Nordstrand. 360 Kilometer Deich haben Küstenschützer in diesem Herbst im Norden begutachtet. Jetzt stellen sie das Ergebnis vor.

Schleswig-Holsteins Nordseeküste ist gut für die kommende Sturmsaison gerüstet. Die Landesschutzdeiche an der Nordseeküste und der Elbe seien in einem guten und wehrhaften Zustand, sagte die Direktorin des Landesbetriebes für Küstenschutz (LKN) Birgit Matelski am Freitag auf Nordstrand zum Abschluss der 13 Herbstdeichschauen. Insgesamt inspizierte der LKN vom 7. Oktober bis zum 19. November 360 Kilometer Deiche zwischen Wedel bei Hamburg (Kreis Pinneberg) und der dänischen Grenze sowie auf den Nordseeinseln. „Wenn jetzt eine schwere Sturmflut kommt, sind wir gut gerüstet und die Deiche werden dem standhalten“, sagte Matelski.

Für 350 000 Menschen auf etwa einem Viertel der Landesfläche Schleswig-Holsteins ist der Küstenschutz existenziell, wie Matelski sagte. Sie leben in Bereichen, die ohne Deiche überflutet würden. Damit dies nicht passiert, investieren Land, Bund und EU nach Angaben des LKN jedes Jahr rund 25 bis 30 Millionen Euro in die Ertüchtigung und Aufstockung der Landesschutzdeiche.

In den vergangenen Jahren gab es oftmals Probleme mit Wühlmäusen

Die Deiche sollen gemäß Generalplan Küstenschutz vor einem Sturmflutwasserstand schützen, der statistisch einmal in 200 Jahren zu erwarten ist. Die fünfte Fortschreibung des Generalplans Küstenschutz Schleswig-Holstein hatte Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) vor wenigen Wochen angekündigt. Sie soll 2022 verabschiedet werden. Der Plan enthält die Strategie der Landesregierung im Umgang mit Sturmfluten und Küstenabbruch.

Lesen Sie auch:

In den vergangenen Jahren gab es oftmals Probleme mit Wühlmäusen, die sich Gänge in die Deiche bauten. „Dieses Problem gab es dieses Jahr nicht. Wir wissen nicht warum“, sagte die LKN-Chefin.

In diesem Jahr beschäftigte die Küstenschützer hingegen unter anderem die Folgen des Orkantiefs „Sabine“ und die Serie von fünf Sturmfluten an Schleswig-Holsteins Nordseeküste. Insbesondere im südlichen Dithmarschen habe dies zu einem enormen Treibselanfall geführt, sagte Matelski. Treibsel besteht zum großen Teil aus natürlichem Material wie Seegras und Algen. Aber auch Müll und andere Fremdstoffe mischen sich darunter. Insgesamt sind dieses Jahr 125 000 Kubikmeter Treibsel angespült worden - normalerweise sind es rund 100 000 Kubikmeter.

Nicht angeleinte Hunde am Deich sind ein Problem

Allein mit dem Abräumen der Treibsel sei man auch wegen der Corona-Pandemie an einigen Orten bis Ostern beschäftigt gewesen. In einigen Bereichen habe man das der Grasnarbe auch angesehen - sie sei dann gelb oder schon ganz abgetragen gewesen. „In einigen Bereichen haben wir auch nachgesät“, sagte die LKN-Chefin. Auch dieses Jahr haben einige Deiche zudem erneut unter der Trockenheit gelitten.

Deichbauarbeiten in Dagebüll. Schleswig-Holstein hat beim Küstenschutz an der Nordsee nachgerüstet.
Deichbauarbeiten in Dagebüll. Schleswig-Holstein hat beim Küstenschutz an der Nordsee nachgerüstet. © dpa

Ein Problem, auf das die Küstenschützer bei vielen Deichschauen angesprochen wurden, sind nicht angeleinte Hunde am Deich, wie Matelski sagte. Unter anderem weil diese beispielsweise Kaninchenlöcher aufbuddelten und so die Deiche schädigten oder weil sich Schafe auf den Deichen erschreckten und sich auf der Flucht verletzen könnten. Mittlerweile sei es aus diesem Grund teilweise schon schwer, neue Pächter zu finden, die ihre Schafe auf den Deichen weiden ließen.

Abfluss des Regenwassers aus dem Binnenland gesichert

Zufrieden zeigten sich die Teilnehmer der diesjährigen Deichschauen mit den Räumungen der Außentiefs. Diese sind erforderlich, weil das Binnenland durch Siele im Deich entwässert werden und dies oftmals zu eine Verschlickung der Wattpriele führt. „Deshalb fahren wir da regelmäßig mit unseren Räumschiffen lang und spülen die frei“, sagte Matelski. Diese Arbeit sei als systemrelevant eingestuft und nicht ausgesetzt worden. Damit sei der gute Abfluss des Regenwassers aus dem Binnenland gesichert.

Deichschauen gibt es in der Regel jährlich im Frühjahr an Nord- und Ostseeküste, bei den Landesschutzdeichen an der Nordseeküste und Elbe zusätzlich noch einmal im Herbst. In diesem Jahr fielen die Frühjahrsschauen an der Ostseeküste wegen der Corona-Krise aus. Insgesamt schützen etwa 430 Kilometer Landesschutzdeiche mehr als 95 Prozent der überflutungsgefährdeten Küstenniederungen. Diese nehmen insgesamt rund 3950 Quadratkilometer Landesfläche ein.