Brande-Hörnerkirchen. In der Metropolregion gibt es viele Möglichkeiten für erholsame Tage. Heute: Der Schümannhof in Brande-Hörnerkirchen.

Die besten Innovationen hat meine Frau erdacht“, stellt Wilfried Schümann (67) fest. Vor gut 15 Jahren stand das Ehepaar vor der Frage, was mit dem Altenteiler-Haus geschehen soll. Martina Schümann (62) hatte die Idee, auf dem Hof, dessen Geschichte sich bis in die Zeit des 30-jährigen Krieges zurückverfolgen lässt, Wohnungen für Erholungssuchende zu schaffen.

„Wer will schon Urlaub in Brande machen?“, zweifelte der Landwirt anfangs die Gedanken seiner Gattin an. Doch dann ließ er sich überzeugen und eine weitere Erfolgsstory konnte der langjährigen Geschichte hinzugefügt werden, in denen die Geschicke des Betriebes nun schon in den Händen der beiden liegen.

Meistens mieten sich Familien mit Kindern ein

Vier Wohnungen sind in dem Altenteiler-Haus entstanden. Meistens sind es Familien mit Kindern, die sich einmieten. „Hier gibt es ganz viel zu erleben“, sagt Martina Schümann. Für die Kinder ist es wie ein riesiger Abenteuerspielplatz. Sie können bei der Hofarbeit dabei sein.

Sie fahren mit raus zu den Tieren und helfen beim Füttern. „Wenn sie den Kühen Futter hinhalten, und dann kommt so eine große lange Zunge aus dem Maul – das ist besonders für die ganz Kleinen ziemlich beeindruckend und kann anfangs ein bisschen beängstigend sein“, berichtet er.

Doch sie gewöhnen sich schnell daran und kraulen bald auch gern die Angler Sattlerschweine, die friedlich grunzend ihren Stall auf dem Hofgelände bewohnen. Bei der Getreideernte sind sie mit auf dem Feld, genauso wie bei der späteren Verarbeitung der Ackerfrüchte zu Brot und Kuchen in der Bäckerei. Die Hofkatze wird gestreichelt sowie bei Pflege und Ernte des Gemüses in den Gewächshäusern geholfen.

Schaukeln und Klettergeräte für Kinder

Natürlich gibt es auf dem Hof eine Sandkiste, Schaukeln und Klettergeräte. Die absolute Nummer eins bei den jüngeren Besuchern ist jedoch die Landschaft aus Strohballen, die zum Toben und Tollen einlädt. Wenn die Familien von Ausflügen zurückkommen, und die Erwachsenen erst einmal erschöpft die Füße hoch legen wollen, sind die Kinder häufig im Stroh anzutreffen, kraxeln über die Streuberge und powern sich noch einmal richtig aus, hat Martina Schümann beobachtet.

Der Zirkuswagen wird gern von Großeltern mit Enkeln gemietet.
Der Zirkuswagen wird gern von Großeltern mit Enkeln gemietet. © Thomas Pöhlsen | Thomas Pöhlsen

Die Feriengäste kommen aus der näheren Umgebung. Gerade ist eine Familie aus Elmshorn eingezogen, demnächst kommt noch eine Familie aus Hamburg. Oder sie haben eine weitere Anreise, etwa aus Bayern oder Baden-Württemberg. Viele Süddeutsche mögen eben Ferien im hohe Norden. Sie finden über Websites wie www.bauernhofurlaub.de oder www.landreise.de den Weg in den nördlichsten Zipfel des Kreises Pinneberg. Manchmal beginnt die Reise auch virtuell mit einem Klick auf die Website des Hofes (www.schuemannhof.de)

Die Schümanns vermieten während des ganzen Jahres

Die Schümanns vermieten während des ganzen Jahres. Es ist immer etwas zu tun auf dem Hof, die Kinder können immer etwas erleben, so Wilfried Schümann. In den Wintermonaten nutzen auch Handwerker auf Montage das Angebot. Für sie ist es attraktiv, sich kostengünstig in den Wohnungen selber verpflegen zu können. Über Weihnachten und Silvester ist der Schümannhof auch gut gebucht. Der Hof wird zum Rückzugsort „zwischen den Jahren“.

Urlaub in Zeiten des Coronavirus

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    Es ist noch ein Zirkuswohnwagen hinzugekommen, der etwas verwunschen am Rande der Hofanlage und versteckt hinter Büschen und Sträuchern steht. Der romantische Wagen wird bevorzugt von Großeltern mit Enkeln gemietet, berichtet sie. Aktuell kommt der Umbau eines Stalles zu barrierefreien Ferienwohnungen gut voran. Demnächst kann die erste von drei Wohnungen vermietet werden.

    Die Gäste nutzen nicht nur die Möglichkeit, einmal das Leben auf einem Bauernhof kennenzulernen. Brande ist für sie auch guter Ausgangspunkt für Exkursionen. Ohne einen Hamburg-Besuch beendet so gut wie niemand seine Ferien auf dem Hof, berichten die Schümanns. Dabei stehen Klassiker wie das Miniaturwunderland, der Hafen, die Aussichtsplattform der Elbphilharmonie und die Speicherstadt ganz oben auf der Besucherliste. Wenn die Kinder älter sind, ist ein Musicalbesuch oft obligatorisch. Der Vorteil: Der Schümannhof liegt noch im Geltungsbereich des HVV.

