Kiel. Der Frachter sollte eigentlich stoppen, nahm aber stattdessen Fahrt auf. Verletzt wurde niemand. Schiffsstau am Kanal.
Nach einem schweren Schiffsunfall in der Schleuse Kiel-Holtenau ist eine der beiden Schleusenkammern gesperrt und der Verkehr auf dem Nord-Ostsee-Kanal dadurch beeinträchtigt. Schiffe müssten auf der meistbefahrenen künstlichen Wasserstraße der Welt mit Wartezeiten rechnen oder könnten den Kanal meiden und über Skagen umfahren, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag.
Am Vorabend hatte das fast 150 Meter lange und 23 Meter breite Containerschiff „Akacia“ kurz vor Mitternacht das Schleusentor der Südkammer gerammt. Verletzt wurde niemand. Der unter portugiesischer Flagge fahrende Frachter sei so schnell gewesen, dass der Bug das Tor teilweise durchbrochen habe und auf dem Schleusentor auflag, teilte die Polizei in Kiel mit. Experten gingen von einem technischen Defekt aus.
Wasser ist in das Schiff eingedrungen
In die beschädigte Bugnase des Schiffes drang Wasser ein. Es habe aber nicht die Gefahr bestanden, dass das Schiff vollaufe, betonte Matthias Visser vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Kiel-Holtenau. Taucher begutachteten noch am Dienstag die Schäden an der Schleuse und am Schiff. Außerdem wurde der Reeder des Frachters aufgefordert, unverzüglich ein Bergungskonzept vorzulegen. Denkbar sei der Einsatz von Schleppern oder das Leichtern des Schiffes, also einen Teil der Ladung von Bord zu holen, sagte Visser.
Am Dienstagnachmittag zog ein Schlepper den Frachter vorerst vom kaputten Tor zurück in die Schleusenkammer. Dort müssen Schiff und Schlepper voraussichtlich bis Mittwochvormittag liegen. Denn das hintere Schleusentor zum Kanal hin dürfe erst wieder geöffnet werden, wenn der Wasserstand der Förde und des Kanals gleich sei, sagte Visser. Am Mittwoch sollen Taucher die Schäden an dem Schleusentor begutachten.
„Wir wollen die Südkammer so schnell wie möglich wieder in Betrieb nehmen und arbeiten mit Hochdruck daran“, unterstrich Visser. Er gehe davon aus, dass voraussichtlich in einigen Tagen das beschädigte Schleusentor ausgetauscht werden könne. Da die Nordkammer, die genauso groß wie die Südkammer ist, zur Verfügung stehe, sei der Kanal funktionsfähig. Es komme immer wieder zu angekündigten routinemäßigen Wartungsarbeiten, so dass dann nur eine Kammer zur Verfügung stehe. „Hier ist aber das Problem, dass der Unfall zur ungeplanten Sperrung geführt hat.“
Technik des Frachters hat versagt
Laut Polizei mussten Schiffe am Dienstag mit Wartezeiten von vier bis sechs Stunden rechnen. Durch ein Warnsystem würden Schiffe frühzeitig informiert, so dass sie ihre Fahrt drosseln und langsamer zum Kanal kommen konnten. „Alternativ besteht immer die Möglichkeit, den Kanal zu umfahren, kein Schiff muss also tagelang vor der Schleuse warten“, sagte Visser.
Nach dem bisherigen Ermittlungsstand wollte die aus Richtung Brunsbüttel kommende „Akacia“ in die südliche Schleusenkammer einfahren, um von dort ihren Weg in die Förde fortzusetzen. Hierbei habe offenbar die Technik des Schiffes versagt: Es habe Fahrt aufgenommen anstatt diese zu verlangsamen. Auch die Einleitung einer Notankerung habe keinen Erfolg mehr gehabt.