Sylt/Braunlage. Steigende Kosten: Hotel im Harz führt eine Energiepauschale für Gäste ein. Auch auf Sylt wird es teurer.
Das Hotel Rungholt in Kampen auf Sylt verlangt bereits eine Energiepauschale. Nun zieht das Design- und Lifestyle-Hotel The Hearts im Harz nach und legt die steigenden Energiekosten zum Teil auf seine Gäste um. Das bedeutet für die Hearts-Besucher: Ab sofort wird bei jeder Zimmerbuchung eine Energiepauschale von 3 Euro pro Nacht und Gast fällig.
„Insbesondere für die kommenden Wintermonate müssen wir aufgrund der aktuellen Preise am Strom- und Gasmarkt sowie einer anhaltenden Inflation mit erheblichen Verlusten rechnen. Spätestens im März wären alle Rücklagen aufgebraucht und der ansonsten kerngesunde Betrieb pleite“, erklärt Hotelier Meik Lindberg den Energiezuschlag für die Gäste.
Energiekrise: Hotel Rungholt erhebt Pauschale
Er rechnet mit jährlichen Mehrkosten für Wärme und Energie in Höhe von 200.000 Euro. „Nach Bekanntwerden des Abwehrschirms und in der Hoffnung, dass die Energiemehrkosten dadurch deutlich sinken, haben wir die zuvor auf 5 Euro kalkulierte Pauschale direkt um 2 Euro reduziert“, sagt Meik Lindberg, der auch zukünftig transparent und unmittelbar auf die starke Preisdynamik reagieren will.
Hotelier und Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) auf Sylt, Dirk Erdmann, erhebt einen Energieaufschlag von 7,50 Euro pro Nacht in seinem Hotel Rungholt auf Sylt. Sollte sich der Markt entspannen, werde dieser Aufschlag aber sofort wieder gesenkt.
„Urlaub muss noch leistbar bleiben“
Insgesamt sind es laut Schätzung von Axel Strehl, dem Vorsitzenden des Dehoga in Schleswig-Holstein, etwa zehn Prozent der Hotels, die eine solche Pauschale erheben. Tendenz steigend. „Denn mit den allgemein steigenden Kosten werden auch die Zimmerpreise der Hotels teurer werden.“ Ob Hotels das Energiepauschale nennen oder die flexiblen Zimmerpreise je nach Bedarf erhöhen, bleibt im Ergebnis das Gleiche. „Jeder Betrieb muss am Ende wirtschaftlich über die Runden kommen“, so Strehl.
Und dabei ist die Vorgehensweise sehr unterschiedlich und der Weg über eine Energiepauschale unter Hoteliers umstritten. Björn Bohlen vom Stimbekhof in Bispingen in der Heide etwa geht einen anderen Weg: „Wir möchten, dass unsere Gäste eine unbeschwerte Auszeit bei uns genießen, die sie von den alltäglichen Problemen etwas abschalten und zur Ruhe kommen lässt. Deshalb werden wir auf dem Stimbekhof keine Extra-Energiepauschale einführen.“ Denn: „Urlaub muss noch leistbar bleiben.“
Gäste buchen nur zögerlich
Alexander Winter (arcona Hotels & Resorts, wyn Strandhotel auf Sylt, vju und Koopmann’s auf Rügen): „Wir sehen derzeit, dass es sehr schwer ist, alle Preiserhöhungen auf unsere Gäste umzulegen. Eine separate „Energiepauschale“ ist unseres Erachtens so gar nicht darstellbar, da wir eine Endpreisauszeichnungspflicht haben.“ Die Preisgestaltung in seinen Häusern orientiere sich einerseits täglich am aktuellen Marktgeschehen, andererseits würden die gestiegenen Energie-, Waren- und Dienstleistungskosten in den Basiskalkulationen berücksichtigt.
Dennoch plagen viele Hoteliers neben den steigenden Energiekosten andere Sorgen: Gäste würden nur sehr zögerlich buchen. „Wir beobachten, dass unsere Gäste durch die veränderte wirtschaftliche Lage deutlich preissensitiver als noch vor ein paar Monaten sind. So wird momentan sehr viel kurzfristiger gebucht, und auch unsere höherpreisigen Suiten sind weniger nachfragt“, so Lindberg aus dem Harz.
Energiekrise: Hotel wird auf Flüssiggas umstellen
Der Hotelier arbeitet daran, weiterhin energieeffizient zu haushalten. Wie berichtet, wurde in den Sommermonaten energiesparend über einer Feuerstelle im Freien gekocht und das Restaurant mit Küche nach draußen verlegt. Zudem wird das Hotel noch bis Mitte November auf Flüssiggas umstellen und hofft so, noch mehr Kosten einsparen zu können.
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Seine Forderungen an die Politik: „Wir brauchen klare und verbindliche Aussagen, wünschen uns natürlich, dass die beschlossenen Hilfen zeitnah ausgezahlt werden, und auch der Gaspreisdeckel muss kommen. In jedem Fall bedarf es einer einfachen Durchführbarkeit ohne bürokratische Hürden – wie das bei den Corona-Hilfen leider der Fall war.“