebaut werden müssen. "Zwei Mal im Jahr fliegen wir nach Jakarta, um uns ein Bild von den Arbeiten vor Ort zu machen", sagt Nils Gosebeck.

In der Hauptsaison von März bis Juni verlassen pro Tag rund 30 Körbe das Buxtehuder Lager. Zu 90 Prozent gehen die 600 bis 1600 Euro teuren Ein- bis Zweieinhalbsitzer an Privatleute, Gastronomen oder Firmen, die sie für Werbezwecke nutzen. "52 Prozent unserer Körbe verschicken wir nach Nordrhein-Westfalen", sagt der Geschäftsführer. Das seien meistens die Leute, die so begeistert von ihrem Nord- und Ostseeurlaub zurückkehren, dass sie sich gleich ein Andenken im heimischen Garten wünschen. Ein Stück Urlaub zu Hause eben. Elf Prozent wandert ins Ausland, vor allem in den Benelux-Ländern und Skandinavien sieht Gosebeck noch gute Entwicklungschancen.

Es habe eine Zeit gegeben, da wurde der Strandkorb in Deutschland von der Hollywoodschaukel verdrängt, sagt Gosebeck. Ende der 90er-Jahre habe sich das aber geändert und das traditionsreiche Möbelstück erlebte eine Renaissance - aus welchen Gründen auch immer. Fest steht für ihn aber eines: Frühjahr und Herbst, wenn der Wind schön braust und das starke Holzmaterial wie eine Trutzburg dem Sturm Paroli bietet, sind die schönste Zeit zum Sitzen.