Elmshorn. Elmshorner fordert Korrespondenten für seine Stadt. NDR soll mehr aus Pinneberg und Steinburg bringen. Der Sender kontert.
Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) komme seinem verfassungsrechtlich vorgegebenem Auftrag nicht nach. Das erklärt der Elmshorner Bürgermeisterkandidat Thomas Philipp Reiter (FDP). In einem Brief an den Direktor des NDR-Landesfunkhauses Schleswig-Holstein in Kiel, Volker Thormählen, hat Reiter ein eigenes NDR-Korrespondentenbüro für die Kreise Pinneberg und Steinburg mit Sitz in Elmshorn gefordert.
„Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat den verfassungsrechtlich vorgegebenen Auftrag, einen Beitrag zur individuellen und öffentlichen Meinungsbildung zu leisten und so zu einem funktionierenden demokratischen Gemeinwesen beizutragen“, erklärt Reiter in seinem Brief. Unter anderem deshalb würden Sender mit öffentlichen Geldern ausgestattet. Seinem verfassungsmäßigen Auftrag werde der NDR in Schleswig-Holstein derzeit aber nicht gerecht, da wichtige regionale Bereiche von der Berichterstattung ausgeklammert würden, schreibt Reiter. Der Sender weist das entschieden zurück. „Regionale Berichterstattung ist die Königsdisziplin des NDR in Schleswig-Holstein", sagt der Direktor des Landesfunkhauses Schleswig-Holstein, Volker Thormählen.
Niedersachsen im Vergleich besser versorgt?
Reiter dagegen erklärt: „Die Erfahrung zeigt, dass die (...) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des NDR-Studios in Norderstedt, das eigentlich regelmäßig aus dem Kreis Pinneberg berichten sollte, wenig Interesse an Themen aus dieser Region haben“, so Reiter. Das NDR-Studio Heide in Dithmarschen zeige schon auf einem Abdeckungsplan im Internet, dass es sich für Elmshorn und die schleswig-holsteinische Unterelbregion nicht zuständig fühle.
Reiter vergleicht die Situation im hohen Norden mit der in Niedersachsen und sieht Schleswig-Holstein unterversorgt. Wenn der NDR in Niedersachsen neben fünf eigenen Studios noch sechs Korrespondentenbüros betreibe, unter anderem in Vechta (31.000 Einwohner) und Verden an der Aller (27.000 Einwohner), dann "stellt sich schon die Frage, warum Elmshorn (knapp 50.000 Einwohner) als Zentrum des bevölkerungsreichsten Kreises unseres Landes mit weit über 300.000 Einwohnern, die ja auch Gebührenzahler an den NDR sind, nicht ebenfalls für eine eigene Korrespondentenstelle in Frage kommt.“
Auch Schleswig-Holstein hat fünf Regionalstudios
Thormählen kontert. "Wir unterhalten fünf Regionalstudios im Land und halten damit jedem nationalen Vergleich stand. Die Kreise Pinneberg, Segeberg und Storman werden aus unserem nur 30 Kilometer entfernten Studio in Norderstedt betreut, was aufgrund der Vielzahl kreisübergreifender Themen und Entwicklungen großen Sinn macht." Im vergangenen Jahr hätten die Norderstedter Kolleginnen und Kollegen fast 2500 Hörfunk- und 800 Fernsehbeiträge für die Programme von NDR und ARD erstellt. Das Studio zähle damit zu den produktivsten Einheiten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Eine Vielzahl dieser Beiträge sei aus dem Kreis Pinneberg und aus der Region Elmshorn gekommen.
Noch vier Wochen bis zur Wahl in Elmshorn
Neben Reiter haben Amtsinhaber Volker Hatje (parteilos), Tafin Ahsbash (Grüne) und Jonas Stiefel (Die Partei) ihre Kandidatur für das Bürgermeisteramt in Elmshorn bekannt gegeben. Am 15. September wird gewählt. Thormählen: "Selbstverständlich werden wir unter dem regionalen Aspekt auch über die anstehende Bürgermeisterwahl in Elmshorn in angemessenem Umfang berichten."