Umweltminister Habeck und zahlreiche Freiwillige haben am Freitag rund 500 Kilometer Küstenlinie an der Nordsee von Müll befreit.
St. Peter-Ording. Im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer haben am Freitag viele Freiwillige die Strände gesäubert. Mit Mülltüte und Handschuhen „bewaffnet“ gingen Umweltminister Robert Habeck (Grüne) sowie mehrere hundert Freiwillige an rund 30 Orten zwischen der dänischen Grenze und Büsum sowie auf vielen Inseln und Halligen auf „Müllstreife“. Sie befreiten rund 500 Kilometer Küstenlinie von leeren Wasserflaschen, alten Badelatschen und Plastikmüll.
Die Sammelaktion unter dem Motto „Watt’n Müll“ war nach Angaben des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) die letzte von mehreren Veranstaltungen zum 30. Nationalparkgeburtstag in diesem Jahr. „Der Müll belastet unsere Meere, Küstenlandschaften und insbesondere die sensible Natur in Meeresschutzgebieten wie unserem Nationalpark Wattenmeer“, sagte Habeck. Besonders gefährlich sei der Plastikmüll.
„Einer aktuellen Studie des Umweltbundesamtes zufolge landen pro Jahr bis zu 30 Millionen Tonnen Plastikmüll in den Weltmeeren, davon 3,4 bis 5,7 Millionen Tonnen in Europa“, sagte LKN-Sprecher Hendrik Brunckhorst. Abfälle in großen Mengen können Teile des Meeresbodens bedecken und zu Schädigungen führen. „Laut Naturschutzbund Deutschland liegen schätzungsweise 600 000 Kubikmeter Müll auf dem Grund der deutschen Nordsee“, sagte Brunckhorst.
Auch das Wattenmeer sei stark mit Plastikmüll belastet: Rund dreiviertel des Mülls seien Kunststoffe, sagte Brunckhorst: An hundert Metern Strand würden durchschnittlich sieben Plastikdeckel und –Verschlüsse liegen, fünf Plastikfolien, fünf Plastiktüten und vier Luftballons. Im Mittel werden rund 200 Müllteile pro 100 Meter entdeckt, sagte er: „Die Mengen haben sich in den vergangenen Jahren kaum verändert.“
Plastik ist extrem beständig und kann über Jahrzehnte, teils wohl über Jahrhunderte in der Umwelt verbleiben. Im Meer werden im Laufe der Zeit größere Plastikteile stark zerkleinert, sie sinken dann von der Oberfläche in die Tiefe der Meere ab. Vor allem über die biologischen Auswirkungen dieser Mikroteilchen ist bisher nur wenig bekannt. Nach Angaben des WWF finden sie sich in vielen marinen Organismen, in Muscheln, Fischen oder auch Fischlarven.
Nach Ansicht der Wissenschaftler gibt es zwei Möglichkeiten, die Plastik-Verschmutzung der Meere aufzuhalten: Die Entsorgung verbessern und den Plastik-Verbrauch einschränken.