Hamburg/Bad Oldesloe. Organisation Peta kritisiert „blutiges Hobby“. Töten als Freizeitbeschäftigung sei nicht mit dem Gesetz vereinbar.

Es sind für Spaziergänger verstörende Orte mitten in der Natur. Wer in der Nähe von Jagdsitzen vom Weg abkommt, kann plötzlich auf Plätzen landen, auf denen viele Tierkadaver liegen. Auf einem sogenannten Kadaverplatz (Luderplatz) im Kreis Stormarn wurde kürzlich sogar ein komplett erhaltenes, totes Reh entdeckt, vermutlich ein Stück Verkehrsunfallwild, daneben Berge von anderen angefressenen Fleischresten und zahllose Knochen von längst verzehrten Tieren. Neben dem Jagdsitz befand sich eine verschlossene und gekennzeichnete Holzkiste mit Tierfallen im Fangbunker.

„Besuche des Waldes und der Feldmark können immer auch einen Fund von toten Tieren (Kadavern) in allen möglichen Verwesungsstadien beinhalten“, sagt Stormarns Amtstierarzt Karlheinz Reisewitz. Jetzt geraten solche Luderplätze erneut in die Kritik von Tierschützern. Zwar begründen Jäger und das Kieler Landwirtschaftsministerium ihre Existenz mit natürlichen Kreisläufen und Biodiversität. Aber die Tierschutzorganisation Peta geht deutlich auf Distanz zu diesen jagdlichen Einrichtungen, die dem Anlocken und Töten von fleischfressenden Tieren dienen.

Lust am Töten

Insbesondere Füchse seien auf diese Weise im Visier der Jäger. „Aus Beute-neid und der Lust am Töten erlegen Jäger jedes Jahr in Deutschland etwa eine halbe Million Füchse. In Schleswig-Holstein waren es im Jagdjahr 2018/19 rund 13.700 Füchse“, sagt Nadja Michler, Fachreferentin Wildtiere bei Peta Deutschland e. V. mit Sitz in Stuttgart. Laut Tierschutzgesetz müsse ein sogenannter vernünftiger Grund für das Töten eines Tieres vorliegen. „Bei der Jagd auf Füchse und andere Beutegreifer handelt es sich jedoch lediglich um ein blutiges Hobby“, kritisiert Nadja Michler. Das Töten von Tieren als Freizeitbeschäftigung sei nicht mit dem Tierschutzgesetz vereinbar und habe nichts im 21. Jahrhundert zu suchen.

Häufig werden für die Fuchsjagd sogenannte Totschlagfallen eingesetzt. Ihre Verwendung ist in fast allen Bundesländern noch immer erlaubt. Viele Tiere sterben in diesen Fallen einen langsamen, qualvollen Tod, denen auch streunende Katzen zum Opfer fallen. Bei der Jagd werden viele Tiere in Totschlagfallen regelrecht zerquetscht und nicht gleich getötet, sondern angeschossen, sodass sie mit offenen Wunden flüchten und langsam und qualvoll sterben.

„Fuchsjagd ist sinnlos und grausam“

„Fuchsjagd ist sinnlos und grausam. Sie führt dazu, dass die durchschnittliche Lebensdauer eines Fuchses etwa zwei Jahre beträgt und erhöht das Krankheitsrisiko der Tiere“, heißt es bei der Organisation Wildtierschutz Deutschland e. V. Dabei seien Füchse als Gesundheitspolizei ein wichtiges Bindeglied im Kreislauf der Natur.

Kreisjägermeister wie Uwe Danger aus Stormarn bestätigen auf Abendblatt-Anfrage den Einsatz von Fallenjagd. „Sie wird praktiziert, um die Fuchspopulation zahlenmäßig zu begrenzen und somit dem Artenschwund entgegenzuwirken.“ Immerhin benötige ein Fuchs 500 Gramm Biomasse am Tag. Wie hoch die Fuchspopulation in Schleswig-Holstein und in Deutschland ist – darüber gibt es keine verlässlichen Zahlen, weil Füchse nachtaktiv sind.

Nach Angaben der Organisation Wildtierschutz Deutschland sind Füchse in Deutschland jedoch in ihrer Gesamtpopulation nicht bedroht. Sie gehörten stattdessen zu den „großen Gewinnern unserer Kulturlandschaft“. Als Gründe für die Bejagung der Füchse nennen Jäger gesundheitliche Gefahren wie Fuchsbandwurm und Staupe. Diese Erkrankung wurde in den vergangenen Jahren mehrmals in Schleswig-Holstein nachgewiesen. Darüber hinaus verweisen Jagdverbände darauf, dass die Fuchsjagd notwendig sei, um andere Arten wie Vögel in ihrem Bestand zu schützen.

Schleswig-holsteinischer Landesjagdverband verteidigt jagdliche Einrichtungen

Mit den Luderplätzen werden Beutegreifer wie der heimische Rotfuchs, aber auch Marder angelockt. Der schleswig-holsteinische Landesjagdverband verteidigt solche jagdlichen Einrichtungen – „auch wenn der Anblick toter Wildtiere für Menschen, die sich wenig mit dem Thema ökologisches Kadavermanagement für die biologische Vielfalt auseinandersetzen, gewöhnungsbedürftig ist“, sagt Marcus Börner, Geschäftsführer des Landesjagdverbandes.

Im Jahresbericht 2019 des Kieler Landwirtschaftsministeriums zur Biologischen Vielfalt heißt es dazu: „Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum die auf den Straßen verendeten Rehe, Dam- und Rothirsche nicht wieder dem natürlichen Kreislauf vom Werden und Vergehen zugeführt werden sollten.“ Tierschützer lehnen Luderplätze zum Töten von Füchsen, Mardern und anderen Beutegreifern vehement ab und fordern – wie die Organisation Peta – ein flächendeckendes Fuchsjagdverbot und ein Verbot der Fallenjagd.