Der Schauspieler und Kabarettist präsentiert Mittwoch sein aktuelles Comedy-Programm “Das Beste“ im Hansesaal des Stader Stadeums.

Stade. Er wird als das "kabarettistische Sprachrohr der Generation 50plus" bezeichnet - Bill Mockridge kennt sich aus mit den Tücken des Älterwerdens. Im Interview erzählt der 62-jährige gebürtige Kanadier, warum es sich trotz Haarausfall und ein paar Kilo zu viel lohnt, sein Alter zu akzeptieren und warum eine junge Freundin nicht immer die beste Lösung ist. Getreu seinem Motto: "Lachen ist die beste Methode, dem Leben die Zähne zu zeigen. Auch wenn es die dritten sind."

Hamburger Abendblatt:

Herr Mockridge, dürfen sich eigentlich auch unter 50-Jährige Ihr Programm anschauen?

Bill Mockridge:

Auf jeden Fall! Und ich habe auch tatsächlich ein junges Publikum. Viele Jüngere begleiten ihre Eltern zu meiner Show. Das merke ich immer dann, wenn ich mich am Ausgang von den Leuten persönlich verabschiede. Tatsache ist ja auch, dass ich in meinem Programm viel von meiner Familie erzähle. Bei sechs Söhnen - und der jüngste ist zwölf - sind da zwangsläufig viele junge Themen dabei.

Abendblatt:

Sie sind 62 Jahre alt. Gibt es bei Ihnen Momente, in denen Sie Ihr eigenes Alter spüren?

Mockridge:

Sicherlich. Die Haare fallen aus, ich habe Altersflecken und ein paar Kilo zu viel, die ich so einfach nicht mehr wegkriege. Interessant ist, dass mich meine Umwelt anscheinend schon mit 50 Jahren als älteren Herrn wahrgenommen hat.

Abendblatt:

Wieso das?

Mockridge:

Das war, als ich meinen 50. Geburtstag gefeiert habe. Meine Frau und meine Jungs hatten mir ein T-Shirt geschenkt, auf dem stand "50 Jahre - gut gemacht". Dieses T-Shirt hatte ich an, als eine Fleurop-Frau an unserer Haustür klingelte, um mir einen Blumenstrauß zu überbringen. "Ach, Sie feiern Goldene Hochzeit, wie schön", sagte die Frau. Da habe ich mich wirklich gefragt, wieso ich mit 50 schon so aussehe, als könnte ich 50 Jahre verheiratet sein.

Abendblatt:

Ein Schockerlebnis für Sie?

Mockridge:

Nein, ganz im Gegenteil, ich habe darüber gelacht. Und das will ich ja auch in meiner Show vermitteln. Das Wichtigste ist zu lernen, mit dem Alter und allen Zipperlein, die damit verbunden sind, umzugehen und das Ganze mit Humor zu nehmen. Wenn manche älteren Semester plötzlich anfangen, sich tätowieren zu lassen oder sich eine junge Freundin zulegen, ist das einfach Quatsch. Man sollte sein Alter akzeptieren.

Abendblatt:

Gehen viele zu verbissen an ihr Alter heran?

Mockridge:

Ja, und gerade deshalb will ich ihnen mit meiner Show diesen Zahn ziehen. Ich sage ihnen, dass sie das alles nicht so ernst nehmen sollen. Wenn 400 bis 500 Leute über ein Thema lachen, merken sie schnell, dass wir im Grunde alle in einem Boot sitzen.

Abendblatt:

Könnten Sie sich denn auch vorstellen, so wie der frühere Bremer Bürgermeister Henning Scherf in eine Senioren-WG zu ziehen?

Mockridge:

Oh, ich glaube, das könnte ich mir durchaus vorstellen. Da sind Leute, die haben ähnliche Bedürfnisse. Ich denke, da könnte man viel Leben in die Bude hereinbringen.

Abendblatt:

Und wie sieht es mit einer Studenten-WG aus, wäre das auch was für Sie?

Mockridge:

Hm, das würde mich ehrlich gesagt nicht so reizen. Ich habe ja schon zu Hause eine Überdosis Jugendlichkeit, die reicht mir.

Abendblatt:

Sehen Sie als Kanadier einen Unterschied zwischen dem deutschen und kanadischen Wesen?

Mockridge:

Kanadier sehen das Leben meiner Meinung nach viel gelassener. Ich höre von vielen Deutschen, dass wir Kanadier irgendwie authentischer sind, und das kann eigentlich nur gut sein. Der kanadische Bär scheint bei uns anscheinend mit durch.

"Das Beste" von Bill Mockridge ist am Mittwoch, 3. März, im Hansesaal des Stader Stadeums zu sehen. Beginn ist um 19.45 Uhr. Karten zum Preis von 13,88 bis 26,25 Euro sind unter der Rufnummer 04141/4 09 10 erhältlich.