    Tipps für die Umgebung:

    • Schwimmen: Im Naturbad Oberglinde in Moorrege, An der Tonkuhle 16, wartet nasses Vergnügen. Das Freibad ist geöffnet montags bis freitags von 15 bis 20 Uhr, sonnabends, sonntags und an Feiertagen von 9 bis 20 Uhr. Während der Sommerferien ist die ehemalige Tonkuhle täglich von 9 bis 20 Uhr geöffnet. Das Beste: Der Eintritt ist frei.
    • Drama: Komödie, Ballett, Kabarett und eben Drama gibt es im Theater Itzehoe. So es die Corona-Regeln zulassen, beginnt am 1. September die neue Saison. Was im Haus am Theaterplatz gespielt wird, ist über die Website www.theater-itzehoe.de erfahrbar.
    • Natur: Ist im Arboretum in Ellerhoop ganz nah. „Der schönste Garten im Norden“ öffnet täglich von 11 bis 19 Uhr. Die gärtnerisch gestaltete Parkanlage, Adresse Thiensen 4, ist gut über die A23, Ausfahrt Tornsch, erreichbar.
    • Essen: Weit über die Region hinaus bekannt und in unmittelbarer Nähe des Schümannhofes befndet sich das Seehotel mit Restaurant Bokel-Mühle am See. Das Traditionshaus in Bokel, Neel-Greve-Straße 2, ist aktuell täglich von 18 bis 20 Uhr geöffnet. Einen Besucheransturm erlebt es immer im Herbst, wenn der Karpfenteich abgefischt wird.

    Ausflüge an Nord- und Ostsee sind on Brande aus ebenfalls schnell zu machen. Und dann wären da noch eine Fünf-Seen-Fahrt im Ostholsteinischen, eine Grachtenfahrt in Friedrichstadt und der Rantzauer See in Barmstedt.

    Dass es gern eigene Wege geht, hat das Ehepaar Schümann nicht nur mit der Einrichtung von Ferienwohnungen unter Beweis gestellt. Bereits bei der Übernahme des Hofes 1980 setzten sie auf Innovation und den Mut zur Veränderung. Aus dem konventionell arbeitenden Betrieb seiner Eltern machte Wilfried Schümann einen Demeter-Hof. „Bio“ steckte damals noch in den Kinderschuhen.

    Betreiben den Hof: Martina (62) und Wilfried (67) Schümann.
    Betreiben den Hof: Martina (62) und Wilfried (67) Schümann. © Thomas Pöhlsen | Thomas Pöhlsen

    Im Kollegenkreis ernteten sie viel Unverständnis, auch Anfeindungen. „Wir waren unzufrieden mit der Art, wie produziert wurde und wollten es anders machen“, erklärt er. Der Anfang war schwierig, es wurden so ziemlich alle Fehler gemacht, die man machen konnte, blicken die beiden milde zurück. Doch nach gut zwei Jahren war dieses Tal durchschritten und es ging langsam aufwärts. Neue Innovationen, aber auch Krisen mussten gemeistert werden.

    Eine ganze Palette von Produkten und Dienstleistungen

    Heute bietet der Hof eine ganze Palette von Produkten und Dienstleistungen. Das schafft Arbeit für 20 bis 25 Menschen. Manche Konsumenten dürften den Schümannhof wegen der Stände auf Wochenmärkten kennen. 60 bis 70 Rinder, 20 Mastschweine und 400 bis 500 Hühner bevölkern den Hof. Es wird Getreide und Gemüse angebaut. Die hofeigene Bäckerei produziert Brot und Kuchen. Es gibt einen gut sortierten Hofladen – und ein Lieferservice bringt die Ware auch zum Kunden.

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    Dazu kommt noch eine sozialtherapeutische Einrichtung, in der neun Menschen eine Heimat gefunden haben („Wir leben Inklusion“, so Wilfried Schümann). Kindergärten und Schulklassen kommen auf den Hof, um sich zeigen zu lassen, wie biologisch-dynamisch produziert wird.

    Heute ihr Auskommen zu finden, auch angesichts der Lebensmittelskandale, der Veränderungen hin zu immer größeren Höfen und der zunehmenden Schwierigkeiten der konventionell arbeitenden Berufskollegen, bestärkt die Schümanns in ihrer Entscheidung. Bio ist für sie die Zukunft der Landwirtschaft, und zwar auch aus wirtschaftlichen Gründen.

    Anreise und Kontakt:

    • Anreise: Aus dem Süden und dem Norden ist der Schümannhof über die A23 erreichbar, Ausfahrt Horst/Elmshorn. Über die L288 und die L113 geht es nach Groß Offenseth-Aspern. Dort nach links auf die Barmstedter Straße abbiegen. In Brande-Hörnerkirchen ist der Weg zum Schümannhof ausgeschildert. Mit der Bahn ist eine Anreise über den Bahnhof Dauenhof möglich. Die Gäste werden dort abgeholt.
    • Kosten: Eine Ferienwohnung kann ab 65 Euro pro Tag gemietet werden. Der Zirkuswagen ist ab 55 Euro pro Tag zu haben.
    • Kontakt: Kreuzweg 1, 25364 Brande-Hörnernkirchen, Telefon 04127/1898, Fax 04127/1555, E-Mail info@schuemannhof.de.

    Nächste Folge: Am Sonnabend, 25. Juli, stellen wir Ihnen das Naturcamping-Projekt „Wildes SH“ in Buchholz vor.