Lübeck. Ab Juli 2021 sind Trinkhalme aus Plastik verboten. Ein kleines Unternehmen aus Lübeck bietet eine Alternative: Roggenstrohhalme.
Jahrzehntelang waren bunte Trinkhalme aus Plastik im Cocktail, Eisbecher oder auf dem Kindergeburtstag eine Selbstverständlichkeit. Ab Juli 2021 sind die Plastikröhrchen in Deutschland und vielen anderen Ländern Europas jedoch verboten - aus Umweltgründen. Auf dem Markt gibt es inzwischen eine Reihe von Alternativen, zum Beispiel Trinkhilfen aus Metall, Glas, Papier oder Bambus. Ein kleines Lübecker Unternehmen bietet eine weitere Alternative, die auf dem Acker wächst - Trinkhalme aus Roggenstroh.
„Ich habe mich immer gefragt, warum Strohhalme so heißen, obwohl sie eigentlich aus Plastik sind“, sagt Firmengründerin Marie-Luise Dobler. Als sie vor rund 20 Jahren die Strohmi GmbH gründete, war Nachhaltigkeit für die meisten Menschen noch kein Thema. „Ich wurde belächelt und bekam keine Kredite“, erinnert sie sich.
Alternative zu Plastik: Rund rund zwei Millionen Naturstrohhalme produziert
Haute baut das Unternehmen auf einer zwei Hektar großen Fläche bei Lübeck eine spezielle Bio-Roggensorte mit besonders langen und stabilen Halmen an. Bei der Ernte schneidet ein Mähdrescher die Ähren möglichst hoch ab. Anschließend kappt und bündelt ein Mähbinder das Stroh, das dann von Hand zu Halmen geschnitten wird. „Das Getreide wird zu Mehl und die Strohreste werden gehäckselt und als Einstreu für Tiere verwendet. Es wird nichts verschwendet,“ sagt Dobler.
Rund rund zwei Millionen Naturstrohhalme produziert das Unternehmen nach eigenen Angaben im Jahr. „Das Verbot von Plastiktrinkhalmen hat zu einem enormen Anstieg der Nachfrage geführt“, sagt Dobler. „In den vergangenen Monaten ist der Absatz allerdings stark eingebrochen, da Bars und Restaurants in der Corona-Pandemie geschlossen hatten und Großveranstaltungen ausgefallen sind“, sagt sie. Kunden von Strohmi sind hauptsächlich Gastronomiebetriebe im In- und Ausland.
Die EU hat Ende 2018 ein Verbot von Einweg-Plastikartikeln beschlossen. In Deutschland soll das Verbot im Juli 2021 in Kraft treten. Betroffen sind neben Trinkhalmen auch Produkte wie Wattestäbchen, Plastikgeschirr, Rührstäbchen, Luftballonstäbe sowie Styroporbehältern für Essen zum Mitnehmen. Ziel ist es nach Angaben des Bundesumweltministeriums, den Verbrauch von Artikeln aus Einwegkunststoff zu reduzieren, die Ressource Kunststoff besser zu bewirtschaften und das achtlose Wegwerfen von Abfällen in die Umwelt zu begrenzen.
Es gibt sogar essbare Trinkhalme
Aktuell werden allein in Deutschland jährlich mehr als 40 Milliarden Einweg-Trinkhalme aus Plastik verbraucht. In der gesamten EU würden jährlich mehr als 36 Milliarden Trinkhalme verwendet, schätzt die in Brüssel ansässige Umweltschutz-Dachorganisation Seas at Risk.
Auf dem Markt gibt es inzwischen zahlreiche Alternativen zu Plastiktrinkhalmen, unter anderem wiederverwendbare Röhrchen aus Glas oder Edelstahl sowie Halme aus Weizen, Stärke oder Silikon. Das Start-up Wisefood mit Sitz in Garching hat bereits 2016 einen essbaren Trinkhalm aus Apfeltrester - einem Abfallprodukt der Apfelsaftproduktion - entwickelt.
All diese Konkurrenz fürchtet Dobler nicht. „Wir verwenden nur Roggenlangstroh, das wir unter Bio-Bedingungen auf eigenen Flächen anbauen“, sagt sie.
Die Umweltschutzorganisation BUND ist mit den Alternativen nur bedingt zufrieden. „Trinkhalme aus organischem Material sind aus unserer Sicht schon mal besser als solche aus Materialien, bei deren Produktion viel Energie verbraucht wird, beispielsweise Edelstahl“, sagt der Geschäftsführer des BUND Schleswig-Holstein, Ole Eggers. „Doch am besten wäre es, ganz auf Trinkhalme zu verzichten.“