Sylt. Anwohner und Gewerbetreibende sind froh darüber, dass die Bauruine verschwindet. Rechtsstreit um Kosten geht jedoch weiter.

Der Termin steht: Mitte kommender Woche soll mit dem Abriss der Bauruine der Keitumer Therme begonnen werden. Der Abriss, für den die Politik rund eine halbe Million Euro zur Verfügung stellt, soll etwa acht bis zwölf Wochen dauern. Wie die "Sylter Rundschau" berichtet, sind die ansässigen Gewerbetreibenden vor allen Dingen froh darüber, dass es nach langem Hin und Her nun endlich losgeht – auch, wenn die Arbeiten durch die Verzögerung nun in die Saison hineinreichen würden. Die Anwohner sollen durch den Abriss möglichst wenig belastet werden, heißt es.

Was als Bauruine endete, war eigentlich einmal als luxuriöser Wellnesstempel geplant. Rund zehn Jahre ist es her, dass die Bauarbeiten für die Keitum-Therme auf dem Grünen Kliff am Wattenmeer begannen. Doch schon bald kam es zu Streitigkeiten zwischen Investoren, Baufirmen und Gemeinde. Sie führten letztendlich dazu, dass die Bauarbeiten nach zwei Jahren wieder eingestellt wurden.

Zurück blieb ein Rohbau mit einbetonierten Schwimmbecken und unfertigen Außenanlagen – in den Augen vieler Keitumer ein „Schandfleck“, der möglichst schnell verschwinden soll. Doch jahrelang passierte an der Bauruine nichts mehr.

Gelände soll renaturiert werden

Denn was anschließend mit dem Grundstück passiert, das der Gemeinde Sylt gehört, ist ebenfalls beschlossen worden. Das Grüne Kliff soll wieder in seinen Ursprungszustand zurückversetzt werden. Das Gelände werde renaturiert, sagte Nikolas Häckel, Bürgermeister der Gemeinde Sylt. Andere Ideen, die bereits geäußert wurden, wie zum Beispiel die Einrichtung eines Sylter Kunstmuseums, sind damit vom Tisch.

Mit dem Abriss der Bauruine werden allerdings auch alle Beweise vernichtet, die im gerichtlichen Streit mit dem Bauunternehmen Zech noch eine Rolle spielen könnten. Denn die Zech Bau Holding hat Forderungen in Millionenhöhe für Bauleistungen erhoben, die sie 2008 an der Therme verrichtet hat.

Dieses Risiko, dass ihr die Vernichtung von Beweisen zur Last gelegt werden könnte, ist der Gemeinde durchaus bewusst. „Es ist ein Beschluss gefasst worden, den wir jetzt umsetzen werden. Ob er zum Erfolg führt, werden wir sehen“, sagte Bürgermeister Häckel dem Abendblatt.

15 Millionen Euro hat der Bau gekostet

Dabei war das Vorhaben einst so großartig gestartet. Eine „hochwertige Spa-Therme für eine anspruchsvolle Klientel“ sollte laut der europaweiten Ausschreibung in Keitum entstehen – ein „Thermal-Sole-Bad“ mit „römisch-irischem Bad einschließlich Saunalandschaft, Kurmittelabteilung mit Physiotherapie und Massagen, Ärztehaus, Beautybereich, Shopkonzept und Gastronomie“.

Schwindelerregende 15 Millionen Euro hat die geplante „Einrichtung für das körperliche Wohlbefinden“ insgesamt verschlungen, hauptsächlich aus Steuermitteln. Doch die komplizierte Vertragskonstruktion zwischen der Gemeinde Sylt und den privaten Investoren erwies sich letztendlich für die kleine Inselverwaltung als nicht beherrschbar.

Kurz nach Baubeginn fingen die Probleme an

Schon kurz nach dem Bau des Bades im Jahr 2007 fingen die ersten Probleme bereits an: Baugenehmigungen und andere wichtige Unterlagen fehlten. Immer wieder kam es durch die Uneinigkeiten zu monatelangen Baustopps, für die d sich die Gemeinde und das zuständige Planungsbüro gegenseitig die Schuld zuschoben. Im Jahr 2008 war dann aber endgültig Schluss. Die Baustelle wurde stillgelegt. Seitdem wird in Keitum nur noch eine Bauruine verwaltet. Das Sole-Bad schaffte es gerade mal bis zur Betonsohle.