Timmendorfer Strand. Hier feierten zahllose Promis. Für Timmendorf ist der zerstörte Nautic Club eine Katastrophe. Spekulationen um Brandursache.
Eigentlich sollte es demnächst losgehen. Der Neustart für den traditionsreichen Nautic Club in Timmendorfer Strand war für dieses Jahr geplant. Der Club galt jahrelang als die Toplocation an der Ostsee. 2015 war er geschlossen und von dem neuen Pächter Philipp Klein-Dohse für rund zwei Millionen Euro umgebaut und neu konzipiert worden. Nun sind Dach und Obergeschoss zerstört, die Wiedereröffnung ist in weite Ferne gerückt.
Am Mittwochmorgen geriet die Ladenzeile „Strandpassage“ mit der Diskothek in Brand. „In der Spitze waren 150 Feuerwehrkräfte im Einsatz“, sagte Hartmut Junge vom Kreisfeuerwehrverband Ostholstein. Menschen seien nicht verletzt worden.
Das Feuer war den Angaben zufolge um 4.52 Uhr in der zweigeschossigen Ladenzeile im Ortskern gemeldet worden. Zu der Zeile gehören die seit dem vergangenen Jahr wegen des Umbaus geschlossene Diskothek sowie das Restaurant und die Lounge Nautic Garden, die bereits im Sommer eröffnet wurden.
Gaffer: Wegen des Brandes wurden Straßen gesperrt
Den Hauptbrandherd vermuteten die Experten im Dachbereich des mehrfach umgebauten Gebäudes aus den 70er-Jahren. Daher gestalteten sich die Löscharbeiten schwierig. Wegen des Einsatzes waren der Timmendorfer Platz und die Poststraße gesperrt. „Die Polizei hat einen Sicherheitsbereich eingerichtet und weiträumig abgesperrt“, sagte Feuerwehrsprecher Junge. Für die Urlauber und viele Schaulustige sei es ein „Heidenerlebnis“.
„Es ist total bitter für den Betreiber der Disco“, sagte Joachim Nitz, Tourismuschef von Timmendorfer Strand, dem Abendblatt. „Ich habe gestern noch mit Herrn Klein-Dohse telefoniert. Er war optimistisch, dass es bald losgeht. Für Timmendorf ist der Brand mitten im Ort eine totale Katastrophe“, so Nitz, dessen Büro nur 20 Meter vom Brandort entfernt liegt.
Mehrere Geschäfte in dem abgesperrten Bereich konnten wegen des Feuers am Mittwoch nicht öffnen. Auch in der Ladenpassage mit dem Nautic Club mussten etliche Geschäfte, darunter eine Parfümerie, ein Optiker und ein Schuhgeschäft, geschlossen bleiben.
Tonnen von Löschwasser zerstören Geschäfte
Wie es für die betroffenen Geschäfte weitergeht, ist noch unklar. „So wie ich es einschätze, muss alles abgerissen werden“, mutmaßt Nitz. Da seien Tonnen von Löschwasser reingelaufen. Allerdings sei er kein Experte, betont er.
„Die Feuerwehr hat den Großbrand am Nachmittag unter Kontrolle bringen können“, sagte Feuerwehrsprecher Junge dem Abendblatt. „In der Deckenkonstruktion tauchen aber immer wieder Glutnester auf.“ Mit drei Drehleitern und mehreren Feuerwehrmännern auf dem Dach bekämpfe man diese.
Obwohl es bei dem Brand mächtig qualmte, habe es im Ort keine massive Rauchentwicklung gegeben, sagte Junge. „Wir hatten Glück. Der Rauch zog nach oben ab und direkt zur Ostsee.“ Die Gefahr, dass Nachbargebäude in Mitleidenschaft gezogen werden, habe man glücklicherweise bannen können.
Einsatz nur unter Atemschutz
Es habe sich aufgrund der Bauart des Gebäudes um einen sehr personalintensiven Löscheinsatz gehandelt. Deshalb habe man früh Unterstützung durch umliegende Feuerwehren angefordert. Wehren aus Scharbeutz und Neustadt sowie aus Ratekau und Stockelsdorf halfen beim Einsatz. Vom Amt Lehnsan habe man Atemschutzgeräte ausgeliehen. „Alle Einsätze waren nur unter Atemschutz möglich“, so Junge. Ein Feuerwehrmann könne damit maximal 30 Minuten arbeiten, danach brauche er eine einstündige Pause.
Spekulation: Technischer Defekt? Brandstiftung?
Noch ist die Brandursache unbekannt. War es ein technischer Defekt? Oder gar Brandstiftung? Bis die Polizei Antworten auf diese drängenden Fragen wird liefern können, werden vermutlich noch einige Tage verstreichen. Denn die Brandermittler der Kriminalpolizeistelle Bad Schwartau werden voraussichtlich erst am heutigen Donnerstag die Ruine betreten können. „Die Beamten können erst mit ihren Untersuchungen beginnen, wenn seitens der Feuerwehr keine Einsturzgefahr mehr besteht und die Ruine so weit heruntergekühlt ist, dass ein Betreten gefahrlos möglich ist“, sagte Hauptkommissar Dierck Dürbrook, Sprecher der Polizeidirektion Lübeck.
Es seien aber bereits Zeugen vernommen worden, unter anderem die Anruferin, die den Brand der Feuerwehr am Mittwochmorgen gemeldet hatte. Zudem seien Feuerwehrleute befragt worden, die als Erste am Brandort eingetroffen waren, so Dürbrook. Zur Höhe des Sachschadens konnte die Polizei am Mittwoch noch keine Angaben machen. Der Schaden dürfte in die Millionen gehen“, schätzte Heinz Meyer, Vorsitzender der „Aktivgruppe für Handel und Gewerbe Timmendorfer Strand“. Er selbst ist Besitzer eines Ladens in einem angrenzenden Gebäude.
Prominente feierten im Nautic Club
Seit Anfang der 70er-Jahre war der Nautic Club eine Institution für gute Partys. Urlauber und Einheimische feierten gemeinsam. „Es war ein wirklicher Szenetreff. Was da für Ehen geschlossen oder beendet wurden“, sagt Tourismuschef Nitz mit Blick auf früher. Otto Waalkes und die Klitschko-Brüder hätten im Club gefeiert, ebenso Roberto Blanco.
Jede gastronomische Einrichtung müsse aber nach gewisser Zeit erneuert werden, so Nitz. Der damalige Betreiber habe das nie in Angriff genommen, der Wechsel sei daher wichtig gewesen. Der Brand sei für den Urlaubsort schwer zu verkraften. Man habe sich bereits sehr auf die Wiedereröffnung gefreut. Jetzt müsse man sehen, welches Angebot man den Urlaubern alternativ machen könne. „Im Maritim Hotel gibt es einen Club“, so Nitz, allerdings könne dieser den Nautic Club nicht ersetzen.