Lütjensee. In der Metropolregion gibt es viele Möglichkeiten für erholsame Tage. Heute: Die Fischerklause am Lütjensee.

Wenn der See in der Abendsonne spiegelglatt vor mir liegt, die untergehende Sonne langsam über die Baumwipfel am Ufer wandert und der Aperol Spritz in meinem Glas mit den letzten Sonnenstrahlen um die Wette funkelt, dann denke ich zufrieden, dass mir alle Beachclubs und Szene-Bars in der Lübecker Bucht gestohlen bleiben können. Ob auf dem Bootssteg mit den Füßen im Wasser oder auf der Terrasse des Restaurants und Hotels „Fischerklause“ sitzend – der Ausblick samt der friedlichen Ruhe ist für mich jedes Mal Entspannung und Genuss pur.

Auch wenn längst Großstädter aus Hamburg und Lübeck das Kleinod von Claudia Retter und ihrer Familie ebenfalls für sich entdeckt haben, bleibt es hier, im Süden von Stormarn zwischen Ahrensburg und Großensee, dennoch herrlich unaufgeregt. Schließlich genießen wir als Gäste alle in stiller Übereinkunft die vorhandene Idylle – und die gute Küche des Familienbetriebs. Das Magazin „Der Feinschmecker“ zählt die Fischerklause zu den 500 besten Restaurants Deutschlands, der Restaurantführer Gault Millaut vergab 14 von 20 Punkten und der Guide Michelin listet das Lokal als Bib Gourmand-Tipp, soll heißen: gute Küche für jedermann.

Eine Bühnenbildnerin half bei der Einrichtung der Zimmer

2009 übernahm Claudia Retter mit ihrem Mann den Betrieb von ihrem Vater, der bis heute mit ihrem Bruder regelmäßig auf den See hinaus rudert, um Aal, Karpfen, Hecht oder Flusskrebse für die Speisekarte zu fischen. Frischer und regionaler geht es nicht. Für Fleischliebhaber kommt Wild aus der eigenen Jagd in Mecklenburg-Vorpommern auf den Tisch. „Unser hausgeräucherter Aal ist eines unserer Signature-Gerichte“, sagt Retter, deren Urgroßvater vor mehr als 100 Jahren den 32 Hektar großen See kaufte und eine kleine Klause am Südufer errichtete. Erst 1946 wurde die Fischerklause zum Fischrestaurant, dank mehrerer Anbauten später auch zum kleinen Landhotel. Vor zwei Jahren ließ Retter ihre 1zwölf Gästezimmer renovieren.

Claudia Retter auf dem Bootssteg der Fischerklause.
Claudia Retter auf dem Bootssteg der Fischerklause. © Fischerklause | Fischerklause

Eine Bühnenbildnerin half ihr bei der Einrichtung. Jedes Zimmer ist individuell gestaltet in einer Mischung aus skandinavischem Design und natürlichen Elementen wie Holzscheiten und Baumwurzeln. „Der Echtholzfußboden ist angenehm fürs Barfußlaufen“, sagt Retter, die Skandinavier, Durchreisende, aber auch zunehmend Erholung suchende Hamburger zu ihren Gästen zählt. Die Zimmer mit Seeblick erlauben es, zum Einschlafen und beim Aufwachen das Panorama des Lütjensees vor Augen zu haben. Wer will da noch den Vorhang vors Fenster ziehen?

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Hereingucken kann hier ohnehin niemand, auch nicht in die Zimmer zur Gartenseite hin. Die einzigen Geräusche, die die nächtliche Ruhe stören könnten, sind das Quaken von Fröschen und Enten. Weder Verkehrslärm noch surrende Mücken drohen, dafür sorgen Insektenschutzgitter an den Fenstern. Die Suite hat neben einem Doppelbett noch ein separates Schlafsofa, Platz für ein Kinderbett ist zudem vorhanden.

Im Bootshaus gibt’s bei gutem Wetter hausgemachtes Eis

Kinder tummeln sich gelegentlich auch am Bootssteg, wenn das „Bootshaus“ bei gutem Wetter geöffnet hat. 2010 machte Claudia Retter aus dem Lagerschuppen einen Kiosk, der schnell bei Ausflüglern und Einheimischen zum beliebten Treffpunkt wurde. Ihr hausgemachtes Eis ist es allemal wert. Zu meinen Lieblingssorten zählt Mango-Apfel, aber auch der Erdbeerbecher mit frischen Erdbeeren von Bauer Pieper aus Lütjensee ist eine Sünde wert. „Unser Eis wird ohne künstliche Aromen und Pflanzenfette, dafür mit echter Vanille hergestellt“, sagt Retter, die hier auch Flammkuchen, Fischbrötchen und Getränke anbietet. Derzeit dient ein Zelt zum Verkauf, das Bootshaus wird erweitert, um bei schlechtem Wetter Platz für Innenplätze zu haben.

Lieblingsplatz für „Seesüchtige“: Die Suite mit Seeblick.
Lieblingsplatz für „Seesüchtige“: Die Suite mit Seeblick. © Fischerklause | Fischerklause

Wer guten Wein schätzt, kommt in der Fischerklause auf seine Kosten. Als gelernter Sommelier hat Retter für eine gehobene Auswahl deutscher und österreichischer Weine gesorgt. Dazu zählen auch exklusive Abfüllungen von Weingütern aus der Pfalz, zum Beispiel „Claudias Liebling“ – ein trockener Rosé, der gut gekühlt ein perfekter Sommerbegleiter ist. Und der auch in den Picknickkorb kommt, den die Küche bei Bedarf für Gäste packt.

