Salem. In der Metropolregion gibt es viele Möglichkeiten für erholsame Tage. Heute: Das Green Tiny House im lauenburgischen Salem.

Hanglage und Wasserblick: Wie ein Luxushotel in den Elbvororten schmiegt sich die neue Herberge auf dem Salemer Naturcampingplatz in das Grün und ist selbst vom anderen Ufer aus noch gut zu sehen. Platz für großzügige Speisesäle, einen Whirlpool oder eine Garage bietet dieses Green Tiny House nicht. Trotzdem ist es erstaunlich, was alles auf 22 Quadratmeter passt.

Das ist dann auch der erste Eindruck beim Betreten des mobilen Holzhäuschens: ganz schön groß! Der Hauptraum bietet eine Küche mit Spüle, Herd und Arbeitsfläche. Rechts davon geht es ins ausreichend geräumige Bad und auf der anderen Seite strahlt die Sonne durch das größte der zahlreichen Fenster, das einen fantastischen Blick über den länglichen Salemer See und den Wald ermöglicht. Über eine auszieh- und verstaubare Treppe gelangen die Gäste in das erste Obergeschoss mit dem Doppelbett direkt unter der Dachluke. Hier muss man sich dann doch vorsehen, sich nicht den Kopf zu stoßen.

Green Tiny Houses sollen eine besonders nachhaltige Form des Urlaubs ermöglichen

Gemütlich sieht das aus, doch sind das etwa Falten in der Bettwäsche? Ja, und sie gehören zum Konzept. Tiny Houses, also kleine Häuser, sind seit Jahren ein weltweiter Trend, auch die mobilen Versionen werden schon länger gebaut. Die Green Tiny Houses von dem gleichnamigen Start-up-Unternehmen aus Elmshorn sollen nun eine besonders nachhaltige Form des Urlaubs ermöglichen. Urlaub in der Natur, ohne die Natur unnötig zu belasten, grüner Urlaub im Grünen.

So sieht das Green Tiny House von außen aus.
So sieht das Green Tiny House von außen aus. © Green Tiny Houses GmbH

Dazu gehört fast jedes Detail an und in diesem Haus, eben auch die Bettwäsche aus Bio-Baumwolle, die nicht nur nachhaltig und fair produziert wurde, sondern auch ohne das gesundheitsgefährdende Formaldehyd auskommt. Formaldehyd, das auch beim Rauchen entsteht, ist in knitterfreier Bettwäsche enthalten.

Projekt genießt breite Unterstützung

An bisher vier Orten wurden in diesem Jahr die ersten Häuser dieser Art aufgestellt: am Wattenmeer in Büsum, in Carolinensiel-Harlesiel, im Wangerland und eben in Salem im Kreis Herzogtum Lauenburg. Kjell Wollmann, Produktmanager der Green Tiny Houses GmbH, konnte sich mittlerweile einen Eindruck über seine neue Kundschaft verschaffen. „Das ist ganz interessant“, sagt Wollmann. „Man denkt vielleicht, dass wir überwiegend junge Leute ansprechen, wir sind sehr stylish, greifen aktuelle Trends und das ganze grüne Thema auf.“ Tatsächlich buchen ähnlich oft Familien oder Großeltern mit Enkelkindern. Die Häuser sind auf bis zu vier Personen ausgelegt. Eines haben aber fast alle Gäste gemeinsam, wie Wollmann beobachtet hat: „Da ist eigentlich immer ein gewisses Grundbewusstsein für die Umwelt-Thematik.“

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Wen man auch fragt in der Region, das Projekt genießt breite Unterstützung. Der Landrat kam zur Eröffnung, die Leitung des Naturcampingplatzes räumte für das Haus den vielleicht prominentesten Platz auf dem Gelände und die Herzogtum Lauenburg Marketing und Service GmbH koordiniert die Zusammenarbeit. Geschäftsführer Günter Schmidt sagt: „Wir finden es total spannend, hier an einem sehr naturnahen Ort eine neue Form des touristischen Wohnens für ein Publikum auszuprobieren, das Wert auf nachhaltigen Tourismus legt, ohne auf Komfort verzichten zu wollen.“

Teil der Mieteinnahmen fließt zukünftig in regionale Projekte

Die Nachhaltigkeit geht weit über die umweltschonende Bauweise des Hauses oder die Astronautendusche, die bis zu 90 Prozent weniger Wasser und bis zu 80 Prozent weniger Energie verbraucht, hinaus: Sogar die durch den Vor-Ort-Verbrauch sowie die An- und Abreise verursachte Emission gleicht die GmbH über Naturprojekte aus. In Planung sind eine Streuobstwiese und ein Moorprojekt. Auch fünf Prozent der Mieteinnahmen fließen künftig in regionale grüne Projekte, die von den Gästen besichtigt werden können. Die Beteiligten bemühen sich um Transparenz, hoffen ausdrücklich auf Nachahmer aus der Tourismusbranche.

