Michael Schreiner (39) sagt, die Gesundheitsrisiken des Re-Powerings seien zu hoch.

Gegen Re-Powering? Grundsätzlich sind wir nicht gegen ein Re-Powering, auch nicht gegen die Nutzung alternativer Energiequellen. Auch sprechen wir nicht über Spekulationen sondern Erfahrungen. Die drei in unmittelbarer Nähe zu Wohnste bereits aufgebauten Enercon E 82-Anlagen, die dem Typ entsprechen, mit dem die kleineren (nebenbei erwähnt sehr gut akzeptierten) und erst im Jahr 2003 errichteten zehn Windkraftanlagen ersetzt werden sollen, sorgen dafür, dass teilweise die Nerven blank liegen.

Bei bestimmten Windverhältnissen verursachen die Anlagen zwar unregelmäßig, in jüngster Zeit aber im Schnitt mindestens einmal pro Woche, enorme Geräusche. Anwohnern wird buchstäblich der Schlaf geraubt. Die Betreibergesellschaft ignoriert geflissentlich - aber beharrlich - jede noch so freundlich formulierte Meldung hierzu.

Zusätzliche ergibt sich ein erhebliches Gesundheitsrisiko aus dem Infraschall, der durch die bewegten Massen, also die Rotorblätter, entsteht. Das Tückische ist, dass dieser Schall unhörbar ist. Auch Messungen von Lärmbelästigung gemäß der "Technischen Anleitung Lärm" mit Bewertungsfilter A (dB(A)) berücksichtigen den niederfrequenten Schall nicht. Dennoch hat Infraschall nachweislich verschiedene Wirkungen auf den menschlichen Körper, wie beispielsweise: Ermüdung, Konzentrationsminderung, Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit, Kopfschmerzen, Verspannungen, Unzufriedenheit, Depressionen, Schlafstörungen.

Immerhin sind die Wirkungen derart ausgeprägt, dass die EU-Richtlinie 89/391/EWG festlegt, dass Schwangere nicht niederfrequenten Vibrationen ausgesetzt werden dürfen, da dies das Risiko von Fehl- oder Frühgeburten erhöhen kann - keine Lappalie also. Oder würden Sie dieses Risiko eingehen wollen? Ein weiterer größerer Stein des Anstoßes ist die Hindernisbefeuerung. Windkraftanlagen mit mehr als 100 Metern Höhe müssen damit ausgerüstet sein. Die eingesetzte Doppelbefeuerung mit ihrem charakteristischen Blinkmuster wirkt sich allein schon bei den drei neu gebauten Anlagen störend aus. Da mutet es schon fast unheimlich an, stellt man sich vor, wie 23 Anlagen, also 46 Blitzlichter, künftig den Himmel über Wohnste, Ahrenswohlde, Ahrensmoor, Wiegersen und so weiter jede Nacht in ein rotes Blitzlichtgewitter tauchen.

Die größte Ungerechtigkeit aber ergibt sich aus den drohenden Wertverlusten für die Immobilien. Es gilt die Faustregel: Je näher die Windkraftanlage ist, desto höher ist der Wertverlust. Selbst Immobilien in mehr als 5000 Meter Entfernung können hiervon betroffen sein. Der gesamte Immobilienbestand allein in Wohnste repräsentiert in etwa 50 Millionen Euro. Dafür war eine mehr als 750-jährige Dorfgeschichte nötig. Geht man davon aus, dass - befinden sich Windkraftanlagen in sichtbarer Entfernung - ungefähr zehn Prozent Wertverluste kalkuliert werden können, so werden mit der Durchführung der Re-Powering Maßnahme sozusagen mit einem Federstreich etwa 2,5 bis 5 Millionen Euro "vernichtet".

Kollektivhaftung zu Gunsten einiger weniger, die erheblich Kapital aus der Re-Powering-Maßnahme schlagen wollen? Dazu sagen wir nein. Wir sind: Für Wohnste - gegen Re-Powering.

Michael Schreiner (39) aus Wohnste ist Mitglied der lokalen Bürgerbewegung "Für Wohnste", die gegen das Re-Powering des AWOMO-Windparks protestiert.