Malente. Am Kellersee in Malente können Gäste bald Urlaub machen wie in den Kultfilmen aus den 50er Jahren. Mit Pferden – und viel Luxus.
Als Oma Jantzen verzweifelt die Stirn in Falten legt und sich nichts mehr wünscht, als auf dem Immenhof alt zu werden, gemeinsam mit den Mädchen Dick und Dalli und natürlich den Ponys, wird so mancher Zuschauer eine Träne verdrückt haben.
Der Traum der alten Dame mit dem grauen Dutt: Gut Immenhof soll ein Ponyhotel werden, Gäste aus Lübeck und sogar der großen Stadt Hamburg, damals noch eine Tagesreise entfernt, sollen dem überschuldeten Gestüt neues Leben einhauchen, sich in der Natur erholen vom Trubel des Alltags. Heute, nach mehr als 60 Jahren, ist diese Geschichte, die den roten Faden der berühmten Immenhof-Filme spannt, wahr geworden.
Pferdehotel am Kellersee erstrahlt in neuem Glanz
Direkt am idyllischen Kellersee bei Malente, auf dem einstigen Gut Rothensande, das den romantischen Schauplatz für so manche Liebelei oder chaotische Reitstunden in dem Kinoklassiker aus den 1950er-Jahren abgab, ist heute wirklich ein Pferdehotel entstanden. Und was für eines. Unter alten Bäumen, in weiß und mit grünen Fensterläden, erstrahlt das Herrenhaus in neuem Glanz. Innen lockt das Fine Dining Restaurant Rodesand, der Blick fällt direkt vom Tisch aufs glitzernde Wasser.
Und an der Bar, in edlen Hölzern und lauschig-dunkler Farbgebung, geht die Sonne über den Feldern unter, sie ist für romantische Stunden im Dämmerlicht nach Westen ausgerichtet. Ein Reitstall mit hoteleigenen Pferden und Boxen für Gasttiere rundet das Angebot ab. Wer mit Muskelkater vom Ausritt in die Hügel der Holsteinischen Schweiz zurückkehrt, kann sich im Sauna- und Wellnesshaus direkt am Ufer erholen. Hier führen Stege ins Wasser, sie laden zum Baden ein oder zur Tour mit der „MS Luise“ über den See mit seinen bewaldeten Hängen.
Gut Immenhof: Eröffnung am 1. Oktober
Am 1. Oktober geht es los, dann ist Eröffnung und die ersten Gäste ziehen ein. 50 Zimmer und sechs Ferienwohnungen bietet das Gut Immenhof, die Preise beginnen in der Zwischensaison jetzt im Herbst mit 200 Euro für das Doppelzimmer und 268 Euro für die Hofsuite.
„Wir sind zu 95 Prozent ausgebucht“, freut sich Hoteldirektor Thilo Mühl, ein groß gewachsener Manager in blauem Anzug, der in diesen Tagen noch auf Dutzende hämmernde Handwerker in den Gebäuden der Anlage trifft, bevor es endlich losgeht mit den Gästen. Ganze acht Jahre hat es gedauert, bis unter dem Hamburger Projektleiter Ole Marxen, der auch schon das Luxus-Resort Weißenhaus an der Ostsee gestaltet hat, der Immenhof wachgeküsst wurde.
Investor Carl-Joachim Deilmann hatte viel Geduld
Der Sohn des Hamburger Kultwirtes Peter Marxen (Onkel Pö) hat nun auch das Kleinod in Malente zur Luxus-Destination gestaltet. Ein Kraftakt, denn alle Gebäude stehen unter Denkmalschutz, sagt Marxen. Er ist ein Perfektionist, und er liebt Details: So hat die Tür am Gutshaus, wo in den Immenhof-Filmen immer wieder mal der beschwipste Tierarzt Dr. Pudlich in seiner Kutsche vorfuhr, die gleichen Sprossenfenster bekommen wie einst. Und im Turm an der Einfahrt hängt die Glocke, mit der Dick und Dalli von ihrer Arbeit im Stall zum gemeinsamen Mittagessen gerufen wurden.
Beim Gut Weißenhaus war es der Hamburger Internetmillionär Jan Henric Büttner, der das ebenfalls verrottende alte Gemäuer in Sichtweite zum Strand mit einer Investition von 70 Millionen Euro vor dem Verfall gerettet hat. Beim Immenhof hat Investor Carl-Joachim Deilmann ebenfalls viel Geduld gehabt und mit jedem Rückschlag, jeder Entkernung und den Stützarbeiten an den vom Einsturz bedrohten Gebäuden mehr und mehr Geld in das Projekt gesteckt.
Keine Details zum finanziellen Aufwand
Ein zweistelliger Millionenbetrag soll es auch hier sein. Details zum finanziellen Aufwand gibt der eher zurückhaltende Investor aber nicht bekannt. Sein Herzblut gehörte jedenfalls schon immer Schleswig-Holstein, der Schweizer Unternehmer hat ganz in der Nähe seine Kindheit im Internat verbracht. Noch heute genießt er die ursprüngliche Natur der Gegend und nennt als Lieblingsplatz auf dem Anwesen das Bootshaus, wo ab und zu der See durch die hohen Bäume blitzt.
