Geesthacht. Der ehemalige Klitschko-Gegner kooperiert mit einem Hotelier und einem Gastronomen. Offenbar auch Hotel geplant.
Der ehemalige Schwergewichtsboxer Luan Krasniqi (Kampfname „Der Löwe“) will nach dem Ende seiner sportlichen Karriere in die Gastronomie-Szene einsteigen. Der 47-Jährige aus Rottweil (Baden-Württemberg), der für den Hamburger Universum-Boxstall kämpfte, beteiligt sich am Traditionsrestaurant „Forsthaus Grüner Jäger“ an der Bundesstraße 5 in Geesthacht.
Nach dem Tod des Inhabers Herbert Jürs wurde eine Nachfolgeregelung gesucht – und jetzt gefunden. Wie der Sohn Ingmar Jürs auf Nachfrage mitteilte, habe eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts, die Grüner Jäger GbR, das Haus gekauft. Zur Kaufsumme machte der ehemalige Geschäftsführer des Hauses keine Angaben.
Luan Krasniqi kooperiert mit Hotelier
Zu den Gesellschaftern gehören nach Informationen der Bergedorfer Zeitung neben Luan Krasniqi der Hotelier Jahe Jaha, der in Lohbrügge das Hotel „Hanseat“ an der Bergedorfer Straße betreibt, und ein Gastronom aus Berlin. Letzterer soll sich nur als Gesellschafter beteiligen, aber nicht als Betreiber. Wer der Pächter wird, ist noch unklar.
Die „Neuen Jäger“, wie sie sich selbst auf einem Schild am Eingang des Restaurants nennen, wollen am heutigen Freitag erstmals das Restaurant öffnen. Den Betrieb der Küche übernimmt ein bekannter Geesthachter Gastronom, der nicht genannt werden will, aber auf Altbewährtes in dem beliebten Ausflugslokal setzt.
So werden weiterhin Wildspezialitäten aus der Region angeboten sowie – je nach Saison – Gerichte wie Stint, Spargel, Maischolle oder Martinsgans. An Wochentagen wird von 17 bis 22 Uhr geöffnet (außer am Ruhetag Mittwoch), sonnabends von 11 bis 22 Uhr sowie sonntags von 11 bis 21 Uhr.
Neues Hotel mit 80 Betten?
Doch damit soll die Entwicklung noch nicht am Ende sein. Krasniqi wird nicht nur als Gesellschafter der GbR, sondern auch als Investor gehandelt. Er soll sich mit der Idee tragen, neben dem Restaurant ein Hotel mit 80 Betten zu errichten. Augenzeugen berichten von einem Treffen mit Ingmar Jürs, bei dem es um die Zahlen des Hauses gegangen sei.
Die Hotel-Idee ist nicht neu. Vor Jahren hatte ein Investor bereits darüber nachgedacht. Der Flächennutzungsplan der Stadt verzeichnet für den „Grünen Jäger“ eine Sonderfläche Kultur/Freizeit mit dem Hinweis „Hotel“.
„Luan ist derzeit viel unterwegs und er bittet um Verständnis, dass er sich dazu nicht äußern will“, teilt ein Sprecher von Spirit Kommunikation mit, die für den Ex-Boxer die Pressearbeit übernimmt.
Luan Krasniqi bald häufiger in Geesthacht
Dass sich Luan Krasniqi als Investor in Geesthacht engagieren will, hat sich bereits länger angebahnt. Augenzeugenberichten zufolge steckte der ehemalige Profiboxer mit Ingmar Jürs und anderen Beteiligten im „Forsthaus Grüner Jäger“ die Köpfe zusammen. Das beobachtete auch der Geesthachter Rene Weber, der an diesem Tag gemeinsam mit seiner Familie einen Geburtstag in dem Tradtionsrestaurant feierte.
