Schmilau. Nord- und Ostsee überlaufen? Machen Sie Urlaub vor der Haustür! Heute: Das Hotel Farchauer Mühle in Schmilau.

Es ist ein großartiger Moment, wenn Träume in Erfüllung gehen. Auch wenn der Weg dorthin manchmal ein wenig länger dauert als anfangs gedacht. Wie bei Eva-Maria Sievers. Die 52-Jährige hat schon als kleines Mädchen im Garten ihres Großvaters von einem eigenen Café geträumt. Aber es mussten 40 Jahre vergehen, bis ihr Wunsch Wirklichkeit wurde. Heute ist die Hamburgerin nicht nur gemeinsam mit ihrem Mann Michael Inhaberin eines Cafés, sondern auch eines Hotels und Restaurants: die Farchauer Mühle in Schmilau, eine verwunschene Wassermühle an der Südspitze des Küchensees bei Ratzeburg.

Seit 2005 ist das Ehepaar Inhaber des teils historischen Gebäudeensembles aus Gasthaus, Café und Hotel, das alle­ gängigen Klischees des Mythos Wassermühle erfüllt: Von den romantischen Gemäuern über das Rauschen des Wassers bis hin zum üppig wuchernden Grün drumherum. Was fehlt, ist das Klappern des Mühlrads – denn das gibt es leider nicht mehr. Geplant war alles mal ganz anders.

Eigentlich wollte die gelernte Hotelfachfrau nur ein Hofcafé eröffnen. Gemeinsam mit ihrem Mann hielt sie im Hamburger Umland Ausschau nach einem alten Resthof. Die Suche führte sie quer durch die Metropolregion bis ins Alte Land, stellte sich aber am Ende als aussichtslos heraus. Was nun? Den Traum aufgeben?

Die Wassermühle war schon früher beliebtes Ausflugsziel

Aber dann folgte ein Zufall nach dem anderen, der sie ganz am Ende zur Farchauer Mühle führte. Der Weg dorthin begann bei einem Hotelobjekt in der Nähe­ von Mölln, was aber ziemlich heruntergewirtschaftet war und mehrere Hunderttausend Euro Investition in die Sanierung erforderte. Lange haben die beiden überlegt – aber dann doch abgesagt. Und wieder schien sich der Traum in Nichts aufzulösen. Einige Zeit später bekamen sie den Tipp, dass der Besitzer der Farchauer Mühle verkaufen will. „Wir haben hier ein Wochenende verbracht und alles auf uns wirken lassen“, sagt der 57-Jährige. Lage, baulicher Zustand, Atmosphäre.

Die Inhaber: Ehepaar Eva-Maria und Michael Sievers.
Die Inhaber: Ehepaar Eva-Maria und Michael Sievers. © Frauke Maaß

Während das Ehepaar trotz aller Bedenken sehr schnell ja zu dem Objekt sagte, schüttelten Freunde und Verwandte nur den Kopf. „Niemand hat uns zugetraut, dass wir das schaffen“, sagt Sievers. Selbst die Mühlen-Mitarbeiter begegneten den beiden mit viel Skepsis. „Wir waren ja schließlich aus Hamburg“, sagt er und schmunzelt. 2004 wurde ein Kompromiss geschlossen: Ein Jahr pachten und dann entscheiden. Nach einem finanziell düsteren ersten Quartal folgte ein umsatzstarker Sommer. „Und da war klar: Wir packen das!“ 2005 kauften sie die Mühle mit allen Gebäuden, Grundstück, dem eigenen Seezugang und ihrer Historie – und die ist lang.

Die Farchauer Mühle ist 1582 erbaut worden

Erbaut worden ist die Farchauer Mühle 1582. 1850 erhielt sie erstmals die Schankerlaubnis. Dann der Schock: Um die Jahrhundertwende brannte das Wohnhaus (das heutige Hotel) zum ersten Mal ab, wurde wieder aufgebaut und 1918 erneut durch ein Feuer zerstört. Danach wurde die Farchauer Mühle zur Gastwirtschaft umgebaut und entwickelte sich zu einem beliebten Ausflugslokal, das bis 1960 noch ganz stilecht mit einem nostalgischen Dampfschiff über den Küchensee erreicht werden konnte. Ende der 1980er-Jahre gab es erstmals Pläne eines Hotelneubaus, 1991 setzte die damalige Inhaberfamilie Prange diese Idee um und errichtete das heutige Gebäude mit 19 Zimmern. Wenig später wurde auch das Gasthaus renoviert.

In der ehemaligen Mühle ist heute das Restaurant.
In der ehemaligen Mühle ist heute das Restaurant. © Frauke Maaß

Die Entscheidung, das Hotel zu kaufen, haben weder Eva-Maria noch Michael Sievers je bereut. Auch wenn es gerade in den Anfangsjahren mit sehr viel Arbeit verbunden war. Aber dank ihrer beider Leidenschaft für die Hotelbranche und der Liebe zu der Historie der Gebäude haben sie nach und nach das Mühlenensemble mit viel Feingefühl zu „ihrem Eigentum“ gemacht: Alles, was störte, wurde entfernt und durch wertige Materialien ersetzt. So hat Michael Sievers die Steinmauern, die den Weg vom Hotel zum Parkplatz im hinteren Bereich säumen, selbst gesetzt. In den Zimmern wurden die alten Teppichböden entfernt und durch schmucke Landhausfliesen ersetzt, die Bäder wurden komplett saniert, neue Tapeten schmücken die Wände.

