Kiel. Bildungsministerin Britta Ernst äußerte ich am Montag zu der Qualität und Entwicklung von Schulen in Schleswig-Holstein.
Schleswig-Holstein führt zum Februar die vor einigen Jahren abgeschaffte externe Bewertung von Schulen wieder ein - auf freiwilliger Basis. Bisher 7 der gut 800 Schulen hätten Interesse an einer Teilnahme am sogenannten Schulfeedback bekundet, sagte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Montag in Kiel. Den Anfang machen demnach ein Gymnasium und eine Gesamtschule, die nicht genannt werden wollen. Auf die Frage nach der bisher geringen Resonanz bescheinigte Ernst den Teilnehmern eine „mutige Pionierleistung“. Ziel ist ein besserer Unterricht.
Die Freiwilligkeit begründete die Ministerin mit dem Ziel, dass dieses Instrument an den Schulen auch akzeptiert wird. Die Bewertung der Schulen sollen zwei Evaluatoren vornehmen, die am Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen angesiedelt sind. Wer an dem Verfahren teilnimmt, muss eine verbindliche Vereinbarung über Konsequenzen aus den Ergebnissen abschließen. Ziel sei es, einer Schule über den Blick von außen eine fundierte Einschätzung zur Qualität ihrer Arbeit zu geben, sagte Ernst. Zuletzt war der Norden das einzige Bundesland ohne externe Evaluation.
Leistungstest "Vera" soll auf die 6. Klasse ausgedehnt werden
Zum Verfahren gehören Online-Befragungen von Lehrern, Schülern und Eltern, Schulbesuche, Interviews und ein Abschlussgespräch mit der Schulaufsicht über Konsequenzen. Beteiligt ist außer dem Evaluator auch ein „kritischer Freund“, zum Beispiel der Leiter einer anderen Schule.
Die Strategie von Ernst zur Verbesserung der Unterrichtsqualität sieht auch vor, an den Schulen die für die 3. und 8. Klasse vorgenommenen Leistungstests („Vera“) auf die 6. Klasse auszudehnen. Hier wollten 100 Schulen dabei sein. „Stete Überprüfung des Handelns und gegebenenfalls Korrekturen sind wesentliche Merkmale von guter Schule“, sagte die Ministerin. „Das Schulfeedback ist ein wichtiges Instrument zum Besserwerden.
Ernst kündigte außerdem an, vom Herbst dieses Jahres an im zweijährigen Rhythmus einen Landesbildungsbericht vorzulegen. „Seriöse Bildungspolitik muss sich auf gefestigte Erkenntnisse, auf eine gute Grundlage von Zahlen, Daten und objektiven Informationen stützen können“, sagte sie zur Erläuterung.
Opposition kritisiert Evaluation und benennt andere Probleme
Massive Kritik kam aus der Opposition. „Es ist kein Wunder, dass an dem Placebo Schulfeedback nur eine Handvoll Schulen teilnimmt“, sagte die CDU-Bildungspolitikerin Heike Franzen. „Die Kollegien sind trotz akuten Lehrermangels mit der Integration von Flüchtlingen in den Unterricht beschäftigt, während sie noch die Folgen der jüngsten rot/grün/blauen Bildungsreformen abfedern müssen.“ Ernst blende Probleme konsequent aus und rede Rahmenbedingungen schön.
„Wenn man den Schulen nicht die Mittel bereitstellt, um etwaige Probleme zu beheben, dann hilft auch die schönste Evaluation nichts“, befand die FDP-Bildungspolitikerin Anita Klahn. Vorrangige Baustellen seien Unterrichtsversorgung und Fachlehrermangel. Ernst drehe an den falschen Stellschrauben. „Wir brauchen höhere Bildungsstandards, wir brauchen mehr Leistungsförderung und wir brauchen eine bessere personelle Ausstattung.“
Auch der Pirat Sven Krumbeck äußerte sich skeptisch. „Die besten Evaluatoren sind unsere Lehrer, Schüler und Eltern“, sagte er. „Sie kennen ihre Schule besser als jeder Fachmann.“
Aus Sicht der Grünen Anke Erdmann könnte Schleswig-Holstein deutlich weiter sein, da es bis 2009 Vorreiter bei der modernen Form des Schul-TÜVs gewesen sei. Schwarz-Gelb habe das dann abgeschafft. „Schleswig-Holstein stand im Abseits und hatte fortan als einziges Bundesland kein System der Schulevaluation“, rügte Erdmann.