Eckernförde. DLRG befürchtet Häufung. Weil viele Deutsche diesmal Urlaub an ihnen unbekannten Gewässern machen, ist die Gefahr des Ertrinkens groß.
Auch im Corona-Sommer gibt es in Schleswig-Holstein genügend Bewerber für den Einsatz als Rettungsschwimmer an Nord- und Ostsee. „Es gibt keinen Strand, der generell unbewacht ist“, sagte der Landesgeschäftsführer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Thies O. Wolfhagen. „Wir haben ausreichend Bewerbungen.“ Dennoch befürchtet die DLRG, dass es in diesem Jahr mehr Badetote geben könnte.
„Es zieht in diesem Sommer mehr Menschen an heimische Gewässer, da viele nicht in den Urlaub fliegen“, sagte DLRG-Bundessprecher Achim Wiese. Der Deutsche Schwimmlehrerverband rechne für dieses Jahr sogar mit 20 Prozent mehr Badetoten. Es sei ein generelles Problem, dass Menschen an unbewachten Gewässern baden gehen, wo es keine Rettungsschwimmer gebe, sagte Wiese. Etwa 80 Prozent aller jährlichen Ertrinkungsfälle in Deutschland passieren dort, wo es keine Aufsicht gebe. „Wegen Corona könnte das mehr werden“, sagte der DLRG-Sprecher. Erste Zahlen für dieses Jahr will die DLRG Anfang August veröffentlichen.
Zu befürchten sei, dass es die Menschen auch wegen der Corona-Auflagen in den Freibädern vermehrt an die Flüsse ziehe, wo es in diesem Jahr bereits mehrere tödliche Badeunfälle gegeben habe. „Wer beispielsweise in den Rhein gerät mit einer Fließgeschwindigkeit von teilweise zehn Kilometern pro Stunde, der hat vor allem als ungeübter Schwimmer keine Chance“, sagte Wiese.
Auch Strudel sind neben Strömungen eine große Gefahr
Auch Strudel seien eine große Gefahr – ähnlich wie die Strömungen in Nord- und Ostsee. „Die Unterströmung im Meer ist teilweise so stark, dass es einen Menschen wie mit einem Staubsauger aufs offene Meer zieht“, sagte Wiese. Er riet daher, Badeverbote unbedingt zu beachten. Eine gelbe Flagge bedeute eine extreme Gefahr für Kinder und Nichtschwimmer, eine rote heiße Badeverbot. „Das wird oft missachtet.“ Während der bis Mitte August dauernden Hauptsaison sind in Schleswig-Holstein täglich etwa 420 Rettungsschwimmer im Einsatz. In früheren Jahren waren es 450. In der Nachsaison bis Mitte September sinkt deren Zahl.
In Schleswig-Holstein ist die DLRG über den Zentralen Wasserrettungsdienst Küste (ZWRD) für etwa 50 Stationen an Nord- und Ostsee zuständig, die in der Regel an sieben Tagen die Woche von 9 bis 18 Uhr durchgängig besetzt sind. Die Wasserwacht sorgt an insgesamt sieben Stränden im nördlichsten Bundesland für sicheres Badevergnügen – etwa an der Kieler Förde oder auf dem an Mecklenburg angrenzenden Priwall in Lübeck-Travemünde.