Hamburg/Kiel. Von Hamburg und Schleswig-Holstein angekaufte HSH-Papiere verlieren an Wert.

Hamburg und Schleswig-Holstein droht ein weiterer hoher Millionenverlust. Die von der HSH Nordbank für 2,4 Milliarden Euro übernommenen Schiffskredite haben in den vergangenen Monaten offenbar erheblich an Wert verloren. Bekannt war bereits, dass bis Ende September ein Verlust von 341,1 Millionen Euro aufgelaufen war. Doch danach dürfte sich der Niedergang fortgesetzt haben. Das ist jedenfalls die Einschätzung der HSH Portfoliomanagement, die die Kredite im Auftrag der beiden Länder verwaltet. In einem jetzt in Kiel veröffentlichten Bericht der Landesregierung heißt es: „Die HSH Portfoliomanagement geht davon aus, dass die negative Entwicklung weiterhin anhalten wird.“

Die Reeder verdienen kaum noch Geld

Mit dem Kauf der Kredite hatten Schleswig-Holstein und Hamburg beabsichtigt, die angeschlagene HSH Nordbank zu retten. Das im Wesentlichen den beiden Ländern gehörende Kreditinstitut befindet sich schon seit Jahren in einer schweren Krise. Sorgenkind sind insbesondere die Schiffskredite. Die Reeder verdienen kaum noch Geld, weil es auf den Weltmeeren zu viele Schiffe und zu wenig Fracht gibt. Die Kredite, die das Land für 2,4 Milliarden Euro gekauft hat, sind alle mit Schiffen besichert. Bekannt war, dass bei diesen insgesamt 590 Kreditverträgen Zins und Tilgung derzeit gar nicht oder nur teilweise erfolgen. Dem Bericht der Kieler Landesregierung sind nun detailliertere Zahlen zu entnehmen. Demnach liegt für keinen der Verträge eine „gesunde Finanzierung“ vor. Bei 84 Prozent der Verträge ist eine Restrukturierung erforderlich, anderenfalls droht ein kompletter Forderungsausfall. Um 14 Prozent der Verträge steht es noch schlimmer: Dort besteht „akuter Handlungs-bedarf“. Das bedeutet: Nur zwei Prozent der Verträge sind momentan so weit in Ordnung, dass nichts unternommen werden muss.

Schiffe verdienen kein Geld, sie kosten Geld

Doch das kann sich ändern. Denn die Charterraten für Frachtschiffe werden sich wohl weiterhin negativ entwickeln. Das gilt insbesondere für die 157 Containerschiffe, die zum 252 Schiffe umfassenden Kreditportfolio der Länder gehören. Schon im zweiten und dritten Quartal 2016 waren die Charterraten zurückgegangen. „Im vierten Quartal unterschreiten die Raten regelmäßig die Betriebskosten“, heißt es in dem Bericht. Mit anderen Worten: Die Schiffe verdienen kein Geld, sie kosten Geld.

Sollte man sie dann nicht besser abstoßen? Auch dieser Weg ist verschlossen. Zwar haben sich die Länder bereits von einem Schiff getrennt. In einer Mitteilung des Hamburger Senats heißt es dazu aber: „Ein schneller Abverkauf von Schiffen würde aufgrund der aktuellen Marktlage nur mit unvertretbar hohen Wertabschlägen erfolgen.“

Kreditgeschäft von Kortüm wird überprüft

Dem Papier zufolge wird auch das umstrittene Kreditgeschäft des Hamburger Reeders Bernd Kortüm noch einmal überprüft. Die HSH Nordbank hatte dem Reeder 547 Millionen Euro erlassen, bevor seine Kredite auf die beiden Länder übertragen wurden. Geprüft werde nun, ob der Forderungsverzicht „unter Beachtung banküblicher Sorgfalt erfolgt“ sei.