Kiel. “Modellprojekte“ sollen in Schleswig-Holstein im April Öffnungen im Tourismus, aber auch in Sport und Kultur möglich machen.

Öffnungen und Lockerungen ausprobieren, obwohl zugleich die Corona-Inzidenzen steigen: Vor dieser heiklen Aufgabe stehen Schleswig-Holsteins Tourismusminister Bernd Buchholz (FDP) genau wie Kulturministerin Karin Prien und die für Sport zuständige Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (beide CDU). Alle drei entwickeln derzeit sogenannte "Modellprojekte" für ihre Zuständigkeitsbereiche: zeitlich und räumlich begrenzte Ausnahmen von den Corona-Regeln.

Die Projekte können frühestens am 19. April beginnen, also zwei Wochen nach Ostern. Im Bereich Tourismus sind sie laut Bewerbungsunterlagen auf vier Wochen begrenzt, können aber verlängert werden. „Wir wollen beweisen, dass Tourismus verantwortungsvoll stattfinden kann“, sagt Buchholz.

Tourismus-Lockerungen – diese Regeln gelten

Verlangt werden dafür ein Hygiene- und ein Testkonzept. Gefordert werden unter anderem negative Corona-Tests bei Anreise und weitere Tests während des Urlaubs. Für ein Essen im Innenraum eines Restaurants wird ein weiterer Test verlangt. Entsprechende Testmöglichkeiten müssen nun zunächst geschaffen werden.

Eine wissenschaftliche Begleitung soll zudem sicherstellen, dass in der Modellregion beispielsweise Erkenntnisse über die Übertragungswege bei Infektionen gewonnen werden. Bei stark ansteigender Sieben-Tage-Inzidenz kann das Projekt sofort abgebrochen werden.

Diese Regeln gelten für "Modellprojekte" im Bereich Kultur

Im Bereich Kultur können sich pro Kreis oder kreisfreier Stadt drei Projekte bewerben. Auch sie müssen strenge Konzepte für Hygiene, für Tests und die elektronische Nachverfolgung von Kontakten vorlegen. Erforderlich ist jeweils das Einvernehmen mit der Standortgemeinde und der örtlichen Gesundheitsbehörde. Zum Beispiel die Theater in Kiel und Lübeck, aber auch die Niederdeutsche Bühne in Neumünster hätten entsprechende Konzepte bereits erarbeitet, sagte Prien.

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„Kulturellen Veranstaltungsstätten, wie zum Beispiel Theatern, Konzert- und Opernhäusern, Kinos, soziokulturellen Veranstaltungszentren oder Musikclubs in Schleswig-Holstein wird eine Wiedereröffnung mit Publikumstestungen im Rahmen eines ausgewählten Modellprojekts gewährt“, erläuterte Prien.

Die Voraussetzungen im Bereich Sport

Auch im Bereich Vereinssport können Kreise, Städte und Gemeinden nun ihre Konzepte für "Modellprojekte" vorlegen. Auch seien Bewerbungen von im Landessportbund organisierten Vereinen und kommunalen Einrichtungen wie Schwimmstätten möglich, erklärte die Innenministerin.

Neben Beschränkungen der Gruppengrößen auf 24 Personen im Freien und zwölf in Hallen seien ein Schutz- und Hygienekonzept sowie eine IT-gestützte Nachverfolgung gefordert. Wer als Sportler teilnehmen möchte, müsse jeweils einen tagesaktuellen negativen Corona-Test vorweisen. Die auf zunächst vier Wochen begrenzten Modellprojekte in Abstimmung mit den Gesundheitsämtern sollen wissenschaftlich begleitet werden.

"Modellprojekte": Inzidenz könnte für Überraschungen sorgen

Steigt sie in einem Kreis oder einer kreisfreien Stadt über den Grenzwert von 100, kann es dort keine Modellregion geben, heißt es in dem Kriterienkatalog für das Bewerbungsverfahren. Bis zum 19. April könnte es also noch einige Überraschungen geben. Denn auch in Schleswig-Holstein gibt es immer mehr Neuinfektionen.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Am Donnerstag stieg die landesweite Inzidenz auf 62,4. In Flensburg wurde die Grenze von 100 mit dem Sieben-Tage-Wert 100,9 bereits wieder überschritten, in den Kreisen Segeberg (99,2) und Pinneberg (98,7) ist man nahe dran. Dort drohen sogar Ausgangssperren. Am weitesten entfernt vom Grenzwert sind derzeit die Kreise Nordfriesland (18,7), Plön (21,8) und Ostholstein (30,4). 

Viele Interessenten wollen an "Modellprojekten" teilnehmen

Für die Modellregion-Bewerbungen bleibt nicht mehr viel Zeit. Bis zum 7. April sollen die  Unterlagen bei den jeweiligen Ministerien sein. Am 12. April soll entschieden werden, wo Urlaub, Kultur und Sport unter Corona-Bedingungen ausprobiert werden können – und wo nicht. Wie viele Projekte insgesamt genehmigt werden können, ist unklar. Die Zahl der Interessenten ist aber schon jetzt hoch.

Die vorgeschriebene Begrenzung auf vier Wochen stört die Hotellerie in Schleswig-Holstein nicht. Sie hofft, dass das Modellprojekt gut läuft und anschließend zur Dauereinrichtung wird. Auch der Landessportverband spricht von einer "lang ersehnten Perspektive" für den Vereinssport in Schleswig-Holstein.

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).