Itzehoe/Hamburg. Spezialisten ermitteln: Zwei sehr junge Cyberkriminelle sollen für Attacken verantwortlich sein. Taten sie es aus Langeweile?
Zwei sehr spezielle und vor allem sehr junge Kriminelle sind derzeit im Fokus der Ermittler in Schleswig-Holstein und beim Bundeskriminalamt. Ein 16 und ein 20 Jahre alter Verdächtiger sollen seit dem Juli 2019 Banken und Telekom-Anbieter und sogar Energieversorger mithilfe von Computern attackiert und erpresst oder das versucht haben. Zur Aufklärung wurde eine eigene Ermittlergruppe aus Spezialisten für Cybercrime eingesetzt.
Wie die Staatsanwaltschaft Itzehoe, das Landeskriminalamt Schleswig-Holstein und das Bundeskriminalamt (BKA) am Mittwoch mitteilten, gehe es auch um die TNG Stadtnetz GmbH in Kiel und die Deutsche Kreditbank AG (DKB). Die DKB macht unter anderem Dienstleistungen für Kreditkartenunternehmen (Mastercard) und Paypal.
Hacker-Angriff: Verdächtige attackierten Banken und Energieversorger
Für Kunden seien Internetanschlüsse, Webseiten und Online-Banking-Systeme „über mehrere Tage“ nicht nutzbar gewesen. Der Schaden soll in die Millionen gehen.
Am Dienstag hätten Polizisten von BKA und des LKA die Wohnungen der Beschuldigten in Calw (Baden-Württemberg) und Soltau (Niedersachsen) durchsucht. Der Verdächtige (20) aus Calw soll bereits in Computerbetrug verwickelt gewesen sein. Es seien Datenträger sichergestellt worden.
Cyberattacke aus Langeweile?
Die jungen Männer hätten, so der Vorwurf, ein Botnetz aufgebaut, mit dessen Hilfe sie Cyberattacken auf die Unternehmen unternommen hätten, sogenannte DDos-Angriffe (Distributed Denial of service). Nach den Behördeninformationen seien aber keine finanziellen Forderungen gestellt worden.
Der 16 Jahre alte Beschuldigte soll außerdem im April 2019 Firmen in Nigeria erpresst und Bitcoins im Wert von je rund 100 Euro gefordert haben. Laut Behörden habe er sich in sozialen Netzwerken als Täter zu erkennen gegeben. „Die Taten scheinen durch Langeweile und Einsamkeit motiviert gewesen zu sein.“