„Ich bin ein großer Box-Fan. Gerade die Krasniqi-Kämpfe habe ich mir gern angesehen. Umso verwunderter war ich, ausgerechnet Krasniqi im ,Grünen Jäger’ anzutreffen. Luan Krasniqi ist sehr nett. Wir haben über verschiedene Themen geplaudert. Natürlich hauptsächlich über seine Boxkariere“, schildert Weber.
„Er sagte mir sogar, dass es gut sein könnte, dass man sich hier in Zukunft sehr viel öfter begegnen würde“, berichtet Weber, der auch bemerkt hat, das dem ehemaligen Boxer Unterlagen vorgelegt wurden. Weber und seine Familie, Franzi und Christine Kasch, würde es freuen, wenn Krasniqi das Restaurant übernehmen würde. Zum Andenken an diese besondere Begegnung machten Rene Weber und seine Familie dann sogar noch Fotos mit dem 47-Jährigen.
Bewegte Karriere eines Hamburger Boxers
Krasniqis Aufstieg begann 1994 mit dem Sieg in der deutschen Amateurmeisterschaft. Bei der Amateurweltmeisterschaft 1995 in Berlin schlug er dann den fünf Jahre jüngeren Wladimir Klitschko und wurde 1996 Amateureuropameister. Bei den Olympischen Spielen im selben Jahr errang Krasniqi die Bronzemedaille im Schwergewicht, während Gold im Superschwergewicht an Wladimir Klitschko ging. Zwischen 1997 und 2008 stand Krasniqi dann als Profi bei 35 Kämpfen im Ring, wobei er 30-mal siegte.
So gewann er in Stuttgart 2006 erst gegen David Bostice und dann 2007 gegen Brian Minto beide Male nach Punkten, konnte sich bei seinen drei Weltmeistertiteln aber nicht durchsetzen. Besonders bitter war die Niederlage am 28. September 2005 – dem 100. Geburtstag von Max Schmeling.
Der Hamburger Boxpromotor Klaus-Peter Kohl, der auch Wladimir Klitschko vertrat, wollte Krasniqi als ersten deutschen Schwergewichtsweltmeister nach Schmeling aufbauen und ließ ihn im WBO-Titelkampf in der Color Line Arena gegen den US-Amerikaner Lamon Brewster antreten. Der schickte Krasniqi nach neun von zwölf Runden mit einem technischen K.o. auf die Bretter. Kurioserweise ging es anschließend dem Sieger schlechter als dem Besiegten. Nach dem Kampf fiel Brewster der WBO-Gürtel zu Boden, den er gerade verteidigt hatte.
Krasniqi setzt heute auf andere Projekte
Nach dem verlorenen Titelkampf gegen seinen Stallkollegen Alexander Dimitrenko (2008) zog sich Krasniqi aus dem aktiven Boxsport zurück. Er war als RTL-Kommentator tätig und kümmerte sich um Nachwuchsboxer. Für den guten Zweck kehrte er immer wieder in den Ring zurück. Seit 2006 setzt er sich für die Organisation SOS-Kinderdörfer ein.
2013 rief Krasniqi zusammen mit dem Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück den Benefiz-Boxkampf „Blaue Flecke für gute Zwecke“ in Ludwigsburg aus. Hücks Karriere als Thaiboxer in den 1980er-Jahren (zwei Titel als Europameister) nutzte ihm wenig. Er verlor in der achten Runde nach Punkten, 100.000 Euro gingen an die Kinderdörfer.
Neue Konstanz an der B5?
Mit dem Wahlhamburger Krasniqi könnte jetzt wieder Beständigkeit im Restaurant an der B5 einkehren. Der „Grüne Jäger“ mit „Hotelbauplatz“ hatte 2017 für eine Kaufsumme von 1,5 Millionen Euro schon einmal online zum Verkauf gestanden.
Die Verkaufspläne kassierte damals der Eigentümer Herbert Jürs. Zuvor hatte die Forsthaus Grüner Jäger GmbH Insolvenz anmelden müssen. Der Insolvenzverwalter teilte dem Amtsgericht Schwarzenbek einen Mangel an Masse mit, die GmbH wurde aufgelöst.