Lübeck. Vom 2. Juli bis 28. August sind auf dem Schleswig-Holstein Musik Festival 178 Konzerte geplant. Ein Schwerpunkt: Joseph Haydn.
Es verbietet sich ja, mit Namen zu spielen. Aber das Schleswig-Holstein Musik Festival hat sich für die Programmvorstellung in Lübeck ein wirklich nettes Teekesselchen ausgedacht: Die Gäste waren aufgefordert, aus einem mit Wellen und Wolken bedruckten A-3-Bogen ein Schiffchen zu falten. Klar, Schleswig-Holstein, meerumschlungen und so. Der Clou aber: Das Solistenporträt widmen Christian Kuhnt und die Seinen in diesem Jahr dem österreichisch-britisch-ungarischen Grandseigneur des Klaviers, András Schiff.
Eine kluge Wahl. Der abseits der Bühne notorisch öffentlichkeitsscheue Pianist hat in den Jahrzehnten seiner Weltkarriere Maßstäbe gesetzt. Seine Bach-Recitals sind Legende, seine eigenwillige künstlerische Handschrift hat er in unterschiedlichsten Konstellationen gezeigt. Zehn Konzerte gibt er beim Festival, alle selbst konzipiert. Sie reichen vom Hochamt für Bachs Goldberg-Variationen bis zu einem „Puppentanz“ mit dem Salzburger Marionettentheater.
Der Komponistenschwerpunkt ergibt sich dabei wie von selbst. Im Zentrum des Programms steht dieses Jahr Joseph Haydn. Des Festival beleuchtet den Originellen, Vielseitigen und doch immer noch häufig Unterschätzten aus elf Blickwinkeln mit jeweils eigenen Mini-Reihen, etwa zu seiner Zeit in den Diensten des Fürsten Esterházy, der Beziehung mit dem Werk seiner Zeitgenossen oder auch einzelnen Gattungen.
Das sind allein rund 100 der insgesamt 178 Konzerte zwischen dem 2. Juli und dem 28. August, wobei die Essenz des Programms als eines von 12 Konzerten in Hamburg erklingt: Am 15. August führt Schiff mit der Cappella Andrea Barca in der Laeiszhalle Sinfonien und Klavierkonzerte von Haydn und Mozart auf.
So eng geführt soll ein Programm sein. Zugleich macht Kuhnt keinen Hehl daraus, dass Haydn sich dem breiten Publikum nicht ganz leicht vermitteln lässt. Das dürfte allerdings die beachtliche Riege an Stars ausgleichen. Zufällige Auswahl: Ivo Pogorelich gibt einen Klavierabend, der Geiger Daniel Hope „Familienstücke“, Simone Kermes singt Frühbarockes, und Thomas Hengelbrock dirigiert das NDR Elbphilharmonie Orchester. Für die nötige Breitenwirkung sorgen die Musikfeste, aber auch die Reihe „Luustern“ (Plattdeutsch für „Lauschen“), die fröhlich über den Tellerrand schaut und dafür der Fadosängerin Mariza ebenso eine Bühne bietet wie der französischen Chansonniere Zaz.
Und wer zahlt? Wie immer die Hauptsponsoren, das Land und gut zur Hälfte das Publikum durch Kartenkauf. Das Budget ist mit 8,9 Millionen Euro stabil geblieben. Möge dies so bleiben und dem Festival erlauben, sein dramaturgisches Profil weiter so erfreulich zu entwickeln.