Scharbeutz. Raus aus Anzug und Krawatte, rein in die Badehose: Christian Buhk engagiert sich ehrenamtlich beim DLRG in Scharbeutz.

Ganz schön baywatch­mäßig, wie er da in der roten Arbeitskluft steht, in Badeshorts und Poloshirt mit Sonnenbrille und der gelben Rescue Tube unterm Arm, im Hintergrund die Ostsee. NDR-Moderator Christian Buhk („Hamburg Journal“) hat mal wieder sein seriöses Fernsehoutfit gegen den Strandlook getauscht. Denn der 42-Jährige ist ehrenamtlicher Rettungsschwimmer bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in der Lübecker Bucht. Scharbeutz statt Malibu, Ostsee statt Pazifik. Jetzt geht die Saison für die Lebensretter wieder los an den Stränden der Nord- und Ostseeküste.

Ostwind und Sonnenschein, die Ostsee hat heute richtige Wellen und Brandung. „Wenn noch Hitze dazukommt, ist das eine tückische Wetterlage“, sagt Buhk. So wie 2014, als nach tödlichen Badeunfällen in Scharbeutz und Timmendorfer Strand an fast allen Stränden entlang der Lübecker Bucht Badeverbote galten. Heute aber ist es bei rund 18 Grad Außentemperatur und dem kühlen Wind vielen zu kalt zum Baden. In der Nacht noch hing die rote Fahne (Badeverbot) an der DLRG-Station an Turm 15 am Hauptstrand in Scharbeutz, nun gilt rot-gelb mit der DLRG-Fahne darüber. Das bedeutet: Der Strandabschnitt wird bewacht, baden und schwimmen gefährlich.

Hier am Strand ist Fernsehmensch Christian Buhk in seinem Element

„Leider kennen viele Leute diese Zeichen gar nicht“, sagt Christian „Baywatch“ Buhk, der mit der Tourismus Agentur Lübecker Tourismus derzeit daran tüftelt, wie man es den Leuten näherbringen kann, wann sie ins Wasser können und wann besser nicht. Die 40 ehrenamtlichen Helfer der DLRG sind wichtig für die Ostsee. „Das lässige Strandleben wäre in dieser Form ohne die DLRG gar nicht möglich. Sie ist unser Retter, und wir freuen uns, dass sie uns in der Badesicherheit unterstützt“, sagt Doris Wilmer-Huperz von der Tourismus Agentur Lübecker Bucht.

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Hier am Strand ist Fernsehmensch Christian Buhk in seinem Element. Das war schon immer so. Beachboy eben. „Ich bin ein Strand- und Wassermensch – mit den nackten Füßen im Sand, nicht nur im Sommer. Das Wetter ist egal, und nur in der Sonne zu liegen wäre zu langweilig. Hier kann ich durchschnaufen, nachdenken.“ Ja, aber natürlich nicht wenn viel Trubel ist und er aufpassen muss: Da sind Kinder, die noch nicht schwimmen können, da sind die Übermütigen, zu 90 Prozent Männer, die sich deutlich überschätzen und einfach drauflos schwimmen. So wie der ältere Herr, der in Höhe Scharbeutzer Seebrücke in Schwierigkeiten geraten war und aus dem Wasser geholt werden musste.

Die häufig so lieblich wirkende Ostsee wird von vielen unterschätzt

Er sei doch schon immer diese Strecke geschwommen, sagte der alte Mann noch. Aber irgendwann ging es eben nicht mehr. Oder der andere Mann, der von seiner Frau vermisst wurde und hilflos draußen in der Ostsee in Höhe der Ostseetherme bereits bewusstlos mit dem Kopf unten im Wasser lag. Eine Drohne hatte den Mann aus der Luft entdeckt, Christian Buhk und sein Kollege schwammen hin und bargen ihn. Der Mann war trotz der heftigen Unterwasserströmungen an dem Tag hinausgeschwommen. Die häufig so lieblich wirkende Ostsee wird von vielen unterschätzt. Buhk brachte den Mann an Land. „Später ist er dann doch im Krankenhaus gestorben“, erzählt er.

