Aufgrund der ausufernden Querelen am ersten Tag des AfD-Landesparteitages geriet der Sonntag zum Wahlmarathon.

Die schleswig-holsteinische AfD geht mit Jörg Nobis als Spitzenkandidat in die Landtagswahl 2017. Nobis, der gleichberechtigter AfD-Landeschef mit Bruno Hollnagel ist, wurde am Sonnabend mit großer Mehrheit auf dem AfD-Landesparteitag in Henstedt-Ulzburg (Kreis Segeberg) auf Platz eins der Landesliste gewählt. „Wir werden die innere Sicherheit zum Thema machen“, sagte Nobis bei seiner Vorstellung. Die Zahl der Wohnungseinbrüche sei im vergangenen Jahr um zwölf Prozent gesteigen, die Aufklärungsquote gesunken.

Der 41-Jährige will sich, falls die AfD in den Landtag kommt, vor auch in der Finanz- und Wirtschaftspolitik engagieren. Er kritisierte die Politik von Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) als unsolide. Das Land sei mit mehr als 28 Milliarden Euro verschuldet, rechnerisch habe jeder Schleswig-Holsteiner rund 10 000 Euro Schulden.

Nobis setzte sich gegen den AfD-Direktkandidaten des Wahlkreises Rendsburg Ost, Wolfgang Krause (72) durch. Nobis erhielt im sogenannten Akzeptanzverfahren 104 Ja-Stimmen, 28 Nein-Stimmen bei 6 Enthaltungen. Krause kam auf 37 Ja-Stimmen, 75 Nein-Stimmen und 23 Enthaltungen. Co-Landeschef Hollnagel kandidierte nicht, da er sich um ein Bundestagsmandat bewerben will. Nobis ist nautischer technischer Sachverständiger. Der Diplomingenieur mit Kapitänspatent führt als Geschäftsführer mit einem Kompagnon ein Sachverständigenbüro in Hamburg. Nobis ist verheiratet und hat zwei Söhne.

Einer der ersten Anträge: Parteitag beenden

Der AfD-Landesparteitag hatte mit heftigem Streit begonnen. Mehrere Redner kritisierten den amtierenden Landesvorstand als nicht rechtmäßig gewählt und hielten ihm vor, eigene Interessen zu verfolgen. Heinz Heckendorf vom Kreisverband Herzogtum-Lauenburg überreichte von Storch einen von mehreren Mitgliedern unterschriebenen Antrag, der Bundesvorstand möge den Landesvorstand absetzen. Ein Antrag, den Parteitag zu beenden, wurde nach scharfen Kontroversen mit großer Mehrheit der 156 anwesenden stimmberechtigten Parteimitglieder abgelehnt. Aber die ursprünglich auf der Tagesordnung vorgesehene Wahl der Kandidaten für die Bundestagswahl wurde gekippt.

Zum Wahlmarathon geriet der Landesparteitag am Sonntag. Bis zum Abend sollten alle 25 Kandidaten der Landesliste für die Landtagswahl feststehen. Bis zum Nachmittag waren die ersten fünf Plätze vergeben - nach Nobis an den Lübecker Kriminalbeamten Claus Schaffer, die Juristin Doris von Sayn-Wittgenstein, den Sonderschullehrer und Dozenten Frank Brodehl und den stellvertretenden Landesvorsitzenden und Pressesprecher Volker Schnurrbusch. Alle fünf gehören dem Landesvorstand an. Für die einzelnen Listenplätze gab es oft etwa vier oder fünf Kandidaturen, in einem Fall sogar elf Kandidaten.

Im April erhielt die AfD im Norden bei einer Umfrage 9 Prozent, in bundesweiten Umfragen kam sie im Oktober auf 12 bis 15 Prozent. Zum Auftakt des Parteitags hatte Nobis betont, die AfD habe in Deutschland zu höheren Wahlbeteiligungen geführt und damit die Demokratie gestärkt.

In Grußworten machten Leif-Erik Holm, AfD-Landtagsfraktionschef in Mecklenburg-Vorpommern, und Beatrix von Storch, stellvertretende Parteivorsitzende und Berliner Landesvorsitzende, den Mitgliedern für die Landtagswahl Mut. Holm sagte, auch in Schleswig-Holstein sei mit einem guten zweistelligen Ergebnis zu rechnen, vielleicht sogar mit mehr als 20 Prozent. Von Storch sagte über die AfD-Landesliste für die Landtagswahl: „Es wird die Liste des Grauens - für die anderen.“