Flensburg. Viele Menschen kamen in den Flensburger Hafen, um Margrethe II. die Ehre zu erweisen. Dicht getaktetes Programm für die Königin.
Schon eine gute Stunde, bevor Dänemarks Königin Margrethe II. mit der königlichen Jacht „Dannebrog“ im Flensburger Hafen einläuft, sammeln sich Schaulustige am Kai. Von überall her strömen ganze Schulklassen und Kindergartengruppen – oft von Einrichtungen der dänischen Minderheit. Viele schwenken dänische Fähnchen, haben selbst gebastelte Kronen auf dem Kopf. Auch Ruderer und Kanuten sind in den Hafen gekommen, um der Königin, die bis Freitag Schleswig-Holstein besucht, die Ehre zu erweisen.
Dass immer wieder heftige Regenschauer auf die Wartenden niedergehen, stört diese kaum. Und die Kleinsten stimmen einfach gemeinsam mit ihren Erzieherinnen Lieder an, um die Wolken zu vertreiben. Als dann die „Dannebrog“ in den Hafen fährt, reißt der Himmel zwischenzeitlich auf. „Sie kommt, sie kommt“, rufen einige aufgeregte Schuljungen. Margrethe II. steht an Deck, lächelt und winkt den Schaulustigen zu. Es ist ein durchaus majestätischer Anblick, wie das 78 Meter lange Schiff in den Hafen gleitet.
Festlich geschmückte Segler
Begleitet wird die „Danebrog“ von festlich geschmückten Seglern. Margrethe II. steigt die Gangway hinab, unter anderem Generalkonsul Kim Andersen, Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) und Oberbürgermeisterin Simone Lange (SPD) empfangen die dänische Monarchin an Land.
Die Königin hat ein dicht getaktetes Programm auf der Agenda. Bereits am ersten Tag ihres Aufenthalts besucht sie unter anderem ein dänisches Altenheim, das dänische Industrieunternehmen Danfoss in Flensburg sowie das Industriemuseum Kupfermühle in der Nachbargemeinde Harrislee. Dänemark wertet den Besuch der Königin als Auftakt für die offiziellen Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Festlegung der deutsch-dänischen Staatsgrenze im kommenden Jahr.
Königin erinnert an Grenzziehung 1920
Bereits eine gute halbe Stunde nach ihrer Ankunft im Hafen kommen Margrethe und ihr Tross im dänischen Altersheim in Flensburg an. Sie nimmt sich kurz Zeit, um bei Kaffee und Keksen mit Bewohnern zu sprechen. „Der Besuch bedeutet mir sehr viel“, sagt die 70-jährige Bewohnerin Helga Kirmis. Es sei schon ein großes Ereignis, dass die Königin als Erstes ins dänische Altersheim komme.
Sie habe sich sehr auf den Besuch in Schleswig-Holstein und bei der dänischen Minderheit gefreut, betont die Monarchin später am Tag im Rathaus, nachdem sie sich in das Goldene Buch eingetragen hat. „Die warme und herzliche Begrüßung heute Vormittag unten am Kai und jetzt hier im Rathaus bewegt mich sehr“, sagt sie.
Königin Margrethe II. erinnert in ihrer auf Deutsch gehaltenen Rede an die demokratische Grenzziehung von 1920. Die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten habe darüber entscheiden sollen, wo die Grenze liegen solle, sagt die Königin. „Es wurde ein ernster, für viele schwieriger, aber auch historischer Prozess.“ Denn das Ergebnis scheine eine gute und dauerhafte Lösung zu sein. „2020 können wir den 100. Jahrestag für die demokratisch festgelegte Grenze feiern.“
Besondere Verdienste um Zusammenarbeit
Später verleiht Margrethe II. Ministerpräsident Günther im dänischen Generalkonsulat in Flensburg das Kommandeurskreuz des Dannebrogordens. Er erhielt die Auszeichnung nach Angaben der Staatskanzlei für seine besonderen Verdienste um die deutsch-dänische Zusammenarbeit. „Diese Ehrung berührt mich sehr, denn die deutsch-dänische Partnerschaft ist eine Herzensangelegenheit für mich“, sagt Günther.
Am Nachmittag steht nach vielen Terminen in Flensburg noch ein Besuch im kleinen Örtchen Kupfermühle auf dem Programm. Um 1600 ließ hier der dänische König Christian IV. ein Hammerwerk zur Metallverarbeitung errichten. Es entwickelte sich ein Kupfer- und Messingwerk, das um 1800 die größte Industrieanlage des Herzogtums Schleswig wurde und eine der größten im dänischen Königreich.
Festgottesdienst in Heiligengeistkirche
Auch hier haben sich viele Menschen versammelt, um „ihrer“ Königin nahe zu sein. Viele machen Fotos mit ihren Handys. „Der Besuchbedeutet uns viel“, sagt Anne Delay. Sie gehört der dänischen Minderheit im Landesteil Schleswig an und wird in einem der alten Arbeiterhäuser ab Mitte Oktober mit ihrem Mann ein Café betreiben. Extra für den Besuch der Königin dürfen sie am Dienstag für einen Tag öffnen. „Es ist schon aufregend, dass die Königin hier ist“, sagt auch die Dänin Jette Bridstup, die seit einigen Jahren in Kupfermühle wohnt.
Den zweiten Tag ihres Besuchs beginnt die Königin an diesem Mittwoch mit einem Festgottesdienst in der Heiligengeistkirche in der Innenstadt von Flensburg. Den Rest des Tages verbringt sie überwiegend in Kiel, wo sie unter anderem den Landtag und das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein besucht.