St. Peter-Ording. 40 Tiny Houses stehen auf einem Campingplatz bei St. Peter-Ording. Die Pacht kommt jedoch mit einer Verpflichtung.
Ein Tiny House im Grünen möchten viele Großstädter haben. Doch wohin soll man diese stellen? Passende Grundstücke gibt es kaum. Campingplatzbetreiber Joachim Korupp aus der Nähe von St. Peter-Ording ermöglicht stressgeplagten Großstädtern ihr Ferienhäuschen in Meeresnähe. Mit großem Erfolg.
Aus einem alten Resthof hat Joachim Korupp in Tating bei St. Peter-Ording einen fast acht Hektar großen Campingplatz geschaffen. Wer nach St. Peter-Ording fährt, kennt den Campingplatz an der Hauptstraße mit der großen roten Plastikrutsche am Hauptgebäude. Aber wer macht dort Urlaub? Das fragen sich viele im Vorbeifahren, die nur den Strand und das Meer im Kopf haben und es gar nicht erwarten können, die Füße in den Sand zu stecken.
Tiny House an der Nordsee auf Campingplatz in St. Peter-Ording
Tatsächlich hat Joachim Korupp mit dem Campingplatz Westküsten-Lodge in Tating eine überraschend idyllische Oase geschaffen mit dem wohl besten indischen Restaurant weit und breit und einer Cocktailbar, die man hier nicht vermutet hätte. Camping 2.0 sozusagen.
2009 hat Joachim Korupp, der unter der Marke MeerGrün auch den Campingpark Olsdorf in St. Peter-Ording betreibt, das Gelände in Tating übernommen und zu einem Platz ausgebaut, der mit der riesigen Indoor-Spielhalle einer ehemaligen Scheune und dem großen Schwimmteich seit 2012 vor allem Familien mit Kindern anspricht. 200 Stellplätze gibt es dort, obwohl Platz für doppelt so viele wäre, „aber ich möchte dass jeder Einzelne viel Platz hat“, sagt er.
Viel Platz für Kinder vor allem, das ist ihm wichtig. Familien statt Partyvolk. Deswegen sind Gruppen von mehr als fünf Parteien auf dem Platz nicht erlaubt, zu groß ist die Sorge vor nächtlicher Ruhestörung nach hohem Alkoholkonsum.
Tiny House: Campingplatz im St. Peter-Ording auch im Winter geöffnet
Korupp baut die Zahl an Dauerstellplätzen aus, statt sie zu verringern. Die Hälfte der Plätze ist Dauernutzern vorbehalten. „Das war nicht so geplant, aber wir müssen unseren Platz auch in der Vor- und Nebensaison vollbekommen.“ Der Platz ist ein Ganzjahresplatz und auch im Winter geöffnet.
Also entstand die Idee, das großzügige Areal für kleine Häuser zu öffnen. Mobilheime, die nicht größer sind als 40 Quadratmeter und per Tieflader transportiert werden können, sind laut der schleswig-holsteinischen Campingplatzverordnung erlaubt. Anders als die kleinen Häuschen, die oft als Tiny Houses bezeichnet werden, haben Mobilheime keine Straßenzulassung. Das breiteste Häuschen auf dem Gelände misst 4,60 Meter.
Tiny House an der Nordsee liebevoll gestaltet
40 kleine Häuser in unterschiedlichen Ausführungen stehen auf dem Gelände entlang eines Weges, alle haben kleine Gärtchen. Manche Häuser erinnern an Schweden-Häuser in Rot-Weiß und stehen auf Grundstücken mit liebevoll gepflegtem Rasen und Blumenbeeten, andere sind augenscheinlich günstigere Modelle und kommen mit Metallwänden und recht schmucklos daher. Die meisten Wochenendhaus-Besitzer versuchen, aus ihren Minihäuschen das Beste zu machen und bauen Holzterrassen, pflanzen Strandhafer und schmücken ihre Grundstücke mit Treibholz ganz im Nordsee-Stil.
„Diese Häuser gibt es bereits ab 30.000 Euro“, sagt Herr Korupp, der als Handwerker aber weiß, dass es sich lohnt, mehr zu investieren. „Die teureren Modelle sind dann auch anständig isoliert und haben eine angenehme Wärme im Winter.“ 2700 Euro Jahrespacht nimmt er pro Häuschen. Wer sich bei ihm niederlässt, verpflichtet sich für zehn Jahre. Das ist Joachim Korupp wichtig, er möchte keine Fluktuation auf dem Platz. „Das ist hier sehr familiär, und so soll es auch bleiben.“
Tiny House: „Mehr als ein vorübergehender Trend“
Per Tieflader werden die bis zu zehn Tonnen schweren Häuschen angeliefert. Zwei freie Plätze gibt es noch. Sie sind aber bereits verpachtet. Die Nachfrage ist riesig und übersteigt bei Weitem das Angebot. „Das ist mehr als ein vorübergehender Trend“, ist sich Korupp sicher. Der Wunsch nach einem Häuschen in der Natur, am besten in Meeresnähe, dieser wird bleiben und hat sich bei vielen Menschen verfestigt.
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Joachim Korupp möchte seinen Campingplatz weiter modernisieren und verbessern. So soll der Schwimmteich vergrößert werden, und sein Sohn John-Henry hat 2019 das Restaurant „Felix“ eröffnet, das authentisches indisches Essen anbietet. Denn John-Henrys Verlobte Harprect, genannt „Harps“, kommt aus Birmingham und hat indische Wurzeln. „Bei uns gibt es Essen wie bei Schwiegermutter“, sagt John-Henry. Der 23-Jährige hat das Restaurant in dem denkmalgeschützten alten Bauernhaus stylisch einrichten lassen, in gedeckten Farben, mit modernen gepolsterten Hockern in Lila oder Dunkelgrün und Holzfußboden.
Tiny Houses: Cocktailbar bis tief in die Nacht geöffnet
Und die moderne Bar könnte genauso gut in Hamburg oder London sein. John-Henry und seine Freundin haben sich während ihrer gemeinsamen Zeit in London kennengelernt. Und anders als viele gastronomischen Betriebe in St. Peter-Ording, die bereits gegen 22 Uhr schließen, ist das Restaurant mit Cocktailbar vor den Toren St. Peters bis spät in die Nacht geöffnet.
Hier gibt es halt keine Nachbarn, die sich über Lachen und Stimmengewirr beschweren. Glück hat, wer hier ein Wochenendhäuschen hat.