Erfrischende Krönung eines Lütjensee-Aufenthalts

Wen es auf den See hinauszieht, der kann sich eines der Ruderboote, Kanus oder SUP-Boards leihen, die am Bootssteg liegen. Eine Stunde kostet 12 Euro. An heißen Tagen ist für mich ein Bad im See vom Boot aus die erfrischende Krönung eines Lütjensee-Aufenthalts. Der See bietet zudem mehrere kleine Buchten, wo man zwischendurch anlegen und auch mit Kindern baden kann.

Urlaub in Zeiten des Coronavirus

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    Einen Rundweg ums Wasser gibt es zwar nicht, weil einige private Grundstücke bis ans Wasser reichen, aber am gegenüberliegenden Ufer führt von der offiziellen Badestelle aus ein Weg eine Weile am See entlang. Hier haben sich zwei weitere Restaurants niedergelassen: das italienische Lokal „Il Lago“ und der gutbürgerliche „Seehof“, der ebenfalls eigenes Wild und Fisch serviert sowie sechs Gästezimmer mit Blick auf den See oder aufs Damwildgehege bereithält.

    Moorgebiet Kranika ist schön zum Spazieren

    Von hier aus ist es nur ein Katzensprung bis ins Moorgebiet Kranika. „Das Naturschutzgebiet ist schön zum Spazieren oder Picknicken“, sagt Claudia Retter, „und nicht so überlaufen, selbst in Corona-Zeiten.“ Wen es nach mehr Aktion gelüstet, der findet in der nahen Umgebung gleich mehrere Möglichkeiten zur sportlichen Freizeitgestaltung.

    Für Familien eignet sich besonders die 18-Loch-Abenteuergolf-Anlage in Lütjensee/Schleushörn, bei der Minigolf auf Kunstrasen und mit Baumstämmen und Wasserpassagen als Hindernis gespielt wird. Wer keine Höhenangst hat, dem sei ein Besuch im nahe gelegenen Hochseilgarten Lütjensee empfohlen. Für die 99 Hindernisse in Höhen von 1,50 Meter bis zu 20 Metern mitten im Wald sollte man ruhig einen Tag einplanen. Gut die Hälfte der Hindernisse ist für Kinder ab sechs Jahren mit einer Körpergröße von mindestens 1,10 Meter geeignet.

    Tipps für die Umgebung:

    • Spaß haben: Der Abenteuergolfplatz Lütjensee (Strandweg 51) bietet neues Minigolf: Die Kunstrasen-Bahnen mit natürlichen Hindernissen müssen betreten werden. Mit Kiosk. Abenteuergolf Lütjensee, Telefon 04154/793 330, www.abenteuergolf-luetjensee.de
    • Hoch hinaus: Der Naturhochseilgarten Lütjensee (Sieker Landstraße, Rastplatz) hat sechs Parcours-Routen bis zu 20 Metern Höhe. Mindestgröße von 1,10 Meter erforderlich. Hochseilgarten Lütjensee, Telefon 0171/436 74 11, www.hochseilgarten-luetjensee.de
    • Fürs Handicap: Golfclub Siek/Ahrensburg (Bültbek 31a, Siek), „öffentlicher“ Golfplatz, Telefon 04107/851 201, www.golfplatz-siek.de

    Gleich zwei Golfclubs in wenigen Kilometern Entfernung laden zum Abschlag ein. Der Golfclub Siek/Ahrensburg erlaubt jedem, der Platzreife hat, gegen Zahlung einer Greenfee die 18-Loch-Anlage zu nutzen. Und wer noch keine Platzreife hat, kann Unterricht bei den clubeigenen Golfpros nehmen. Auch der Golfclub Hoisdorf ist für Gäste offen.

    Mit knapp 3500 Einwohnern ist Lütjensee ein Dorf mit überschaubarer Infrastruktur. Wer zwischendurch shoppen möchte, ist hier fehl am Platz und muss dafür ins nahe Großhansdorf oder nach Ahrensburg. Im Laden von Hof Lütjensee an der Alten Schulstraße gibt es indes Brot, Fleisch, Gemüse, Eier, Nudeln, Käse, Milchprodukte und weitere Lebensmittel aus ökologischer Erzeugung. Deutschlands größter Optiker, Günther Fielmann, hat sich mit dem Hof hier als Öko-Landwirt verwirklicht. Ein Lehrpfad führt von der Hofanlage bis zum Forst und über die Felder zurück ins Dorf. Kühe, Schweine, Schafe, Gänse, Puten und Enten sind dabei Wegbegleiter zum Anfassen.

    Urlaub am Lütjensee ist in jeder Hinsicht ein Naturerlebnis. Claudia Retter lebt hier von klein auf. „Ich finde es immer noch jeden Tag wirklich schön hier.“ Dem ist nicht zu widersprechen.

    Anreise und Kontakt:

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    • Anreise: Aus Richtung Hamburg über die A 1 oder B 75 Richtung Lübeck fahren. Von der A 1 Ausfahrt Ahrensburg/Siek nehmen, nach rechts abbiegen und der Beschilderung folgen.
    • Kosten: Einzelzimmer ab 75 Euro, Doppelzimmer ab 95 Euro, Suite ab 145 Euro pro Nacht. Frühstücksbüffet 10,50 pro Person.
    • Kontakt: Fischerklause am Lütjensee, Am See 1 in Lütjensee, Tel.: 04154/792 200, E-Mail info@fischerklause-luetjensee.de