Kanus stehen zur Miete am Salemer See bereit.
Kanus stehen zur Miete am Salemer See bereit. © Markus Tiemann | Markus Tiemann

Abseits all dieser technischen und moralischen Details ist der Aufenthalt vor allem eines: ein wunderschöner und facettenreicher Natururlaub. Wenige Schritte den Hang hinab, schon erstreckt sich der Salemer See mit verschiedenen Badestellen. Er ist mit weiteren Seen verbunden und lässt sich innerhalb von knapp zwei Stunden zu Fuß umrunden. Geht man rechts herum, gelangt man kurz vor der Heimkehr auf der Anlage des Campingplatzes an den Imbiss, wo es deftige Kost gibt, der anfangs grummelige Wirt mit der Zeit immer freundlicher wird und das Pils noch sieben Minuten braucht. Hier bekommt man sie dann doch, die Campingplatzatmosphäre, die einen im Tiny House nicht erreicht.

Mit dem Kanu Biotope und mehrere Seen erkunden

Wer es gehobener mag, hat in der Umgebung die Wahl zwischen mehreren Landgasthöfen, die oftmals auf hochwertige und regionale Produkte setzen. Auch die überaus hübschen Städtchen Ratzeburg und Mölln sind mit dem Auto oder den auf dem Campingplatz zu mietenden Elektrofahrrädern gut erreichbar.

Unbedingt sollte man einige Stunden für eine Bootstour einplanen. Kanus und Tretboote können auf dem Campingplatz oder an der Salemer Seestraße gemietet werden. Ähnlich der Mecklenburger Seenplatte ist eine stundenlange Tour durch mehrere Seen möglich. Am nördlichen Ende des Salemer Sees ist ein kürzerer und leicht zu bewältigender Abstecher in einen Kanal möglich.

Tipps für die Umgebung:

  • See umrunden: Direkt vom Campingplatz aus lässt sich der Salemer See unter Einschluss des Pipersees zu Fuß und ufernah umrunden.
  • See erkunden: An mehreren Stellen ist der See zugänglich. Wer lieber von einer richtigen Badestelle mit Mini-Strand aus schwimmt, kann dies im Ort tun oder dort ein Kanu oder ein Tretboot mieten. Wassersport Morgenroth, Seestraße 5 in Salem, Telefon 04541/832 00
  • Hofladen: Gemüse und Gallowayfleisch aus der Region: Nur wenige Schritte vom Campingplatz entfernt liegt der Kaiserhof, der außerdem hausgemachte Torten und Kuchen anbietet. Kaiserhof, Seestraße 58 in Salem, Telefon 04541/84 04 41, www.kaiserhof-salem.de

Für eine ausgiebige Tour folgt man der Seenkette Richtung Südosten durch den Pipersee und den Phulsee entlang abwechslungsreicher Landschaft. Mal winken Dauercamper, dann geht es unter einer Brücke hindurch in ein wildromantisches Biotop voller Seerosen und aus dem Wasser wachsenden Bäumen. Schwäne kümmern sich um den Nachwuchs, im Schilf verschwindet ein Fischotter. Die Einfahrt in dieses besonders schützenswerte Gebiet kostet zwölf Euro. Die Idylle ist diesen Aufpreis allemal wert.

Abwechslungsreicher Aufenthalt

Der kleine Phulsee führt in den riesigen Schaalsee. Picknicken an Land ist hier teilweise untersagt und ohnehin schwierig: fast überall wächst Schilf am Ufer, der wilde, dichte Mischwald ist toll anzuschauen, aber kaum zu durchdringen. Auch auf dem Wasser ist jetzt Vorsicht geboten. Schon eine leichte Brise sorgt für Wellengang, der von der Seite kommend unangenehm oder sogar gefährlich werden kann. „Dort müssen immer mal wieder Menschen aus dem Wasser gezogen werden“, verrät der Kanuverleiher. „Meistens sind es Einheimische, die sich überschätzt haben.“

Urlaub in Zeiten des Coronavirus

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    Wer die Natur liebt, kann sich rund um die Seenkette problemlos die Zeit vertreiben. Und wenn das Wetter mal nicht mitspielt, lässt es sich auch stundenlang im Green Tiny House aushalten, auf dem kleineren Bett sitzend am Panoramafenster. Der Blick schweift auf den Salemer See, verfängt sich in den Wolken oder folgt hastigen Campern, die vor dem Regen flüchten. Der Kamin wird angefeuert, Brennholz liegt schon bereit. Es ist ein entspannender, entschleunigender und gleichzeitig abwechslungsreicher Aufenthalt. Nicht ganz so komfortabel wie ein Hotel an der Elbe – aber so viel umweltschonender.

    Anreise und Kontakt:

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    • Anreise: Ab Hamburg über die A 24 bis zur Abfahrt Talkau. Über Mölln bis nach Schmilau, dann der Salemer Straße und der Seestraße folgen. Mit dem Bus ab Hamburg-Wandsbek mit Umstieg in Ratzeburg in gut einer Stunde bis Seekamp, von dort aus zu Fuß.
    • Kosten: Eine Nacht 165 , zwei Nächte 145, ab drei Nächte 129 Euro pro Nacht.
    • Kontakt: Natur-Campingplatz Salemer See, Seestraße 60 in Salem, Telefon: 04541/825 54 und 0175/621 10 92, E-Mail: info@camping-salem.de

    Nächste Folge: Am Dienstag, 21. Juli, machen wir Urlaub im Hausboot auf der Elbe.