Basthorst. Die 69-Jährige hat zusammen mit ihren Kindern ein Kochbuch gemacht. Auch zahlreiche private Fotos und ein Essay sind enthalten.
Man kennt sie als Sängerin, aber bei ihrer Familie und Freunden ist Vicky Leandros als Köchin mindestens ebenso erfolgreich. Zusammen mit zwei ihrer drei erwachsenen Kinder hat sie ein opulentes Kochbuch mit teils jahrzehntelang erprobten Lieblingsrezepten verfasst, das heute am 5. Oktober erscheint. „Ein Hoch auf das Leben. Meine Küche für Familie und Freunde“ lautet der Titel. Warum sie jetzt nach mehr als 400 veröffentlichten Platten unter die Kochbuch-Autoren gegangen ist?
„Die Frage müsste eher lauten, ,warum erst jetzt’“, sagt ihre Tochter Sandra von Ruffin. Die Schauspielerin und Produzentin ist für das inhaltliche Konzept verantwortlich. Von griechischen Vorspeisen über Moussaka, Frikadellen à la Basthorst (dem Familienwohnsitz), bis zu Desserts wie Baklava enthält diese Rezeptsammlung auch zahlreiche private Fotos aus der langen Karriere der Sängerin sowie einen Essay über die Liebe der deutsch-griechischen Sängerin zum Kochen und Essen.
Vicky Leandros ist schon dreifache Großmutter
Der Gedanke, ein Kochbuch zu kreieren, sei schon vor ein paar Jahren entstanden, sagt Vicky Leandros, „aber es brauchte jemanden, der eine genaue Idee hat, wie das Konzept aussehen soll, der alles zusammenführt. Das war und ist Sandra.“ Es sei darum gegangen, ein Familienkochbuch zu machen, für Freunde, für Familie, für Kindeskinder – darum, dass man beispielsweise die Geschichte über die Großmutter Kiki erzählt, dass das für die Familie alles erhalten bleibt“, sagt die dreifache Großmutter, die schon als Kleinkind mit ihrer eigenen Großmutter Kiki am Herd stand.
Diese habe hervorragend gekocht, meist einfache Gerichte: „Fleisch gab es selten, nicht mal jede Woche, eher so alle 14 Tage, weil es sehr teuer war. Aber man wird ja sehr erfinderisch.“ Im Kochbuch seien nun auch viele Rezepte für vegetarische Gerichte und Salate.
Schlagerstar: „Kochen beruhigt mich"
„Seit meinem 18. Lebensjahr bin ich auf Konzerttourneen unterwegs, oft die Hälfte des Jahres. Wenn ich also zu Hause bin, koste ich diese Zeit aus. Es ist dann meine private Zeit, fernab der Öffentlichkeit. Ich tanke Kraft und komme zur Ruhe – und ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste Teil davon ist für mich das Kochen. Es beruhigt mich, ich kann dabei meine Gedanken sammeln und ordnen, ich kann mich besinnen und sogar meditieren“, so Vicky Leandros, deren schlanker Figur man ihre Begeisterung für das Kochen und Essen so gar nicht ansieht.
„Wenn am Abend dann Freunde oder Familie an meinem Tisch sitzen und wir gemeinsam essen, dann verbreitet sich dieses warme Gefühl des Wortes ,zu Hause‘ in mir“, schreibt die Sängerin, in ihrem Buch. War sie nicht unterwegs, hatte sie in früheren Jahren zu Hause in Basthorst drei Kinder zu versorgen, die dazu häufig noch Besuch hatten.
Kochbuch: Gerichte wurden aufgepeppt
„Bei meiner Mutter köchelt immer was auf dem Herd, meistens drei, vier, fünf Töpfe, in denen für Mittag- und Abendessen etwas vorbereitet wird“, sagt ihr Sohn Leandros von Ruffin. Wenn er und seine beiden Schwestern Freunde mitbrachten, habe es immer für alle etwas zu essen gegeben.
Und während Sandra (34) ganz offen zugibt, dass sie mit Kochen nie viel am Hut hatte, sagt ihr 41-jähriger Bruder, er habe schon als Kind gern mitgekocht. Für das Kochbuch hat der Geschäftsmann zusätzlich zu den Familienrezepten einige Rezepte neu interpretiert. „Das Kochen hat sich ja weiterentwickelt über die Jahre, und so haben wir versucht, ein paar Gerichte aufzupeppen, ohne ihnen die griechische Seele zu nehmen.“
Es müssen nicht immer Blumen als Tischschmuck sein
Für die Buchpräsentation auf Gut Basthorst wurde eine lange Tafel eingedeckt – mit einer bunten Tischdecke, Platztellern und herbstlicher Dekoration. Anstatt Blumen aus dem Blumenladen hat Sandra von Ruffin eine Schüssel mit leuchtend gelben Zitronen auf den Tisch gestellt, daneben stehen Zweige mit Hagebutten.
