Aumühle. Fernreisen sind derzeit keine gute Idee. Machen Sie doch einfach Urlaub vor der Haustür! Heute: Die Fürst Bismarck Mühle in Aumühle.

Oftmals muss man sich bei der Urlaubsplanung ja entscheiden: Komfort oder Ursprünglichkeit, Dinner oder Natur? Doch es gibt diese Orte, an denen sich beides vereinen lässt, Orte wie Aumühle im Kreis Herzogtum Lauenburg. Vom Speisesaal der direkt am Rande des Sachsenwalds gelegenen Fürst Bismarck Mühle sind es nur wenige Schritte zum Mühlenteich, der Wasservögeln und sogar einem Fischotter ein Zuhause bietet – und über dem in der Abenddämmerung ein Dutzend Fledermäuse schwirrt.

Die 500 Jahre alte Mühle klappert leider nicht mehr, der rauschende Bach ist dafür noch da. Vom alten Gemäuer ist ein kleiner Rest geblieben, im Untergeschoss zeugen vor allem im Schwedensaal altes Gebälk, Gemälde, ein monumentaler Geschirrschrank und der Kamin von vergangenen Zeiten. „Es ist eine Mischung aus Tradition und Moderne“, sagt Gastgeberin Kathrin Mallonn.

Gehobene Küche und individuell gestaltete Zimmer

Vor fünfeinhalb Jahren begann das Abenteuer für sie mit den Umbauarbeiten, die sechs Monate dauerten. Zuvor hatte sich die Frau, die aus Niedersachsen stammt und seit 1986 in der Gastronomie arbeitet, kurzerhand auf das Pachtgesuch der Bismarck-Familie gemeldet, obwohl sie eigentlich gerade ein Projekt in Magdeburg beginnen wollte. Zu dem Zeitpunkt wusste sie nicht einmal, wo die Mühle liegt, irgendetwas faszinierte sie aber an dem Objekt.

Kathrin Mallonn, Pächterin der Fürst Bismarck Mühle.
Kathrin Mallonn, Pächterin der Fürst Bismarck Mühle. © Arne Bachmann | Arne Bachmann

Bereut hat die 51-Jährige den Schritt trotz der vielen Arbeit nicht, auch weil sie die Ruhe des Ortes nach wie vor selbst zu schätzen und zu nutzen weiß: „Die halbe Stunde Fußweg um den Mühlenteich gönne ich mir manchmal“, sagt sie. „Danach bin ich immer entspannt.“

Traumhafte Lage

Das Obergeschoss, in dem sich heute die sieben Doppel- und ein Einzelzimmer befinden, musste 2015 komplett erneuert werden. „Bei der Grundsanierung wusste oft niemand, was hinter der Wand zum Vorschein kommt“, erzählt Mallonn.

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Nun wirbt sie mit individuell gestalteten und passgenau in das verwinkelte Gemäuer gesetzten Zimmern und einer gehobenen Küche. Übernachtungen und das aus regionalen und saisonalen Produkten bereitete Abendessen haben ihren, dem Standard angepassten und in der Regel gerechtfertigten, Preis. Vor allem aber punktet die zum Hotel und Restaurant gewordene Mühle mit ihrer traumhaften Lage. Denn den größten Wald Schleswig-Holsteins gibt’s gratis dazu.


Direkter Zugang zum Sachsenwald



Über eine kleine Brücke hat die Anlage ihren eigenen direkten Zugang zum Sachsenwald, der für viele Gäste der Hauptgrund ihres Aufenthalts ist. Die breiten, festen Schotterwege laden zum Wandern und Radfahren ein. Manche Touren sind deutlich ausgeschildert, etwas versteckter liegen einige schmalere und schwieriger begehbare Schlangenwege, die entlang der teilweise uralten Eichen und Buchen durch kleine Täler und über sattgrüne Lichtungen führen. Anderen Menschen begegnet man dabei kaum, umso öfter dafür kleinen und großen Vögeln. Gegen Zeckenbefall sollten Spaziergänger hier gewappnet sein.

Wenn auch die letzten fernen Stadtgeräusche der Autos und Züge von den Bäumen verschluckt oder durch Vogelgezwitscher und Blätterrauschen übertönt werden, ist es leicht vorstellbar, dass sich hier früher ein riesiger Urwald von der Ostsee bis nach Niedersachsen erstreckte.

Große Teile der Region sind geprägt vom Leben und Erbe des Otto von Bismarck

Immerhin 70 Quadratkilometer sind davon übrig, stundenlang kann man bis an den Hamburger Stadtrand wandern, nach Witzhave, Schwarzenbek oder Dassendorf und sich abseits der Pfade auch leicht verirren. Auf das Smartphone als Navigator ist, wie so oft in der wilden Natur, kein Verlass. Ein wohlbedachter Abstecher ins Unterholz kann sich trotzdem lohnen: Mit etwas Glück lassen sich Steinpilze oder Pfifferlinge finden.

Der Name der Fürst Bismarck Mühle verheißt es schon: Große Teile der Region sind bis heute geprägt vom Leben und Erbe des Otto von Bismarck. Auch der Sachsenwald war 1871 ein Geschenk von Kaiser Wilhelm I. an den damaligen Reichskanzler, dessen Nachfahren noch immer einen Großteil des Waldes besitzen – ebenso wie die Fürst Bismarck Mühle und große Teile von Aumühles wohl hübschestem Ortsteil.


