Für Menschen, die am Ufer des Elbnebenarmes Este leben, ist die Gefahr des Klimawandels schon jetzt realer als für andere.
Denn für sie bedeutet die globale Erwärmung, dass sie eines Tages vielleicht mit Gummistiefeln durch ihr Wohnzimmer waten. Diese Aussicht ist etwas anderes, als aus der Zeitung von Prognosen, Gradzahlen und Klimagipfeln zu erfahren.
Je näher die Bedrohung rückt, desto dringlicher stellt sich die Frage nach der Verantwortung. Die Bewohner im Gebiet der Este wird es dabei wenig interessieren, dass ein Teil der Weltbevölkerung in den vergangenen Jahrzehnten zuviel Auto gefahren ist. Sie werden die Frage stellen, wer im Falle eines Falles für ihren Wohnzimmerteppich zahlt. Im Rahmen des Projekts "Klimzug Nord" werden die Beteiligten auch über solche Fragen reden müssen, um das Vertrauen der Menschen zu gewinnen.
Dafür ist es notwendig, dass die Macher des Projekts auch die Elbvertiefung im Blick haben. Die Menschen in der Region fürchten sich vor ihr, weil sie die Effekte des Klimawandels verstärken könnte. Die Forscher sollten nicht den Eindruck erwecken, dass sie ihre Ergebnisse aus Gründen der wissenschaftlichen Neutralität aus diesem Prozess heraus halten wollen. So konkret wie die Interessen bei der Elbvertiefung ist auch der Klimawandel. Deshalb sollten die Macher von "Klimzug Nord" ihre Ergebnisse einreichen, wenn im Juni die Pläne zur Elbvertiefung ausgelegt werden.