„Wenn ich schnell ein Essen mache, habe ich ja nicht immer Blumen da“, sagt Vicky Leandros, „es geht um die Atmosphäre, die entstehen soll, das Miteinander.“ Viele Kerzen seien wichtig, „die hat ja jeder zu Hause, die bringen auch eine schöne Stimmung rein“. Ihre Tochter Sandra pflichtet ihr bei: „Man sieht es auch im Buch – oft haben wir mit Zitronen dekoriert, die liegen daneben, oder Feigen oder anderes Obst.“
Kochbuch wurde auf Gut Basthorst entwickelt
Obwohl Sandra und Leandros von Ruffin beide in Hamburg leben und die Sängerin größtenteils in Berlin, hatten sie für die gemeinsame Arbeit am Kochbuch den Familiensitz Gut Basthorst gewählt. Tochter Milana von Ruffin, die den Betrieb führt, hat ihnen zwei Appartements des familieneigenen Hotels zur Verfügung gestellt, in denen ihre Mutter und ihre Geschwister kochen, dekorieren und fotografieren konnten.
Milana, die mittlere der drei Geschwister, sei mit ihren drei Kindern immer Testesserin gewesen, sagt Leandros. Um den Aufwand zu begrenzen, wurden alle Aufnahmen vor Ort gemacht. „Wir wollten auch nicht vorgeben, dass wir Teile in Griechenland fotografiert hätten und Bilder mit dem Meer zeigen, das hätte nicht den Tatsachen entsprochen“, sagt die Sängerin.
Ein kleines Stück Griechenland für zu Hause
Und was kommt auf Basthorst nun am häufigsten auf den Tisch? „Was sich jeder Gast immer wünscht, ist Moussaka“, sagt Sohn Leandros, aber auch Avocado mit Zitronen-Senf-Sauce und Soutzoukakia Smyrneika, kleine orientalische Frikadellen in pikanter Tomatensauce, seien bei allen überaus beliebt. Wer mit griechischer Küche nur Gyros und Krautsalat assoziiere, der irre. „Es gibt sehr viele vegetarische Gerichte“.
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Diese seien den Deutschen vielleicht noch nicht so bekannt, „denn man bekommt hier viel Gyros und schlechtes Zaziki. Wir haben sehr authentische Gerichte im Buch. Insofern wünschen wir uns, dass viele Menschen sich mit diesem Kochbuch ein Stück Griechenland nach Hause holen.“
Früher brachte Vicky Leandros Olivenöl kanisterweise mit
Inzwischen fliegt Vicky Leandros mit leichtem Gepäck, wenn sie aus Griechenland nach Deutschland zurückkehrt. „Ich bin früher keinen Sommer abgereist ohne 20-Liter-Kanister mit Olivenöl als Sperrgepäck“, sagt sie. Doch nun könne man alle wichtigen Zutaten für ihre Gerichte hier kaufen. Auch hervorragendes Ölivenöl.
Für die nächste Zeit hat die Sängerin, die 2022 ihren 70. Geburtstag feiert, wieder einige Konzertauftritte geplant. „Wir wollen mal sehen, ob sie auch wahrgenommen werden, und hoffen, dass alle Weihnachtskonzerte auch stattfinden werden.“ Besonders auf das erste wohltätige Weihnachtskonzert am 26. November auf Gut Basthorst freue ich mich sehr.“ Ansonsten sehe sie dem kommenden Jahr gelassen entgegen, versichert Vicky Leandros, sie zähle ihre Jahre nicht mehr. Nach dem 50. Geburtstag sei sie darüber hinweg gewesen, „schon so alt zu sein. Ich stehe jetzt zu meinem Alter.“
Rezept: Fassolatha – Griechische Bohnensuppe
Zutaten:
- 1 Handvoll Stangenselleriegrün
- 2 große Zwiebeln
- 150 g Knollensellerie
- 400 g frische Palbohnen
- 3 Möhren
- 150 g passierte Tomaten
- 150 ml Olivenöl
- Salz
- frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
- Saft von ½ Zitrone
Anleitung:
Das Selleriegrün waschen. Die Zwiebeln fein hacken. Den Knollensellerie schälen und in grobe Stücke schneiden. Bohnen, Zwiebeln, Knollensellerie und die Hälfte des Selleriegrüns in einen großen Topf geben. So viel Wasser aufgießen, dass alles gut bedeckt ist. Einmal zum Kochen bringen, dann die Hitze reduzieren und die Bohnen bei mittlerer Hitze schon einmal ca. 70 Min. kochen lassen.
Die Möhren schälen und in dünne Scheiben schneiden. Nach besagten 70 Min. mit den passierten Tomaten und dem restlichen Selleriegrün zu den Bohnen geben und alles weitere 30 Min. bei mittlerer Hitze kochen lassen. Dann das Olivenöl dazugeben und die Suppe noch einmal 5 Min. weiterkochen. Die Bohnensuppe kräftig salzen und pfeffern und zum Schluss den Zitronensaft hinzugeben.
Extra-Tipp:
„Die frischen Palbohnenkerne sind leider nur wenige Wochen im Spätsommer erhältlich. Ich kaufe daher immer gleich ein paar Kilo und friere sie für diese Suppe portionsweise ein. Alternativ können Sie auch getrocknete griechische Bohnenkerne verwenden, die Sie vorher 24 Stunden in kaltem Wasser einweichen.
Anschließend einmal in neuem Wasser aufkochen, dieses dann wieder abgießen und die Bohnen wie im Rezept beschrieben weiterverarbeiten. Allerdings kommen Möhren, passierte Tomaten und restliches Selleriegrün bei dieser Version nicht nach 70 Minuten, sondern erst nach 2 Stunden dazu.“