Hamburg. Niedrige Zinsen, Sorge vor Inflation und veränderte Wohnwünsche in Home-Office-Zeiten. Für die Suche nach Immobilien außerhalb der großen Städte gibt es viele Gründe. Die anhaltende Nachfrage zeigt sich auch an der Küste.
Die Preisexplosion bei Immobilien macht auch vor der Nordseeküste nicht Halt. Eindeutige Spitzenreiter bei den Preisen sind die Inseln. Dabei laufen die nordfriesischen Inseln mit Sylt an der Spitze den ostfriesischen Inseln eindeutig den Rang ab, was Preisniveau und Steigerungsraten angeht. Das geht aus einem aktuellen Küstenreport der bundesweit operierenden Maklerfirma Von Poll hervor, der der dpa vorliegt.
Demnach kletterten die durchschnittlichen Angebotspreise im ersten Quartal 2022 auf den nordfriesischen Inseln binnen Jahresfrist um 17,1 Prozent auf 14 115 Euro pro Quadratmeter. Für die ostfriesischen Inseln machte die Maklerfirma immerhin noch einen Preissprung von 5,7 Prozent auf 8206 Euro aus. "Die Nachfrage seitens Käufer ist nach wie vor hoch an der Nordseeküste und das in allen Preissegmenten, wobei das Angebot in einigen Regionen stagniert. Das verstärkt die Preisdynamik zusätzlich", sagte Geschäftsführer Daniel Ritter. Im Schnitt seien Immobilien auf Juist, Spiekeroog und Co. im Vergleich zu den nordfriesischen Inseln 42 Prozent günstiger zu haben.
Als größter Preistreiber unter den Inseln gilt Sylt, wo 18 740 Euro pro Quadratmeter für ein durchschnittliches Haus aufgerufen werden, 21,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. "Sylt ist begehrt wie eh und je", sagt der dortige Von Poll-Geschäftsstellenleiter Martin Weiß. "Das Angebot hat sich allerdings auf circa ein Drittel reduziert und das bedingt eine Preisspirale nach oben."
Der Kreis Nordfriesland, zu dem Sylt, Föhr und Amrum, aber auch Sankt Peter-Ording gehören, war schon von der Postbank in deren Ende März veröffentlichten Immobilienatlas zum bundesweit teuersten Landkreis ernannt worden - mit einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 7977 Euro (2021). In der Liste der zehn teuersten Landkreise stehen ansonsten ausschließlich Kreise aus dem Speckgürtel Münchens und aus den Feriengebieten des Alpenvorlandes.
Kaufinteressenten für Immobilien an der Nordsee kommen nach Beobachtungen der Maklerfirma aus ganz Deutschland, und die erweitern angesichts des Preisniveaus ihren Suchradius immer mehr auf das Hinterland. Damit steigen auch auf dem Festland die geforderten Preise kräftig, beispielsweise um 22,8 Prozent auf 2544 Euro beziehungsweise 22 Prozent auf 2489 in den ostfriesischen Landkreisen Wittmund und Aurich. Getoppt wird das noch vom nordfriesischen Festland und dem Kreis Dithmarschen, wo die Preise um durchschnittlich 26,2 Prozent auf 2657 Euro beziehungsweise 27,6 Prozent auf 2353 Euro je Quadratmeter gestiegen sind.
"Deutlich teurer wird es im Vergleich zum ersten Quartal 2021 auch in Cuxhaven", berichtet die Maklerfirma. "Hier steigen die Kaufpreise um 24,1 Prozent und erreichen einen durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 2380 Euro." Für die anderen Küstenkreise in Niedersachsen macht der Makler - mit Ausnahme des Landkreises Friesland - ebenfalls zweistellige Preissteigerungen aus.
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