Sylt. Für rund 15 Millionen Euro wird Puan Klent zu einer Begegnungs- und Bildungsstätte umgebaut. Arbeiten sollen im Oktober 2019 starten.

Ende des vergangenen Jahres stand das traditionsreiche Hamburger Schullandheim Puan Klent in den Rantumer Dünen auf Sylt vor dem Aus: Die Stiftung, die das Haus betreibt, hatte Insolvenz angemeldet. Nach einer Finanzspritze der Sozialbehörde und dank privater Spenden wurde der Weiterbetrieb gesichert. Jetzt – ein Dreivierteljahr später – steht Puan Klent vor einem inhaltlich-pädagogischen und baulichen Neustart.

„Unser Konzept steht, jetzt kommt noch die Feinarbeit“, sagt Stiftungsvorstand und Puan-Klent-Geschäftsführer Horst Bötcher im Gespräch mit dem Abendblatt. Aus dem etwas in die Jahre gekommenen Schullandheim, das viele Hamburger von ihren Klassenreisen her kennen, soll eine „Begegnungs- und Bildungsstätte“ werden. Der Markt für Jugenderholungsheime und Schullandheime verändere sich stark, so Bötcher. „Ein sauberes Bett und gutes Essen allein reicht nicht mehr.“

Mehr Bildungsangebote im „Dünendorf Puan Klent“

Die Anlage an der Sylter Wattseite zwischen Rantum und Hörnum soll modernisiert und erweitert werden. Pädagogen, Betriebswirte, Architekten, Umwelt- und Zukunftsforscher sowie Experten für gemeinnützige Gästehäuser haben die Idee des „Dünendorfs Puan Klent“ entwickelt. Zwar soll die Erholung in frischer Seeluft nicht zu kurz kommen, aber zugleich wird es Bildungsangebote geben, die die umgebende Natur zum Thema haben.

„Wattenmeer – Klimawandel – Raum zum Leben“, mit diesem Dreiklang will Puan Klent in Zukunft um Gäste werben. „Wir werden uns mit dem Konzept neu aufstellen, dabei aber auf den Werten des alten Puan Klent aufbauen“, sagt Bötcher. Es soll bei der Kapazität von gut 350 Betten bleiben. Gemeinschaftsduschen und -toiletten sollen der Vergangenheit angehören. „Aber es wird auch in Zukunft Hochbetten geben“, sagt der Puan-Klent-Geschäftsführer. Zielgruppe seien in Zukunft Kinder und junge Erwachsene bis zum Alter von 27 Jahren.

Bald startet die Aktion „Retten wir Puan Klent!“

Möglich wird die umfangreiche Neuplanung und Erweiterung nur, weil der Bundestag durch Vermittlung der Hamburger Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs (SPD) und Rüdiger Kruse (CDU) der Stiftung Puan Klent 15 Millionen Euro für Umbau und Grundsanierung in Aussicht gestellt hat. Die Zahlung ist an zwei Bedingungen geknüpft: Zum einen muss die Aufsicht führende Sozialbehörde dem Konzept zustimmen. Zum anderen muss die Stiftung Eigenmittel aufbringen. Mit dem Geld sollen unter anderem ein Bauzustandsgutachten und der Bau von Personalunterkünften finanziert werden. „Rund eine Million Euro sollte es schon sein. Das können wir aus dem laufenden Betrieb nicht erwirtschaften“, sagt Bötcher.

In den kommenden Wochen wird die Stiftung daher die Aktion „Retten wir Puan Klent!“ starten. Ziel ist es, in den nächsten drei Jahren 100 „Neu-Gründer“ zu gewinnen, die mindestens 5000 Euro für „Hamburgs kleinsten Stadtteil“ spenden. Außerdem gibt es die Überlegung, eine gemeinnützige GmbH Dünendorf Puan Klent zu gründen, an der Gesellschafter Anteile zu jeweils 50.000 Euro zeichnen können.

Im Herbat 2019 könnte der Umbau beginnen

Bötcher hofft, im kommenden Jahr mit Umbau und Modernisierung starten zu können. Wenn das pädagogische Konzept und die Planungen stehen, ist ein Architektenwettbewerb der erste Schritt. Bötcher geht davon aus, dass mit dem ersten Bauabschnitt im Oktober 2019 begonnen werden kann.

Alle Baumaßnahmen, für die drei Jahre kalkuliert werden, sollen bei laufendem Betrieb durchgeführt werden, was vermutlich schon aus finanziellen Gründen erforderlich ist. Die Rücknahme des Insolvenzantrags im Februar dieses Jahres war erst möglich, nachdem die Sozialbehörde Puan Klent mit gut 200.000 Euro unterstützt hatte und private Spenden in etwa der gleichen Höhe eingetrieben worden waren.

„Dem neuen Vorstand ist es gelungen, die Kosten zu senken und Spenden zu sammeln. Das sind gute Nachrichten“, sagt Marcel Schweitzer, Sprecher der Sozialbehörde. Obwohl das Ziel von 48.000 Übernachtungen 2018 voraussichtlich verfehlt werde, gehe der Vorstand von einem leicht positiven Jahresergebnis aus. Es gebe keine Hinweise, dass während der auslastungsschwachen Zeit im Frühjahr erneut eine Insolvenz drohe. „Im nächsten Jahr wird sich der Kostendeckungsgrad weiter verbessern, sodass eine solide Finanzierungsrundlage erreicht werden kann“, sagt Schweitzer. Bislang lägen Buchungen für 87 Prozent der geplanten 45.000 Übernachtungen vor.