Grömitz. Die Ausflüge mit zwei Traditionsseglern in die Lübecker Bucht sind wieder ab Grömitz gestartet. Die „Loth Loriën“ bietet dabei Spektakuläres.
Mit einem Traditionssegler hinaus auf die Ostsee fahren, sich den Wind um die Nase wehen lassen und an Bord mit anpacken. Das ist in Grömitz an der Lübecker Bucht jetzt im Sommer jeden Tag möglich. Das Abendblatt war bei dem zweistündigen Segelspaß dabei.
Normalerweise ist die Ostsee ganz ruhig und ideal für Menschen, denen auf See schnell übel wird. Normalerweise. An diesem Freitag ist es anders als sonst, da zeigt sich die Ostsee von ihrer etwas wilderen Seite: Zehn Knoten aus Nordost, das bedeutet ein wenig Welle.
Ostsee: Der Wind aus Westen macht die „Wellen in der Lübecker Bucht platt“
„Bei diesen Bedingungen haben wir ein wenig Seegang, das ist selten“, sagt Marieke van der Rest. Sie ist Offizierin an Bord der Dreimast-Barkentine „Loth Loriën“ und Tochter des Eigentümers. Derzeit darf sie das Schiff steuern und anlegen, allerdings nur mit einem Kapitän an Bord. Sobald sie ihre Seetage erreicht hat, ist sie offiziell befugt, das Schiff allein zu fahren.
Meist weht der Wind aus Westen, erklärt Marieke van der Rest, „das macht die Wellen platt.“ Und das, so die 28-Jährige, sei ja auch so herrlich an dem Revier in der Lübecker Bucht. „Da wird nur selten jemandem übel.“
Aber ein wenig Schaukelei gehört dazu. Ansonsten geht es recht gemütlich hinaus von der Seebrücke in Grömitz auf die Ostsee. Rund neun Seemeilen wird es an diesem Tag auf die See gehen, die Küste bleibt dabei immer in Sichtweite. „Wir gehen so weit, wie uns der Wind trägt. Da wir wirklich segeln wollen, gibt es keine fixe Route oder Distanz“, sagt Marieke van der Rest.
Denn den Motor schmeißt Kapitän Floris Jonker nur sehr ungern an. Das verträgt sich nicht mit der Segelleidenschaft und kostet auch Geld, Schiffsdiesel ist teuer.
Fertig zum Segelsetzen: Anpacken ist an Bord der „Loth Loriën“ erwünscht
Von den 13 Segeln werden an diesem Tag nicht alle gesetzt. Marieke van der Rest, die gerade ihr Kapitänspatent gemacht hat, erklärt: „Wir haben das Großsegel gesetzt, den Schoner, den Innenklüver.“ Dazu kommen noch die Rahsegel, das sind rechteckige oder trapezförmige Segel.
Anpacken ist hier ausdrücklich erwünscht. Die Kegelbrüder, eine Truppe von mehreren sehr trinkfesten Männern, sind an diesem Tag mit dabei und hängen sich in die Seile, um die Segel zu setzen. Ein bisschen Matrosengefühl, das mögen die Touristen, die schon vormittags um 11 Uhr viele Biere kippen. Kann man machen, denn das gehört zum Service an Bord dazu. Getränke und Snacks können dort erworben werden. Das Bier (0,4 Liter) gibt es für 5 Euro, den Aperol für 9 Euro.
Und wem doch ein bisschen mulmig und flau im Magen ist, dem reicht Marieke van der Rest auch schon einmal einen frischen Ingwertee mit Minze. Genau das Richtige, das beruhigt den Bauch.
Segeln mit Musik: Paul McCartney singt „Let It Be“ aus den Lautsprecherboxen
Und dann geht es in den kommenden zwei Stunden recht unspektakulär, aber keinesfalls langweilig weiter. Einfach auf der Holzbank mit Kissen direkt an der Reling sitzen, aufs Meer schauen und den frischen Wind spüren und die Gischt. Das tut gut, mehr braucht es manchmal gar nicht.
Draußen auf der Ostsee sein, sich mit Mitpassagieren unterhalten, wenn man mag, und den Moment genießen. Darum geht es. Hier draußen auf dem Meer hat man immer ein Gefühl von Freiheit. Für ein wenig Partystimmung sorgt Musik aus den Boxen, und Paul McCartney singt „Let It Be“, als die „Loth Loriën“ parallel zur Küstenlinie segelt. Grömitz und die ostholsteinische Landschaft mit ihren Feldern und der Steilküste sieht man auch nicht so oft von der Seeseite aus.
Wer ein wenig mehr Action braucht, dem bietet die „Loth Loriën“ Spektakuläres: Für 10 Euro können Passagiere den 32 Meter hohen Mast in die Takelage klettern. Natürlich abgesichert durch ein Seil. Ein Mitpassagier wagt es und klettert recht schnell hoch. Sieht leicht aus, ist aber nur etwas für Wagemutige und absolut Schwindelfreie. Schon auf dem Oberdeck wackelt es deutlich mehr als weiter unten an Bord.
Ostsee: Zurück an Land kann die „Loth Loriën“ beim Segeln bestaunt werden
Nach zwei Stunden endet der kleine Ausflug auf die Ostsee mit der Titelmusik von „Pirates of the Caribbean“. Vielleicht ein wenig kitschig und doch passend. Beim Betreten der Seebrücke scheint der Boden noch zu wackeln. Das legt sich aber ganz schnell.
Den Rest des Tages kann man der „Loth Loriën“ von Land aus zusehen, wie sie wiederholt hinausfährt. Prächtig und majestätisch sieht das aus. Für eine Mahlzeit war es einigen an diesem Tag doch zu wackelig an Bord. Also gibt es das Fischbrötchen besser an Land.
Ausfahrten täglich um 11 Uhr, 14 Uhr und 19 Uhr. Ab 2. Juli bis zum 25. Juli fährt das Schwesterschiff „J.R. Tolkien“ die Ausfahrten ab Grömitz, zu buchen bei Restchart, Kinder zahlen 25 Euro, Erwachsene 37,50 Eurounter www.restchart.com