Schule soll 2014 auf eigenen Wunsch wegen des demografischen Wandels geschlossen werden. Schulträger muss noch entscheiden.
Oederquart. Die erste Schulschließung wegen des demografischen Wandels ist nicht mehr zu vermeiden. In zwei Jahren soll die Grundschule in Oederquart dicht gemacht werden. Die Initiative kam von der Schule selbst. "Wir haben den Vorschlag gemacht, die Schule aus pädagogischen Gründen zu schließen", sagt Schulleiterin Ursula Petersen. Dieser Schritt sei ihr und ihren Kolleginnen sehr schwer gefallen. Die endgültige Entscheidung fällt der Rat der Samtgemeinde Nordkehdingen als Schulträger am 14. Juni.
Schon heute ist die Situation an der Grundschule in Oederquart dramatisch. Seit zwei Jahren werden die Schüler in den so genannten Nebenfächern Musik, Kunst, Sport und Religion jahrgangsübergreifend unterrichtet. Seit Beginn dieses Schuljahres gibt es gar keinen Religionsunterricht mehr und Musik wird nur für eine Gruppe unterrichtet. Außerdem werden die Klassen 3 und 4 in den Kernfächern Mathematik und Sachunterricht gemeinsam unterrichtet, auch in Deutsch werden einige Stunden gemeinsam unterrichtet.
Das Problem ist, dass Lehrerstunden im Land Niedersachsen entsprechend der Schülerzahlen verteilt werden. Die Grundschule Oederquart besuchen derzeit 37 Kinder. Im Jahr 2014 sinkt die Schülerzahl auf 27, in 2015 auf 22. Dann müssten alle vier Jahrgangsstufen gemeinsam unterrichtet werden. "Da hört es auf, dass wir pädagogisch guten Unterricht machen", sagt Schulleiterin Petersen. Sie spricht von einem drohenden Qualitätsverlust und zieht nun gemeinsam mit ihrem Kollegium rechtzeitig die Notbremse. "Wir können dann den Ansprüchen, die von Eltern und Schülern gestellt werden, nicht mehr gerecht werden. Das möchten wir nicht verantworten", sagt Petersen.
Deshalb haben sie die Schulschließung mit ihrem Vorschlag auf den Weg gebracht. Die Entscheidung sei ihnen sehr schwer gefallen, sagt Schulleiterin Petersen. Seit eineinhalb Jahren beschäftigen sie und ihre Kollegen sich mit der drohenden Schulschließung.
+++ Schließung ist der richtige Weg +++
+++ Demografischer Wandel: In Sorge um die Schulstandorte +++
Petersen selbst ist mit der kleinen Grundschule eng verbunden. Seit 1978 unterrichtet die 59-Jährige in Kehdingen, seit 2004 ist sie Schulleiterin. Sie musste den Niedergang der Schule vor allem in den vergangenen Jahren miterleben. Vor 34 Jahren besuchten noch etwa 80 Kinder die Grundschule. Seit drei bis vier Jahren reduziert sich die Schülerzahl um zehn Kinder im Jahr. "Der demografische Wandel ist deutlich zu spüren", sagt Petersen.
+++ Hunderte Grundschulen von Schließung bedroht +++
Der Schulausschuss der Samtgemeinde Nordkehdingen ist dem Wunsch der Schule bereits nachgekommen und empfiehlt dem Samtgemeinderat, die Bildungseinrichtung Mitte 2014 zu schließen. "Generell kann man diese Entwicklung nicht gutheißen, aber man kommt an der Realität nicht vorbei", sagt Nordkehdingens Samtgemeindebürgermeister Edgar Goedecke.
Sollte der Samtgemeinderat in seiner Sitzung am 14. Juni das Aus für die Schule besiegeln, dann wird der Oederquarter Schulbezirk aufgelöst. Die Kinder sollen dann dem Einzugsgebiet der Grundschule Freiburg zugeordnet werden. Doch es soll Ausnahmeregelungen geben, kündigt Verwaltungs-Chef Goedecke an. Wenn sie möchten, können die Eltern, die mit ihren Kindern in den Randgebieten wohnen, sich auch für die Grundschulen Balje oder Wischhafen entscheiden. Goedecke spricht in diesem Zusammenhang von einer "einigermaßen verträglichen Lösung".
"Wir haben in der Samtgemeinde Nordkehdingen immer großen Wert auf ortsnahe Angebote gelegt", sagt Goedecke. Deshalb leistet sich die Kommune derzeit vier Grundschulen, in Freiburg, Wischhafen, Balje und Oederquart. Doch damit soll in zwei Jahren Schluss sein. "Wir stehen nicht allein vor dieser Entwicklung", kommentiert Goedecke die mutmaßliche Schulschließung.
Ein Argument für den Schulstandort Oederquart war bislang immer der kürzere Schulweg. Doch für viele Kinder wird sich auch bei einer Schulschließung kaum etwas ändern.
"Die Hälfte unserer Schüler sind ohnehin Fahrschüler, für sie wird der Schulweg nicht weiter", sagt Schulleiterin Petersen. Lediglich die Kinder aus Oederquart müssten sich in zwei Jahren daran gewöhnen, mit dem Bus zu Schule zu fahren. Zur Vorbereitung auf die Schulschließung gibt es zudem Überlegungen, die Kinder schon im nächsten Jahr nicht mehr einzuschulen. Das heißt, diese fünf Kinder würden schon vorher zur Freiburger Grundschule gehen müssen.