Westerland. Die Nordseeinsel öffnet sich für Tourismus und empfängt ab dem 1. Mai wieder Urlauber. Was Sylt-Reisende jetzt beachten sollten.
Die gesamte Insel Sylt öffnet sich für den Tourismus. Als letzte Inselkommune hatte auch die Gemeinde Sylt mit dem Hauptort Westerland am vergangenen Donnerstag beschlossen, an dem touristischen Modellprojekt des Kreises Nordfriesland mitzuwirken. Geplanter Start ist am 1. Mai, geplante Dauer sind vier Wochen. Eine Verlängerung ist aber möglich.
Hotels, Ferienhausvermieter und Gastwirte müssen nun zunächst einmal Hygienepläne entwickeln und sich für die Teilnahme am Modellprojekt registrieren lassen. Wichtigster Punkt der Konzeptes ist die Testpflicht, die für die Urlauber, aber auch für die Mitarbeiter im Hotel- und Gaststättengewerbe gilt.
Sylt empfängt wieder Urlauber – mit vielen Corona-Tests
Urlaub in der Modellregion heißt: Testen, testen, testen. Gäste müssen bei Ankunft einen negativen Coronatest (Schnelltest oder PCR-Test) vorlegen, der nicht älter als 48 Stunden ist. Während des Urlaubs müssen sie sich alle zwei Tage erneut testen lassen. Wer im Innenraum eines Restaurants essen oder trinken will, muss einen negativen Test vorlegen, der nicht älter als 24 Stunden ist. Für die Beschäftigten in Hotellerie und Gastronomie gilt: Zweimal in der Woche ist Pflicht.
Wichtig ist dabei: Wesentliche Corona-Beschränkungen des Landes Schleswig-Holstein bleiben trotz der touristischen Öffnung in Kraft. So gilt weiterhin, dass sich auch im Kreis Nordfriesland und auf der Insel Sylt der Mindestabstand eingehalten werden muss. Kontakte zu Anderen sind auf ein absolutes Mindestmaß zu beschränken.
Corona-Regeln haben auch auf Sylt weiter Bestand
Private Kontakte sind drinnen wie draußen nur erlaubt mit Personen des gemeinsamen Haushalts und einer weiteren Person oder Personen eines weiteren Haushalts – wenn sich dann nicht mehr als fünf Menschen treffen. Das bedeutet: Wer sich ein großes Ferienhaus mieten will, um endlich mal mit der verzweigten Familie Urlaub zu machen, der muss unbedingt einen Blick auf diese Kontaktbeschränkungen werfen.
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Die spannende Frage ist: Wer möchte unter diesen Bedingungen Urlaub machen? Die Insel Sylt hat 20.000 Einwohner und rund 62.000 Gästebetten. Wer kommt, wer bleibt zu Hause? Raphael Ipsen, Sylt-Chef des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), sagte am Freitag: „Wir gehen von einer maximal 50-prozentigen Auslastung aus.“ Denn es würden „definitiv“ nicht alle Betriebe beim Modellprojekt mitmachen.
Einige Betriebe in Westerland und Co. machen nicht mit
„Einige sagen, dass sie es nicht schaffen, bis zum 1. Mai alles vorzubereiten“, so Ipsen. „Die Küche muss bestückt werden, alles muss gereinigt werden – da ist schon Einiges zu tun.“ Es gebe aber auch Betriebe, die erst einmal abwarten wollen. „Und manche sagen, es sei ihnen zu risikoreich, jetzt zu öffnen.“ Auf Seite der Touristen gibt es laut Ipsen ebenfalls Vorbehalte – unter anderem wegen der ständigen Tests.
„Wir bekommen schon Rückmeldungen mit der Aussage. ,Unter diesen Bedingungen ist das für uns kein Urlaub.’“ Von anderen Gästen sei aber auch zu hören: „Kein Problem, wenn es ein muss, lass’ ich mir jeden Tag in der Nase rumstochern“, so Ipsen.
Der Dehoga-Chef glaubt, dass viele Gäste noch nicht mitgekommen haben, dass ein regulärer Urlaub wie vor der Pandemie auf Sylt und in Nordfriesland nicht möglich sein wird. „Aber langsam wird es den Urlauber nun wohl klar, dass das hier ein Modellprojekt ist“, sagt er. „Das ist Urlaub nach dem Motto: Lass’ uns mal gucken, dass wir das sicher hinbekommen.“
Startet Nordfriesland am 1. Mai als Modellregion?
Im Kreis Nordfriesland laufen derweil die Vorbereitungen auf Hochtouren. Bisher wirkt manches improvisiert. Mittlerweile gibt es immerhin eine Internetseite zum Projekt, dort können beispielsweise Betriebe, die bei dem Projekt mitmachen wollen, Anmeldeformulare herunterladen. „Diese Seite wird laufend ergänzt“, ist ganz oben auf dem Internetauftritt zu lesen.
Offen ist unter anderem die Frage, ob das Projekt tatsächlich wie geplant am 1. Mai startet. Dafür spielt die Entwicklung der Corona-Inzidenz eine wichtige Rolle. Kreissprecherin Dagmar Schulz sagt: „Da ein Ausbruchsgeschehen in der Regel nicht plötzlich von heute auf morgen auftritt, sondern sich im Normalfall wenige Tage vorher abzeichnet, wird eine Einschätzung, ob das Modellprojekt am 1. Mai starten kann, voraussichtlich zwei bis drei Tage vorher möglich sein.“
Modellregion an der Nordsee mit Notbremsen
Das nordfriesische Modellprojekt hat gewissermaßen zwei eingebaute Notbremsen. Überschreitet die Kreis-Inzidenz an sieben aufeinander folgenden Tagen die 50er-Marke, erfolgt der Abbruch des Projekts, sofern es sich um ein nicht lokal begrenztes oder nicht nachzuverfolgendes Geschehen handelt – und wenn die Befürchtung besteht, dass die Erhöhung der Inzidenz mit dem Modellprojekt zusammenhängen könnte. Sollte der Inzidenzwert drei Tage lang über der 100er-Marke liegen, erfolgt automatisch der Abbruch.
Die Gäste müssen dann sofort abreisen. Ob sie in diesem Fall einen Anspruch auf Kostenerstattung haben, ist unklar. Unter Umständen ist man deshalb auf das Entgegenkommen des Vermieters angewiesen. Abreisen muss auch, wer der Testpflicht nicht nachkommt oder an Corona erkrankt.
Wird Urlaub auf Sylt wissenschaftlich begleitet?
Damit Bürger, Touristiker und Politiker aus dem Nordfriesland-Experiment etwas lernen können, soll es nach dem Willen des Landesregierung auch eine wissenschaftliche Begleitung geben. Über sie ist bislang noch wenig bekannt. Der Kreis Nordfriesland schreibt dazu, dass eine „wissenschaftliche Studie“ nicht geplant sei.
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Begleitet werden soll das Projekt von Dr. Benno Keuels, Oberarzt für Innere Medizin am Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. „Er verfügt mit seinem Team über langjährige Erfahrungen in der Begleitung von Forschungsprojekten“, heißt es in beim Kreis.
Und weiter: Zurzeit würden die zu erfassenden Daten zwischen den Modellregionen sowie dem Forschungsteam ausgetauscht, um übergreifende Daten für alle Modellregionen auszuwählen und damit eine Vergleichbarkeit herzustellen. Der wissenschaftliche Nutzen des Projektes dürfte sich demnach auf die Sammlung von Daten beschränken.