Olpenitz. Das Interesse an dem Ostsee-Feriendorf wächst. Jetzt soll ein „Fewotel“ entstehen. Die Stadt Kappeln plant ein neues Verkehrskonzept.
Das Feriendorf Olpenitz wächst weiter und ist bei Käufern sehr gefragt. Rund 70 Prozent der geplanten Einheiten sind mittlerweile im Bau oder fertiggestellt, berichtet die Helma Ferienimmobilien GmbH, die den größten Teil des Resorts bereits seit Jahren baut und verkauft.
Das Interesse ist seit Beginn der Corona-Pandemie noch einmal stark gewachsen. „Wir verkaufen schneller, als wir es jemals geplant haben“, sagt Per Barlag Arnholm, der geschäftsführende Gesellschafter der Helma Ferienimmobilien GmbH. „Derzeit befinden sich etwa 200 Einheiten im Bau.“ Sein Plan: Ende 2025 sollen die Arbeiten an dem Areal abgeschlossen sein.
Ferien an der Ostsee: 1450 Einheiten in Olpenitz
Damit liegt er deutlich hinter dem ursprünglichen Zeitplan, der ein Ende der Bauarbeiten auf dem ehemaligen Marinegelände für 2021 vorgesehen hatte. „Das hat aber eine ganz einfache Erklärung“, so Arnholm. Waren ursprünglich 1200 Einheiten von seinem Unternehmen für das Gelände geplant gewesen, so ist die Zahl auf 1450 angewachsen.
Aus verschiedenen Gründen: „Zum einen plant man erst einmal defensiv, weil man nicht weiß, wie ein solches Resort bei den Kunden angenommen wird.“ Im Laufe der Jahre stelle man dann fest, was mehr oder weniger Interesse hervorrufe. „Und macht dann zum Beispiel aus Einfamilienhäusern hier und da Zweifamilienhäuser.“
Ferien an der Ostsee: steigende Baukosten treffen Käufer
Das Gleiche gelte für Wohnungen. „Wir haben gemerkt, dass kleinere Wohnungen sich besser verkaufen als gedacht, also haben wir mehr Mehrfamilienhäuser geplant.“ Die neuen Planungen würden auch bedeuten, dass es hier und da länger dauere. Ganz zu schweigen von den Einflüssen durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg. Mit den Folgen kommt Helma noch gut klar, so Arnholm. „Wir kaufen alle Materialien früh ein, lagern sie im Notfall ein, damit wir keine weiteren Verzögerungen haben.“
Allerdings, für die Käufer habe es schon Auswirkungen. „Wir mussten die Preise erhöhen“, sagt Arnholm. Die Baukosten seien in den vergangenen Wochen und Monaten zu stark gestiegen. „Das macht einen Anstieg von acht bis zehn Prozent auf die fertiggestellten Häuser aus.“ Die Preise variieren, berichtet Arnholm, abhängig von der Lage im Resort. Kostete zu Beginn der Bauphase der Quadratmeter rund 3000 Euro, so liegen die Preise jetzt in guten Lagen bei 6000 bis 7000 Euro. „Eine gewisse Preissteigerung ist auch für ein so großes Projekt, das über Jahre realisiert wird, ganz normal und marktbedingt.“
Ferien an der Ostsee: Investment lohnt sich
Ein aktuelles Beispiel zeigt, dass sich das Investment zu lohnen scheint. Vor rund vier Jahren baute Arnholm kleine Häuser auf dem Wasser. Knapp 100 Quadratmeter haben die schwimmenden Feriendomizile, zwei Geschosse und eine Dachterrasse. Nach der Fertigstellung kosteten sie gut 400.000 Euro, berichtet Arnholm.
Derzeit ist eines der Häuser zum Verkauf angeboten. Die Eigentümer verlangen 895.000 Euro. „Eine solche Entwicklung zeigt uns, dass wir es richtig gemacht haben“, so Arnholm. Die Frage, ob er die Objekte damals zu günstig verkauft habe, verneint er. „Wenn sie viele solcher Objekte in einer Reihe verkaufen müssen, dann sind die Preise automatisch geringer.“ Nun sei noch eines der Häuser verfügbar. „Allein die Tatsache bestimmt den Preis.“
Ferien an der Ostsee: Riesen-Resort von Helma
Die Häuser auf dem Wasser sind Arnholms Stolz. „Für die Objekte haben wir vor Gericht ein besonderes Urteil erstritten. Wir waren die ersten, die einen Grundbucheintrag mitverkaufen konnten.“ Das sei wichtig für die Eigentümer, um Kosten steuerlich geltend machen zu können. 60 dieser Objekte baute Helma.
