Dagebüll. Der Meeresspiegelanstieg bedroht die Küsten im Norden. Umweltminister Jan Philipp Albrecht besucht Deichverstärkung in Dagebüll.

Schleswig-Holsteins Deiche können nach Einschätzung von Umweltminister Jan Philipp Albrecht auch bei einem Anstieg des Meeresspiegels von bis zu zwei Metern Sturmfluten trotzen. Mit dem derzeitigen Klimazuschlag und dem Konzept des Klimadeiches könne in zwei bis drei Bauphasen eine entsprechende Sturmflutsicherheit der Deiche erhalten werden, sagte der Grünen-Politiker am Freitag.

Hintergrund ist ein Sonderbericht des Weltklimarates IPCC, wonach Klimawandel und Erderwärmung dramatisch voranschreiten. So sollen die Eismassen an den Polen schneller schmelzen als bislang angenommen und die Meeresspiegel deutlicher steigen. „So alarmierend das Szenario ist: Mit unserer Küstenschutzstrategie sind wir grundsätzlich darauf vorbereitet“, sagte Albrecht. Bereits jetzt sei die Sturmflutsicherheit an den Küsten bis zum Ende dieses Jahrhunderts gewährleistet.

Schleswig-Holstein ist ein flaches Land zwischen zwei Meeren. Seit rund eintausend Jahren schützten die Menschen hier ihr Leben und ihren Besitz mit Deichen. Nach Angaben des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz liegt an der Nordseeküste etwa ein Viertel der Fläche weniger als fünf Meter über dem Meeresspiegel und könnte so bei einer extremen Sturmflut überschwemmt werden.

Deichbauarbeiten in Dagebüll neben dem Fähranleger (Archivbild)
Deichbauarbeiten in Dagebüll neben dem Fähranleger (Archivbild) © dpa | Christian Charisius

Um das zu verhindern, stehen an den Küsten und Ufern der Gewässer insgesamt 433 Kilometer Landesschutzdeiche an vorderster Front. Von ihnen müssen nach Angaben des Umweltministeriums aktuell noch rund 80 Kilometer verstärkt werden, davon knapp 62 Kilometer an der Nordseeküste und im Bereich der Elbe sowie knapp 20 Kilometer an der Ostsee. Zusätzlich wird über die Hälfte der Küstenniederungen durch eine insgesamt rund 340 Kilometer lange dahinter liegende zweite Deichlinie geschützt.

Schleswig-Holstein hat rund 3,3 Milliarden Euro in Küstenschutz investiert

Die Tideelbe ist an ihrer Mündung zwischen Friedrichskoog-Spitze und Cuxhaven mehr als 15 Kilometer breit. Sie ist durch die nach Nordwesten gerichtete Mündung besonders empfindlich für Sturmfluten aus westlichen Richtungen. Auf Schleswig-Holsteins Seite schützt eine rund 101 Kilometer lange geschlossene Deichlinie mit vier Sperrwerken an Stör, Pinnau, Krückau und der Wedeler Au das Hinterland vor Überflutung.

Seit 1962 hat Schleswig-Holstein insgesamt rund 3,3 Milliarden Euro in den Küstenschutz investiert. Davon seien 2,3 Milliarden Euro für den Neubau und die Verstärkung zur Verfügung gestellt worden, sagte Ministeriumssprecher Joschka Touré: „2019 stehen insgesamt ca. 77 Millionen Euro zur Verfügung.“ In der Küstenschutzverwaltung des Landes arbeiten rund 450 Männer und Frauen. Für die Versorgung der Baustellen des Landes auf den Inseln und Halligen hält der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz eine eigene Schiffsflotte bereit.