Kiel. Schleswig-Holstein reagiert auf offen gezeigten Hass und Hetze gegen Juden. Das ist sinnvoll. Was das Elternhaus damit zu tun hat.

Auch wenn gerade die Bilder der Freude über die Freilassung der ersten israelischen Geiseln viral gehen – sie können nicht ablenken von der Erinnerung an den Terror: Männer, Frauen und sogar Babys wurden abgeschlachtet, Konzertbesucher vergewaltigt und verschleppt, Opfer verhöhnt und zur Schau gestellt. Und was löste dieser Terror der Hamas bei uns aus? Neben großer Betroffenheit vor allem zu Beginn trat auch eine erschreckende Gleichgültigkeit zutage.

Gleichgültigkeit gegenüber dem Terror, Gleichgültigkeit, wenn Israel Mitschuld an der Eskalation zugesprochen wurde, Gleichgültigkeit gegenüber offenem Antisemitismus. Zwar beunruhigt die Lage in Nahost die meisten Deutschen, aber nur eine Minderheit glaubt laut Allensbach an eine Verantwortung Deutschlands für Israel. Laut einer weiteren Umfrage sinkt der Anteil derjenigen, die Deutschland eine besondere Verpflichtung Israel gegenüber zuschreiben.

Schleswig-Holstein: In ländlichen Bereichen zeigen Menschen offen Hass und Hetze

Gleichzeitig steigt die Zahl antisemitischer Straftaten – nicht nur in Berlin oder Hamburg, sondern auch im ländlichen Schleswig-Holstein zeigen Menschen offen Hass und Hetze. Nur was hilft gegen diese Fehlentwicklung neben konsequenter Verfolgung der Straftäter? Was tun, wenn schon im Elternhaus Antisemitismus gelebt wird? Wenn soziale Netzwerke die einzige „Nachrichtenquelle“ für Jugendliche sind?

Schleswig-Holstein startet eine Bildungsinitiative mit einer ganzen Reihe sinnvoller Maßnahmen. Die zehn Punkte zielen darauf ab, Empathie und Wissen zu Israel, jüdischem Glauben und Holocaust zu vermitteln. Zu Recht: Bei kaum einem anderen Thema, sagt der schleswig-holsteinische FDP-Fraktionschef treffend, paarten sich so viel Meinung mit so wenig Ahnung wie beim Thema Israel.