Westerland/Hamburg. Züge verkehren ab Hamburg nur in Ausnahmen durchgängig. An den Feiertagen sei die erschwerte Anreise “ärgerlich“ für die Insel.
Osterurlaub auf Sylt oder Amrum? Die Anreise könnte etwas kompliziert werden. Denn an den ersten touristenträchtigen Feiertagen des Jahres auf den Nordfriesischen Inseln hat die Deutsche Bahn umfangreiche Gleisbauarbeiten auf der Strecke zwischen Hamburg und Westerland angekündigt. Von 23. März bis zum 1. Mai fallen viele Fernzüge aus, der Nahverkehr fährt teilweise nur in Etappen.
"Das ist natürlich nicht schön und ärgerlich für uns", sagt Moritz Luft, Chef der Sylt Marketing Gesellschaft. "Denn jede Einschränkung bei der Erreichbarkeit der Insel schmerzt." Sylt sei in diesem Fall aber nicht die einzige betroffene Reiseregion, auch die Insel Amrum sowie weite Teile der Westküste sind ausgerechnet während des langen Osterwochenendes nur bedingt zu erreichen. Andererseits seien die Arbeiten mit der Bahn abgesprochen, eine "richtige Zeit" gebe es für dringende Sanierungen an der Strecke nun mal nicht.
Umsteigen in Elmshorn wird zur Regel
Fünfeinhalb Wochen lang saniert die Bahn zwischen Pinneberg und Tornesch sowie bis Neumünster alte Weichen und Streckengleise, Reisende kommen deshalb auf der sogenannten Marschbahn nur eingeschränkt voran. Die Züge des Regionalverkehrs pendeln bis auf wenige Ausnahmen lediglich zwischen Westerland und Elmshorn sowie zwischen Elmshorn und Hamburg. Bedeutet: Viele Sylt-Urlauber aus Hamburg werden in Elmshorn auf den Regionalexpress 70 (Hamburg - Kiel) umsteigen müssen. Laut Bahn sollen die Umsteigezeiten bei sieben bis 14 Minuten liegen.
Konkret sollen Gleise "durchgearbeitet" und stabilisierende Unterschichten auf die Strecke gebracht werden. "Dafür muss jeweils ein Streckengleis gesperrt werden", sagt ein Bahnsprecher. "Fahrplanänderungen im Fern- und Regionalverkehr sind deswegen leider unvermeidlich." Allen Urlaubern wird empfohlen, sich rechtzeitig vor Reisebeginn über die konkreten Verbindungen zu informieren. "Wir haben unseren Gastgebern ebenfalls empfohlen, die Einschränkungen an ihre Gäste weiterzugeben", sagt Sylts Tourismusbeauftragter Luft.
Fahrgastverband nennt Datum der Arbeiten ungünstig
Noch rabiater als der Nah- wird der Fernverkehr während der Streckensanierung beschnitten. Die InterCitys von Köln über Hamburg nach Westerland und zwischen Westerland und Frankfurt werden gestrichen. Die Verbindungen von Dresden und nach Leipzig gibt es nicht mehr täglich, sondern nur noch am Wochenende. Züge von Frankfurt und Karlsruhe fahren nur noch freitags und sonnabends, zurück nur sonnabends und sonntags. Bis auf zwei tägliche Fernzüge, und zwar den IC2310 von Frankfurt und den IC2311 nach Stuttgart, sind alle Verbindungen betroffen.
Dreimal täglich, vor allem morgens und abends, fahren Regionalzüge trotz der Arbeiten noch durchgehend von Hamburg-Altona bis Westerland. Bis Elmshorn muss aber mit geänderten Fahrzeiten gerechnet werden. Für Inseln wie Sylt ist die Anreise mit den Personenzügen besonders wichtig, auf diesem Weg kommen die meisten Gäste. Erst danach kämen zahlenmäßig die Autozüge, die Fähren und die Flugverbindungen.
Deutsche Bahn investiert mehr als neun Milliarden Euro
"Für den Tourismus der Inseln ist das Datum natürlich ungünstig", sagt Karl-Peter Naumann, Regionalsprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn. Hintergrund ist seiner Meinung nach, dass die Bahn allzu große Einschränkungen im beruflichen Pendlerverkehr vermeiden wollte. "Die angekündigten Sperrungen könnten allerdings per Umleitung umfahren werden", sagt Naumann. "Die Bahn müsste nur mal eine weitere Weiche auf die Strecke bauen." Insgesamt sei die Gleisverbindung "ordentlich", aber längst nicht "gut".
Sabine Brunkhorst, Sprecherin der Bahn in Hamburg, bittet um Verständnis für die Störungen. Die Arbeiten werden weit im Voraus bundesweit geplant, grundsätzlich sollen möglichst so wenig Fahrgäste wie möglich betroffen sein. Am 27. Februar will die Bahn bei der jährlichen Baupressekonferenz in Hamburg bekannt geben, welche Arbeiten in diesem Jahr noch erledigt werden müssen. Insgesamt investiert das Unternehmen 2018 rund 9,3 Milliarden Euro in die Infrastruktur.
Informationen zur den aktuellen Bauarbeiten im Netz: https://bauinfos.deutschebahn.com/docs/norden/infos/BA_Hamburg-Neumuenster_2303-01052018.pdf