Flensburg. Der Mann liegt schon im Bett, als seine Ehefrau ihn ersticht. Nach der Tat weinte sie verzweifelt, berichten Zeugen.
Mit zwei Messerstichen in die Brust soll eine Frau Anfang Mai in Wyk auf Föhr ihren Ehemann getötet haben. Dafür muss sich die jetzt 50 Jahre alte Frau seit Mittwoch vor dem Landgericht Flensburg verantworten.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll sie dem 51-Jährigen in der Nacht auf den 7. Mai mit einem Küchenmesser zweimal in die Brust gestochen haben. Dabei habe ein Stich das Herz vollständig durchbohrt. Der Mann hat der Darstellung zufolge zur Tatzeit bereits im Bett gelegen. Die Frau ist wegen Totschlags angeklagt. Der Vorsitzende Richter merkte im Vorfeld der Beweisaufnahme jedoch an, es könnte eventuell auch das Mordmerkmal der Heimtücke erfüllt sein. „Das ist durchaus etwas, worüber wir uns in den kommenden Tagen Gedanken machen müssen.“
Angeklagte wollte vor Gericht nicht sprechen
Die 50-Jährige weiße Südafrikanerin selbst wollte vor Gericht nicht sprechen. Sie sei emotional ganz erheblich belastet, sagte ihr Anwalt. Die Befürchtung, dass sie während einer Aussage in Tränen ausbreche sei zu groß. Schweigen zu den Vorwürfen wollte die Angeklagte aber nicht. Sie ließ eine psychiatrische Gutachterin reden, der sie zuvor in einer mehrstündigen Sitzung ihre Geschichte erzählt hat. Demnach kann sich die Angeklagte an die Tat selbst nicht erinnern. Sie stritt die Stiche auf ihren Mann aber nicht ab. Sie hatte zur Tatzeit einen Blutalkoholwert von mehr als 2,56 Promille.
Die Ehe des Paares, das sich 2010 bei einem Urlaub der Südafrikanerin auf Föhr kennen gelernt hat, sei zur Tatzeit eigentlich im Vergleich zu früheren Jahren recht harmonisch gewesen, schilderte die Gutachterin aus den Gesprächen. Sie hatten den Schilderungen zufolge beschlossen, weniger in Kneipen zu gehen und zu trinken, da dies oft in Gewalttätigkeiten seitens des Ehemanns geendet habe. In den Jahren zuvor habe der Mann sie oft geschlagen, gedemütigt. Gewehrt habe sie sich nie, fasst die Expertin die Aussage der Angeklagten zusammen. Ihn verlassen wollte die 50-Jährige nicht.
Der Tattag begann harmonisch
Der Tattag habe harmonisch begonnen, es sei aber dann getrunken worden - auf Wunsch des Mannes, so die Aussage. Zuhause, in einer Kneipe und einem Restaurant. Wie sie nach Hause gekommen sind, daran hat die Angeklagte demnach nur vage Erinnerungen. An die Tat selbst gar keine. Auch an den Notruf, den sie abgesetzt haben soll, die Gespräche mit der Polizei nicht. Ihre nächste Erinnerung sei gewesen, wie ihr der Tod ihres Mannes mitgeteilt worden sei.
Die Polizisten, die zum Tatort gerufen wurden, fanden eine verzweifelte, weinende Frau vor, sagten sie als Zeugen aus. Sie habe direkt gesagt, ihren Mann „gestochen“ zu haben, schilderte ein Beamter. „Sie war ziemlich aufgelöst.“ Ständig habe sie gefleht, ihr Mann solle „bei ihr bleiben“. Seine Kollegin sagte ebenfalls aus, die Angeklagte habe viel geweint. Sie sei in Sorge um den Zustand ihres Mannes gewesen und habe sich schuldig gefühlt. Der genaue Zusammenhang, warum die Frau ausgerechnet in dieser Nacht zum Messer gegriffen habe, ist der Beamtin ihren eigenen Angaben zufolge schwer ersichtlich gewesen.
Der Prozess wird am 7, November fortgesetzt.