Deilmann wurde 2012 von Freunden auf das leer stehende Ensemble aufmerksam gemacht. Und er blieb lange am Ball. Zunächst war die Eröffnung für 2016 geplant, aber Aufgeben war für Deilmann nie eine Option. Anders als bei Michael Jackson, wie es jedenfalls Gerüchte sagen.
Polizei sollte King of Pop schützen
Denn schon 2006 hätte der Immenhof beinahe einen prominenten Eigentümer bekommen. Der US-Star soll damals von Hamburg-Niendorf aus, wo er bei Freunden untergekommen war, einen privaten Termin in Malente geplant haben. Eine Einsatztruppe der Polizei war alarmiert, um den King of Pop zu schützen. Er wolle sich ein Haus anschauen und einen Spaziergang machen, war durchgesickert. Doch diese Story endete nicht mit einem Happy End.
Der Gutshof blieb in der Hand der Hamburger Kaffeeröster-Familie Nörenberg, die seit 1958 Besitzer des legendären Anwesens war und hier eine Pferdezucht aufbaute. Weiterer Eigentümer war dann ein niedersächsischer Landwirt, der bereits ein Ponyhotel auf der Anlage plante. Doch er realisierte den Wiederaufbau des Gutes letztendlich nicht. Das Ensemble, das im 14. Jahrhundert als Versorgungshof des Eutiner Schlosses diente und auch schon Katharina die Große beherbergte, blieb lange für die Öffentlichkeit gesperrt.
Immenhof-Filme sind Leitfäden für Hotel
Entsprechend dieser Historie sind die Immenhof-Filme, die im Nachkriegsdeutschland zum Kassenschlager wurden, einer der Leitfäden für das Hotel. Aber nicht der einzige. Deilmann ist es trotz der Verbindung zu der Kultserie wichtig, das Heile-Welt-Thema nicht zu verkitschen. Zwar hängen in den Zimmern Kinoplakate mit den Stars wie Heidi Brühl und Angelika Meissner – und die Bar ist nach der resoluten Oma Jantzen benannt.
Doch sonst erinnert an der Einrichtung nichts an die 50er-Jahre, als die Mädels im Film erste erotische Abenteuer erlebten, mit Jungen, die Ethelbert hießen und immer mal wieder vom Pony fielen. Statt verstaubter Nierentisch-Optik vermitteln die Räume heute einen nordisch-ländlichen Charme mit viel Holz, edlen Böden aus Naturstein und Balken an den Decken.
Mühl leitete zuvor das Grand Hotel Heiligendamm
Thilo Mühl ist als Hoteldirektor für die Umsetzung dieser modernen Philosophie verantwortlich. Der Profi kennt sich gut aus mit den Herausforderungen und Chancen, Tradition zu bewahren und zugleich in die neue Zeit zu führen. Denn zuvor leitete er das Grand Hotel Heiligendamm und das Schlossgut Groß Schwansee bei Boltenhagen. Beide Häuser leben ebenfalls von einer langen Geschichte, sind aber im Hier und Jetzt angekommen.
Auf Gut Immenhof ist es ihm wichtig, den Gästen Lebensfreude, Erholung und Genuss zu bieten. Der 45-Jährige, der selber gerne kocht, schaut dabei besonders auf die beiden Restaurants. „Es gibt bei uns im Melkhus ein Abendbrot mit Wurst und Holsteiner Schinken, dazu warme, für die Region typische Gerichte in Probierportionen, sodass man in gemütlicher Runde zusammensitzen kann“, schwärmt Mühl, der mit seiner Familie in Lübeck wohnt. Dagegen bietet das Rodesand im Herrenhaus in eleganter Atmosphäre gehobene Küche mit Produkten aus der ganzen Welt.
Florian Ohlmann kocht für Gut Immenhof
Mit Koch Florian Ohlmann hat das Gut Immenhof einen renommierten Küchenchef gefunden. Der Niedersachse hat bereits für den Pariser Sternekoch Alain Ducasse gearbeitet und die Lido-Restaurants in Düsseldorf geleitet.
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Menschen, die das Hotel anspricht, seien Familien, Reitfreunde oder auch Gruppen, die Hochzeiten oder Geburtstage feiern wollen, sagt Mühl. Denn der Melkhus-Saal mit seiner kirchenschiffartigen Kuppel bietet Platz für 350 Gäste und eine hochwertige Musikanlage, sogar eine Bühne und eine Leinwand gehören zur Ausstattung. Erstes Event ist die Verleihung des Immenhof-Filmpreises im Oktober.
Hoteldirektor will wieder selbst reiten
Doch Mühl will nicht nur die Geschichte der Filmkulisse wiederbeleben, sondern auch ein altes Hobby aus Kindertagen. Der gebürtige Braunschweiger hatte als Junge selbst ein Pferd, „und jetzt werde ich wohl wieder einmal reiten“.