Die Helma Ferienimmobilien GmbH entwickelt den ehemaligen Marinestützpunkt seit Jahren zu einem riesigen Ferienresort. Rund 450 Millionen Euro werden investiert. Das Unternehmen hat 2011 einen Teil des Projekts aus einer Insolvenz des ehemaligen Bauherrn gekauft. 2013 wurde der Rest übernommen. Die Firma mit Sitz in Berlin ist eine 95-prozentige Tochter der Helma Eigenheimbau AG aus Lehrte, fünf Prozent hält Arnholm selbst. Nicht alles auf dem Areal gehört zu Helma. Im nördlichen Bereich der Anlage wurden Grundstücke auch an andere Investoren verkauft.
Ferien an der Ostsee: „Fewotel“ in Planung
Derzeit steckt Arnholm mit seinem Team in den Planungen für ein „Fewotel“. 2019 sollte die Anlage eigentlich bereits gebaut werden. Immer wieder kam es zu Verzögerungen. In diesem Herbst sollen nun die Bauarbeiten beginnen. Rund 140 Zimmer werden entstehen. Das Fewotel funktioniert laut Arnholm für die Gäste wie ein normales Hotel. „Es besteht aber aus Ferienapartments, die an unterschiedliche Käufer in Teileigentum verkauft werden.“ Novasol wird das Fewotel betreiben, das über eine Terrasse verfügen wird, aber keinen Wellnessbereich haben soll. „Wir planen einen Planschpool außen für Kinder.“
Außerdem soll in Kürze ein 300 Meter langes Gebäude an der Hafenpromenade entstehen. Hier sind im Erdgeschoss Räume für Gastronomie und Einzelhandel eingeplant. Ein großer Food Court ist außerdem vorgesehen. „Das Interesse an den Gewerbeflächen ist groß“, sagt Arnholm.
Attraktives Olpenitz soll Gäste anlocken
Er will aber sicherstellen, dass ein passender Mix angesiedelt wird, deshalb seien bislang keine Entscheidungen über den Verkauf einzelner Gewerbeflächen getroffen worden. „Wir brauchen eine Eisdiele genauso wie eine Weinbar. Wichtig ist, dass es vielfältig ist.“ Diese Flächen seien es, die am Ende über die Attraktivität des Resorts entscheiden würden. „Die Gäste kommen nur wieder nach Olpenitz, wenn sie sich hier rundum versorgt fühlen.“
Überhaupt ist Arnholm sehr daran gelegen, das Verhältnis des Resorts zur Stadt Kappeln zu verbessern. „Das Resort gehört zu Kappeln, und dieser Tatsache müssen wir endlich Rechnung tragen.“ Sein Ziel ist es, dass eines Tages nicht nur die Menschen aus Olpenitz nach Kappeln zum Einkaufen und Flanieren fahren, sondern auch umgekehrt.
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Konflikt zwischen Stadt und Resort
„Ich möchte es schaffen, dass Olpenitz endlich von den Kappelnern angenommen wird und dass hierher vielleicht Ausflüge in ein Restaurant oder für einen Spaziergang gemacht werden. Erst wenn wir das erreicht haben, dann haben wir unsere Arbeit hier erfüllt.“ Gerade erst hat er sich deshalb mit Joachim Stoll, dem neuen Bürgermeister, getroffen. „Wir müssen endlich wieder ins Gespräch kommen und gemeinsam nach Lösungen suchen.“
So sieht es auch der Bürgermeister. „Es hat viel zu lange eine Sprachlosigkeit geherrscht, besonders in den vergangenen zwei Jahren“, sagt der. Und merkt an, dass nur gemeinsam Probleme gelöst werden könnten. Wichtig für alle Beteiligten sei es endlich zu verstehen: „Viele Kappelner haben sich ein solches Resort nicht gewünscht.
Neues Verkehrskonzept für Kappeln
Aber jetzt gibt es das Ostseeresort, und wir müssen alle gemeinsam versuchen, das Beste draus zu machen.“ Das erste Gespräch solle ein Anfang sein, die offenen Fragen anzugehen. Dazu gehöre auch die Diskussion über die Umsetzung des städtebaulichen Vertrages, bei dem es hier und da noch unterschiedliche Auffassungen gebe.
Viel wichtiger sei es aber, jetzt endlich die Planungen für Kappeln an die steigende Anzahl von Besuchern anzupassen. „Es wurde von Seiten der Verwaltung zu wenig in die Zukunft gedacht. Kappeln hätte schon längst mit dem Resort mitwachsen müssen.“ Nun sei es höchste Zeit, die Prozesse wieder anzuschieben. Dazu gehört laut Stoll unter anderem ein angepasstes Verkehrskonzept.
Ferien an der Ostsee: Olpenitz und Kappeln rücken zusammen
„Dabei reichen neue Parkplätze nicht aus, wir müssen ganzheitlicher denken.“ Das schließe unter anderem den öffentlichen Nahverkehr genauso ein wie die Planung neuer E-Ladestationen. „Ganz wichtig ist außerdem die Schaffung bezahlbaren Wohnraums.“ Dem ersten Gespräch sollen weitere folgen, damit ein neues Konzept erarbeitet werden kann. „Ich bin überzeugt, wenn wir das richtig angehen, profitieren alle.“