Kiel. Wer wird Kanzlerkandidat der Union und wer Parteivorsitzender? Daniel Günther sieht die Corona-Krise als das wichtigere Thema.

Für die Entscheidung über den Kanzlerkandidaten der Union zur Bundestagswahl in neun Monaten sieht Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther keinen Zeitdruck. "Im Moment haben wir eine Pandemie zu bekämpfen - das ist unsere Hauptaufgabe", sagte der CDU-Politiker. "Da müssen wir die Antwort auf die Frage, mit welchem Spitzenkandidaten wir in die Bundestagswahl gehen, nicht übers Knie brechen." Günther selbst war erst drei Monate vor der Landtagswahl 2017 zum Spitzenkandidaten der Nord-CDU bestimmt worden.

Bei der für die Union ebenfalls entscheidende Frage nach einem neuen CDU-Chef wollte sich Günther nicht festlegen. Ob im Januar NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz oder der frühere Umweltminister Norbert Röttgen zum CDU-Vorsitzenden gewählt wird? Das wisse er genau so wenig wie Journalisten. Sympathie für Laschet und Distanz zu Merz hatte Günther in der Vergangenheit wiederholt bekundet.

Geht Daniel Günther nach Berlin? "Nein"

Bei der Kanzlerkandidatur werde der neue CDU-Vorsitzende natürlich ein entscheidendes Wort mitreden, sagte er. "Aber ich bleibe dabei, dass diese Frage am Ende zwischen CDU und CSU besprochen wird. Ich schließe da überhaupt nichts aus in den jetzigen Zeiten." Hintergrund sind die Spekulationen um eine eventuelle Kanzlerkandidatur des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU). "Wir werden uns da gut aufstellen und in der Frage nach der Kanzlerkandidatur rechtzeitig nach dem Parteitag entscheiden", sagte Günther.

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Günther hat für seine Zukunft immer betont, er wolle nicht nach Berlin wechseln, sondern 2022 zum Ministerpräsidenten wiedergewählt werden. Die Frage, ob sich das doch noch ändern könnte, beantwortete er kurz und knapp: "Nein".

"Die Menschen honorieren gute Führung in der Krise"

Die Corona-Pandemie wird die in Deutschland anstehenden Wahlen aus Günthers Sicht in verschiedener Hinsicht beeinflussen. "Schon jetzt zeichnet sich ab, dass Menschen ein gutes Führen durch die Krise honorieren", sagte er. "Dies gibt in Bezug auf die CDU schon ein bisschen Hoffnung, dass dieses Vertrauen auch noch anhält." Da sich die Pandemie auf das ganze Leben auswirke, könne dies auch an Wahlen nicht vorbeigehen. "Alles was momentan geschieht, spielt eine Rolle auch für die Stimmung in der Bevölkerung", sagte Günther.

Die Pandemie werde auch die Wahlkampfführung beeinflussen. Dies würden schon die Landtagswahlen im März in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg zeigen. "Wir können ja gar nicht genau sagen, wie ein Dialog mit Bürgern in diesen Zeiten überhaupt stattfinden kann."