NDR Reporter Christian Buhk arbeitet auch ehrenamtlich als Rettungsschwimmer beim DLRG in Scharbeutz
NDR-Reporter Christian Buhk arbeitet auch ehrenamtlich als Rettungsschwimmer beim DLRG in Scharbeutz. © Andreas Laible / Funke Foto Services

Rettungsschwimmer zu sein bedeutet häufig, Strandbesucher mit Pflastern zu versorgen, Kindern die Toilette zu zeigen, alle möglichen Auskünfte zu geben, Splitter aus nackten Füßen zu ziehen oder mit Rasierschaum zur Stelle zu sein, wenn jemand einer Feuerqualle zu nahe gekommen ist. „Die meisten Einsätze sind medizinische“, sagt Buhk. Etwas Erfüllenderes gibt es für ihn nicht. „Es macht einfach Spaß und ist dabei so sinnvoll.“ Es bedeutet auch Leben zu retten, es zumindest immer zu versuchen. Und manchmal ist es doch vergebens.

Sechs Wochen lang bei den kalifornischen Lifeguards

Ertrinkende zu retten, das fand der Fernsehmoderator schon als 14-Jähriger im Familienurlaub auf Mallorca spannend. Also hat er das Deutsche Rettungsschwimmabzeichen in Silber und Gold gemacht und sich etwas naiv vielleicht und in schlechtem Schulenglisch bei den Lifeguards in Los Angeles für ein Praktikum beworben. Schließlich ist er mit der Serie „Baywatch“ aufgewachsen – mit Bildern von durchtrainierten Rettungsschwimmern, mit David Hasselhoff, Pamela Anderson. Dieses Leben wollte Christian aus Stormarn auch. Und?

Das Praktikum in den USA hat geklappt, einfach weil er hartnäckig war und diesen Traum hatte und wohl auch, weil er die richtigen Leute kennengelernt hat, Joe zum Beispiel, bei dem der damals 16-Jährige wohnen durfte und der ihn unter seine Fittiche nahm. Sechs Wochen lang brachten ihm die kalifornischen Life­guards jede Menge bei. Okay, die Frauen sahen nicht so aus wie Pamela Anderson. Aber Christian Buhk auch nicht wie David Hasselhoff. Aber cool war es in Amerika schon, sagt er. Cool ist das Strandleben auch in der Lübecker Bucht und die Ostsee im Sommer sogar wärmer als der Pazifik. Und hin und wieder kann er sich wie ein Star fühlen. Dann, wenn die Leute an ihn herantreten und sagen: „Sind Sie nicht der Herr Buhk aus dem Fernsehen?“

Feiner, weißer Sand soweit der Blick reicht – die Ostsee und der Strand in Scharbeutz.
Feiner, weißer Sand soweit der Blick reicht – die Ostsee und der Strand in Scharbeutz. © picture alliance

Christian Buhk ist häufig am Wochenende im Einsatz

Immerhin 20 Kilometer Strand gilt es hier von den 24 DLRG-Türmen aus zwischen Niendorf bis Sierksdorf zu bewachen. Hinzu kommen die Binnenseen Klingberg und Offendorf. Jeweils zu zweit beobachten die DLRG-Leute das Geschehen am Strand und auf dem Wasser vom 15. Mai bis 15. September an sieben Tagen in der Woche von jeweils 9 bis mindestens 18 Uhr. Bis auf wenige Angestellte sind das alles Ehrenamtliche. „Viele machen das im Urlaub“, erzählt Christian Buhk, der auch dafür zuständig ist, Spendengelder (Infos: www.haffkrug-Scharbeutz.dlrg.de) zu sammeln. „Wir brauchen das für unser Equipment oder auch für die Unterbringung der Freiwilligen.“

Christian Buhk ist häufig am Wochenende im Einsatz, wenn es die Zeit zulässt. Denn da ist nicht nur die Arbeit beim „Hamburg Journal“, sondern auch seine Frau und die beiden Kinder (eineinhalb und sieben Jahre alt). Im Juli wird er an der Lübecker Bucht freie Tage abbummeln und als Rettungsschwimmer der DLRG Haffkrug-Scharbeutz auf einem der Türme sitzen oder mit dem Strandfahrzeug zu Rettungseinsätzen fahren. Diese Arbeit ist ihm eine Herzensangelegenheit, eine echte Leidenschaft.