Lübeck. Nach der Messerattacke in einem Lübecker Bus wurde gegen den 34-jährigen Verdächtigen Haftbefehl erlassen. Er schweigt weiter.
Einen Tag nach der Messerattacke in einem vollbesetzten Lübecker Linienbus ist der mutmaßliche Täter dem Haftrichter vorgeführt worden. Gegen den 34-Jährigen, der sich aktuell in Untersuchungshaft befindet, wurde Haftbefehl erlassen. Es gehe um den Verdacht des "versuchten Heimtückemordes mit gemeingefährlichen Mitteln, gefährlicher Körperverletzung sowie versuchte besonders schwere Brandstiftung", gab die Staatsanwaltschaft bekannt.
Deutsch-Iraner wollte Bus in Brand setzen
Aufzeichnungen der Videokameras im Linienbus hatten gezeigt, dass der im Iran geborene Deutsche den Bus in Brand setzen wollte und das Ziel hatte, eine große Anzahl an Menschen zu verletzen. Er soll versucht haben, den Busfahrer durch einen Faustschlag ins Gesicht am Löschen des Brandes zu hindern. Diesem war es dennoch gelungen, den Brand mit einem Feuerlöscher zu ersticken. Schleswig-Holsteins Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) lobte den Busfahrer für sein couragiertes Handeln: "Dem gebührt ein großer Dank."
Der Beschuldigte wollte sich zu den Tatvorwürfen weiterhin nicht äußern. Das Motiv der Gewalttat bleibt unklar. Die Polizei ermittele in alle Richtungen, einen terroristischen Hintergrund könne man nach bisherigem Kenntnisstand ausschließen, sagte die Lübecker Oberstaatsanwältin Ulla Hingst am Sonnabendmittag zu Abendblatt.de. In dem Rucksack des Mannes fanden Experten Brandbeschleuniger, aber „keine weiteren Sprengmittel oder Ähnliches“, sagte Hingst weiter.
Polizeiräsenz bei Travemünder Woche erhöht
Bei der Attacke sind zehn Menschen zum Teil schwer verletzt worden. Der Deutsch-Iraner soll zuerst seinen Rucksack angezündet und anschließend mit einem Messer wahllos um sich gestochen haben. Fahrgäste überwältigten den Mann und übergaben ihn der Polizei. Ein 21-Jähriger wurde bei dem Zwischenfall besonders schwer verletzt. Sein Leben konnte durch eine mehrstündige Notoperation gerettet werden. Es besteht aktuell keine Lebensgefahr mehr.
Mit Blick auf die Travemünder Woche, die nur wenige Kilometer entfernt am Freitagabend eröffnet wurde, sprach Grote von Verunsicherung. Im Zusammenhang mit einem so großen Fest dürften keine Spekulationen offen bleiben. „Mir ist allerdings auch mitgeteilt worden, dass man keinerlei Bedenken hat, was die Durchführung der Travemünder Woche angeht“, sagte Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau (SPD).
Die Lübecker Polizei hat als Reaktion auf die Messerattacke einen Zug der Hamburger Bereitschaftspolizei angefordert, um die Polizeipräsenz zu erhöhen.