Ein halbstündiger Spaziergang durch den Wald führt von der Mühle aus in das malerische Friedrichsruh. Kleine und große Grundstücke, prunkvolle und charmant-marode Häuser reihen sich am Waldesrand und am Schlossteich, an dem scheinbar unbesorgte Graugänse ihren Nachwuchs aufziehen, wo Enten, Blässhühner und Fische schwimmen.

Tipps für die Umgebung:

  • Wandern und Radfahren: Direkt neben dem Mühlengelände beginnt der Sachsenwald. Die breiten Wege laden zum Wandern sowie zum Radfahren ein. Einige Touren sind ausgeschildert. Mit etwas Glück kann man hier auch Pilze sammeln.
  • Schmetterlinge zählen: Fußläufig durch den Sachsenwald erreichbar ist der Garten der Schmetterlinge mit Schlossteich, Spielplatz, Imbissen und natürlich dem Schmetterlingsgarten. Garten der Schmetterlinge in Aumühle, Am Schlossteich 8, Tel. 04104/60 37, www.gartenderschmetterlinge.de
  • Alles über Otto von Bismarck:  Allgegenwärtig in Aumühle: die Spuren des Otto von Bismarck. Im Ortsteil Friedrichsruh stehen unter anderem das Bismarck-Museum und das Bismarck-Mausoleum.

In Friedrichsruh ist der Name Bismarck allgegenwärtig. Im alten Bahnhof sitzt die Otto-von-Bismarck-Stiftung, die eine historisch-kritische Würdigung des nicht erst seit heute umstrittenen Schaffens Bismarcks verspricht. Hier stehen das Bismarck-Mausoleum, das Bismarck-Museum und die Bismarck-Säule. An Wänden einer Unterführung hat sich eine Erbin künstlerisch verwirklicht und auf einem in Klarsichtfolie geschützten Zettel ihre Motivation festgehalten: „Schönheit macht glücklich.“

Der Schmetterlingsgarten ist bei Familien besonders beliebt

In einem 1985 von Elisabeth Fürstin von Bismarck gegründeten Garten gibt es aktuell sogar einen echten und lebenden Monarchen zu bewundern: Er ist orange-schwarz gezeichnet, etwa 50 Millimeter breit und einer von 1000 Bewohnern des Schmetterlingsgartens. In dem 450 Quadratmeter großen Glashaus sind 40 verschiedene Arten aus aller Welt zu bestaunen, manche lassen sich schon mal auf den Köpfen oder Schultern der Besucher nieder.

Farbenfroh: Garten der Schmetterlinge in Friedrichsruh.
Farbenfroh: Garten der Schmetterlinge in Friedrichsruh. © Unbekannt | Linda Roelcke (GdS)


Bei 26 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent flattert zwischen Hibiskus, Kakaobäumen und anderen tropischen Pflanzen auch der Atlasfalter, der größte Schmetterling der Welt. Dazwischen watscheln einige Wachteln umher, in einem kleinen Teich schwimmen Kois.

Außerhalb des Tropenhauses gibt es ebenfalls auf dem Gelände des „Gartens der Schmetterlinge“ ein Kaninchengehege, zwei Spielplätze, einen Libellenteich, das vorübergehend geschlossene Haus der Bäume, einen Rosengarten, ein Insektenhotel, einen Azaleen- und Rhododendronweg, die „Insel der Besinnung“ direkt am Schlossteich und zwei Imbisse – besonders bei Familien ist der Garten der Schmetterlinge ein sehr beliebtes Ausflugsziel.


Gäste schätzen die Ruhe des Sachsenwalds und seiner Umgebung

Zurück in der Fürst Bismarck Mühle: Hier wird neuerdings auch hausgemachter Obst- und Käsekuchen angeboten. Kathrin Mallonn bleibt heute bei Kaffee. Aus den Gesprächen mit ihren Gästen weiß sie, wie viele Menschen die Ruhe des Sachsenwalds und seiner Umgebung schätzen, von Aumühle aus aber auch andere Ausflüge unternehmen.

„Von hier aus kann man einfach unheimlich viel machen“, sagt sie. „Viele paddeln auf der Dove-Elbe, machen Ausflüge an die Ostsee oder gehen auch mal einen Nachmittag shoppen in Hamburg.“ Auf Nachfrage empfiehlt die Hotel-Chefin gern Abstecher nach Ratzeburg oder in die Vierlande.

Ob Komfort oder Ursprünglichkeit, ob Dinner oder Natur oder eine Kombination aus allem: Manchmal muss man sich nicht entscheiden, weil man alles haben kann.

Anreise und Kontakt:

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  • Anreise: Aus Hamburg kommend die A 24 an der Abfahrt Reinbek verlassen und auf der K 80 bis Glinde fahren. Dort auf die Sachsenwaldstraße biegen, bis diese zur Schönningstedter Straße wird und der Mühlenweg kreuzt. Mit der S 21 ab Hamburg Hauptbahnhof oder Bergedorf bis zur Haltestelle Aumühle. Von dort sind es drei Minuten Fußweg.
  • Kosten: Eine Übernachtung im Doppelzimmer 128 Euro.
  • Kontakt: Fürst Bismarck Mühle, Mühlenweg 3 in Aumühle,  Telefon: 04104/20 28, E-Mail: info@bismarck-muehle.com



Nächste Folge: Am Dienstag, 14. Juli, machen wir Kultur-Urlaub auf Helgoland.