Kein überflüssiges Chichi stört das Ambiente

Alles wirkt authentisch. Stimmig. Unaufgeregt. Hier stört kein überflüssiges Chichi das Ambiente, und genau das hat sich die Hotelchefin auch gewünscht. Hier eine Blüte – dort ein Windlicht. „Vieles haben wir so gelassen, wie es war, weil es zum Stil passte. Anderes haben wir passend gemacht. So, wie es jetzt ist, gefällt es uns und unseren Gästen“, verrät sie.

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Geholfen haben ihr auch die vielen Erzählungen älterer Stammgäste, die die Restauration noch aus vergangenen Zeiten kannten und der neuen Inhaberin viele Geschichten von damals weitergaben – als dort, wo heute das üppige und detailverliebte Frühstücksbüfett serviert wird, während der Kriegszeiten getanzt wurde oder später Flüchtlinge einen Unterschlupf fanden. Gelebte Erinnerungen, die Eva-Maria Sievers dabei unterstützten, ein Gefühl für den Ort, die Räumlichkeiten und für die Menschen zu bekommen, für die die Mühle seit vielen Jahren zur Heimat gehört.

Ein guter Ausgangspunkt für Rad- und Kanutouren

2009 wurden Hotel und Restaurant durch ein Mühlencafé ergänzt und damit der Traum von Eva-Maria Sievers vervollständigt. Seitdem ziehen täglich vom frühen Nachmittag wunderbare Düfte von gebackenen Kuchen und frisch aufgebrühten Kaffeespezialitäten durch den weitläufigen Garten des Cafés.

Urlaub in Zeiten des Coronavirus

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    „Wir sind ein Hotel für all die, die eine Auszeit vom Alltag brauchen, die sich in kurzer Zeit eine langanhaltende Entspannung wünschen“, sagt Michael Sievers. Ob man nur für ein Wochenende kommt, um sich in einem der Zimmer mit Seeblick zu erholen, im Küchensee zu baden, zu wandern, eine Kanutour zu unternehmen oder Rad zu fahren – die zentrale Lage zwischen Mölln und Ratzeburg mitten im lauenburgischen Seengebiet ist ein perfekter Ausgangspunkt für eine Vielzahl verschiedener Touren.

    Raffinierte Gerichte

    Aber auch wer nur einen Nachmittag oder Abend in der Mühle Kaffee trinken oder im Restaurant essen möchte, ist bei dem Ehepaar Sievers herzlich willkommen. Das Restaurant besticht durch sein schlichtes Ambiente aus einfachen, weiß eingedeckten Holztischen mit schlichter Deko und einem Potpourri aus raffinierten Gerichten, die alle aus saisonalen und regionalen Produkten hergestellt werden. Die ausgesprochen gute Küche hat sich mittlerweile auch überregional herumgesprochen, sodass viele Gäste bis aus Hamburg in die Farchauer Mühle kommen, um hier frische gefangene Forelle aus dem Schaalsee oder das köstlich zubereitete Gemüse vom Hofladen nebenan zu genießen.

    Tipps für die Umgebung:

    • Radfahren: Bei Koech-2-Rad-Technologie in Ratzeburg können sich Gäste Fahrräder, E-Bikes und Go-Karts ausleihen, weitere Verleihstationen gibt es auch in Mölln und auf dem Schaalseecamp am Pipersee. Langenbrücker Straße 12, 23909 Ratzeburg, Tel. 04541/38 38, www.koech2rad.com
    • Kanufahren: Kanu-Center Krebs bietet verschiedenen Touren und Arrangements an, z. B. Romantische Mühlentage, eine Kombi aus Rad-und Kanutour mit Übernachtung in der Farchauer Mühle, Tel. 04501/412, www.kanu-center.de
    • Schiffstouren: Auf dem Ratzeburger See, mehrmals täglich, auch für Gruppen, Tel. 04541/79 00, Info unter www.schifffahrt-ratzeburg.de

    Allein hier ein paar Stunden zu verweilen, wirkt entschleunigend. Wie viel schöner ist es aber noch, eine ganze Nacht dort zu verbringen. Ohne auf die Uhr zu achten, die Abendstimmung über dem See zu genießen, wenn die Geräusche des Tages leiser werden und nur noch einige wenige Vögel zu hören sind, dazu das Rauschen des Wasser auf der einen Seite der Mühle und das des Windes im Schilf auf der anderen Seite. Die Erinnerung an das Klappern des Mühlrads klingt dabei ganz leise mit.

    Anreise und Kontakt:

    Hotel-Restaurant Farchauer Mühle

    • Adresse: Hotel-Restaurant Farchauer Mühle, Farchauer Mühle 6, 23911 Farchau/Schmilau, Tel. 04541/ 860 00, info@farchauer-muehle.de; www.farchauer-muehle.de
    • Zimmer und Preise: Das Hotel hat 19 Zimmer, teils mit Teich- oder Seeblick und kleiner Terrasse. DZ ab 99 Euro in der Nebensaison und ab 109 Euro in der Hauptsaison.
    • Arrangements: Die Farchauer Mühle wird gern für Hochzeiten, Familienfeiern und Tagungen gebucht. Nähere Infos dazu gibt es im Internet.

    In der nächsten Folge am 15. August stellen wir das Feriendorf Wardersee in Krems II vor.