Nichts geht derzeit im Rathausviertel: Das Quartier ist in Verzug, Geschäftsleute befürchten ein Fiasko. Ladeninhaber appellieren an die Stadt.

Buxtehude. Der Countdown für den Start der Bauarbeiten im Buxtehuder Rathausquartier läuft - noch immer. Ende September 2011 wollten die Stadt Buxtehude als Verkäufer und die Stader Projektentwicklungsgesellschaft Niederelbe (PEN) als Käufer den sogenannten Grundstücksveräußerungsvertrag über 1,73 Millionen Euro offiziell unterzeichnen und anschließend "so schnell wie möglich" den Abriss der alten Gebäude beginnen. Investor Helmut Lührs ging im September davon aus, dass einen Monat später die Bagger anrücken und alles einreißen würden. "Wir legen viel Wert darauf, alles störungsfrei umzusetzen", erklärte Lührs damals. Daraus ist nichts geworden.

Ganz im Gegenteil. Der Unmut über das Bauprojekt wächst in Buxtehude, denn zahlreiche Geschäftsleute fürchten inzwischen um ihre wirtschaftliche Existenz. Sie fordern daher ein rasches Eingreifen von Politik und Verwaltung und dass endlich ein Baustellen-Marketing eingesetzt wird, so wie es versprochen worden war.

Viel Wasser ist seit der Vertragsunterzeichnung die Este hinuntergeflossen, doch bis auf die Entkernungsarbeiten ist nicht viel auf dem Rathausgelände geschehen. Und dieser Stillstand hat Auswirkungen auf das Viertel. Etliche Bürger beenden ihre Tour durch die Altstadt am Rathausplatz, der Bereich von der Kirchstraße bis zum Stavenort verödet.

"Wir haben eine sehr bedenkliche Situation erreicht. Viele Einzelhändler rund um das Rathausquartier haben zwischen 40 und 50 Prozent Umsatzeinbrüche", sagt Peter Schmidt vom Altstadtverein. Auch er ist direkt von der Situation betroffen. Bei ihm sei beispielsweise in diesem Monat fast 40 Prozent weniger Kundschaft als sonst in den Laden gekommen. Die Ursache nennt Schmidt beim Namen: den Neubau in unmittelbarer Nähe zu seinem Geschäft, das Rathausquartier.

+++ Der Hilferuf überrascht nicht +++

"Der Bauzaun und das unattraktive Äußere der Baustelle hält die Menschen fern, die Bürger sehen keine Anreize, weiter als bis zum Rathaus zu gehen", sagt er. Die Einzelhändler hätten lange Zeit stillschweigend die ständigen Verzögerungen hingenommen, doch nun sei das Ende der Fahnenstange erreicht.

Iris Wolf vom Vorstand des Altstadtvereins hat sich daher mit dem Vereinsvorsitzenden Schmidt im Namen aller betroffenen Einzelhändler jetzt mit einem Schreiben an die Stadt gewandt. Die Worte sind deutlich: "Ein längeres Stillhalten erscheint uns nicht mehr sinnvoll, da die momentane Entwicklung für unsere Existenz bedrohliche Züge aufweist", heißt es in dem Schreiben des Altstadtvereins an Bürgermeister Jürgen Badur. Die Kaufleute würden inzwischen vieles nicht mehr verstehen, was sich um die Einzelhändler herum abspiele. "Wir glauben, dass wir als unmittelbar Betroffene ein Recht auf umfassende Information besitzen", urteilt der Altstadtverein.

Die Geschäftsleute haben einen Fragekatalog mit 15 Punkten erstellt, auf die die Stadtverwaltung auf der kommenden Ratssitzung am Mittwochabend, 19.30 Uhr, eingehen soll. Der Fragenkatalog verdeutlicht die großen Bedenken der Geschäftsleute gegenüber dem Projekt Rathausquartier. Die Fragen gehen von der Finanzierung bis zu der offenen Frage, ob die Stadt einen Alternativplan besitzt, sollte das Projekt scheitern.

Investor Helmut Lührs kann den Unmut der Geschäftsleute verstehen, verweist aber auf Vertragsprobleme, die das Projekt wiederholt verzögert haben. "Das Grundstück an der Langen Straße wurde Anfang Dezember erst beurkundet. Wir mussten zugunsten eines besseren Konzepts uzmplanen. Dieses Grundstück war entscheidend, was die Nutzung und Bebaubarkeit des eigentlichen Quartiers angeht", sagt Lührs. Zudem habe man den Wohnungsbereich im oberen Geschoss, knapp 2000 Quadratmeter, umplanen müssen.

"Wir mussten zudem bis zur vorletzten Woche mit weiteren Nachbarn Verhandlungen wegen der Baulasten führen. Sonst wäre das Projekt nicht genehmigungsfähig. Es hat länger gedauert. Das tut uns leid, aber das Gesamtprojekt ist eine komplexe Sache", sagt Lührs. Nach dem Altstadtfest sollen die Arbeiten beginnen, verspricht er.

Den Kaufpreis für das städtische Grundstück hat der Investor indes noch nicht bezahlt. Lührs: "Wir hatten um Stundung gebeten. Wir werden die Summe aber in Kürze zahlen". Dies solle vor Baubeginn geschehen, denn, "wir können nichts abreißen, was uns nicht gehört", erklärt Lührs.

Ein vernünftiges Baustellenmarketing, so wie es von der Wirtschaftsförderin Kerstin Maack Ende Dezember vorgeschlagen wurde, könnte laut dem Altstadtverein die schwierige Geschäftslage entspannen. Daher solle die Stadt 12 000 Euro für ein solches Projekt bereitstellen.